Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
Vom Netzwerk:
Re­ak­ti­on ge­führt hat­ten –, und da­zwi­schen ver­such­te sie, mich zu trös­ten.
    »Ist doch al­les in Ord­nung. Du hast heu­te abend ei­ne Men ge durch­ge­macht. Und wahr­schein­lich hast du dich noch nicht ganz an­ge­paßt. Das pas­siert oft, ha­be ich ge­le­sen.«
    »Ge­le­sen?«
    »Ich le­se ei­ne Men­ge Be­rich­te aus – aus dei­ner Welt. Ich glau­be, aus Neid. Ich weiß nicht, sie sind viel in­ter­essan­ter als die, mit de­nen man uns füt­tert. Denn es sind dei­ne Leu­te, die al­le für uns be­stimm­ten Pu­bli­ka­tio­nen be­sor­gen. Un­se­re Kunst ist das ein­zi­ge, was für mich le­bens­wich­tig ist. Hier, was spürst du jetzt?«
    Sie küß­te mich und öff­ne­te mir den Mund mit Be­we­gun­gen ih­rer Lip­pen und be­stimm­ten Ma­nö­vern ih­rer Zun­ge. Ih­re Zun­ge hat­te bei ih­ren Er­kun­dun­gen in mei­nem Mund ei­ne phä­no­me­na­le Reich­wei­te. Nach dem Kuß frag­te Bru: »Ist es jetzt bes­ser?«
    »Das hängt da­von ab, was du meinst. Es hat mir ge­fal­len, es war wun­der­bar, aber mein Kör­per will ein­fach nicht.«
    »Du bist zu ner­vös, oder viel­leicht bist du ein biß­chen zu be­trun­ken. Nimm’s leicht.«
    »Ich wünsch­te, ich könn­te es leicht­neh­men. Aber ich wer­de zu sehr an zu vie­le frü­he­re Näch­te er­in­nert, als ich – als ich, nun, als ich ihn für Se­le­na nicht hoch­be­kom­men konn­te. Sie war lieb und nett, ge­nau wie du. Und aus Sex mach­te sie sich so­wie­so nicht viel. Aber das Pro­blem war schlim­mer, als sie sich vor­stell­te. Ich spür­te die be­gin­nen­de Er­re­gung, und ich mein­te, es ge­be kei­ne Hin­der­nis­se für mich, ich wür­de so ag­gres­siv sinn­lich wer­den, daß ich nicht ein­mal mehr mei­ne Tech­nik kon­trol­lie­ren kön­ne. Dann ge­sch­ah im­mer et­was, als ste­he ich plötz­lich au­ßer­halb mei­nes Kör­pers und se­he zu, wie mein tö­rich­tes, hit­zi­ges, ani­ma­li­sches Ich die­sen gro­tes­ken, dumpf mo­ti­vier­ten Ge­schlechts­akt aus­führ­te. Es kam mir so dumm vor, für einen Drang, wie ihn auch ein Rhe­sus­af­fe oder ein Wal­roß oder al­le die La­bo­ra­to­ri­ums­mäu­se in der En­kla­ve hat­ten, nach emo­tio­na­len Vor­wän­den zu su­chen. Ich dach­te –«
    »Hör auf, das ist mir al­les zu kom­pli­ziert. Viel­leicht ist es bes­ser, wenn du nicht dar­über sprichst. Ent­span­ne dich ein­fach, und ich …«
    »Aber ich kann mich nicht ent­span­nen! Ich – ich ha­be mich auf die­se Ab­wechs­lung von mei­nem frü­he­ren Le­ben mehr ge­freut als sonst ir­gend­wer. Ich dach­te, mein – mein Pro­blem sei mit dem neu­en Kör­per ge­löst. Die Vor­freu­de auf die Er­neue­rung war für mich in mei­nem letz­ten Le­bens­drit­tel das Wich­tigs­te. Ich konn­te nie …«
    »Still, still. Jetzt brauchst du dir kei­ne Sor­gen mehr zu ma­chen. Ver­giß das al­les. Du bist …«
    »So ein­fach ist es nicht, Bru. Es ist eben nicht so ein­fach. Ver­stehst du nicht, was es be­deu­tet?«
    »Wie soll­te ich? Wie …«
    »Es be­deu­tet – es be­deu­tet, wel­chen Kör­per ich auch er­be, wie ge­sund er nach sei­nen äu­ße­ren Merk­ma­len auch ist, die­se ver­schro­be­ne se­xu­el­le Ein­stel­lung wird mir im­mer blei­ben. Es be­deu­tet, daß einen das Er­neu­ern nicht än­dert, daß es mich nicht än­dert. Ich bin im­mer noch der­sel­be. Nichts wird sich je­mals än­dern, nichts wird sich je­mals bes­sern, nichts –«
    Bru mach­te mei­nem To­ben durch einen Kuß ein En­de. Es war ein zärt­li­cher, be­ru­hi­gen­der, bei­na­he keu­scher Kuß.
    »Ich fin­de«, er­klär­te sie, »daß du düm­mer bist als die meis­ten Er­neu­er­ten, die ich je ge­se­hen ha­be.«
    Ich lach­te. Ih­re freund­li­che Art ver­rin­ger­te all­mäh­lich mei­ne Ner­vo­si­tät.
    Nach ein paar Mi­nu­ten ver­such­ten wir es noch ein­mal. Und dann wie­der, und je­des­mal war ich so er­folg­los wie beim ers­ten. Bru wand­te die meis­ten der tra­di­tio­nel­len Me­tho­den der Sti­mu­lie­rung an, aber mir war kei­ne Re­ak­ti­on zu ent­lo­cken.
    Schließ­lich wur­den wir uns ei­nig, daß wei­te­res Her­um­pro­bie­ren kei­nen Zweck ha­be.
    Ich schlief ein. Als ich er­wach­te, schi­en Ta­ges­licht durch die na­del­spit­zen­großen

Weitere Kostenlose Bücher