Alicia II
unter mir feste Form anzunehmen. Bru schob mich sanft zurück und kletterte geschickt auf das Bett. Vor jeder größeren Bewegung hielt sie inne, damit der Mechanismus sich nach der neuen Lage der Benutzer ausrichten konnte. Bald waren wir beide in der Mitte. Gar nicht wie ein Liebhaber klammerte ich mich an Bru fest. Ihre Verwünschungen halfen, daß ich mich entspannte. Sobald sich mein Körper einmal angepaßt hatte, gefiel mir das Bett. Man schwebte darauf buchstäblich wie auf einer Wolke.
»Schön?« flüsterte Bru.
»Sehr schön.«
»Das wußte ich. Das erstemal in diesem Bett bringt immer mehr Spaß, mehr Aufregung. Und das ist auch für mich mehr Spaß.«
»Dann laß die Lustbarkeiten beginnen.«
Sie lachte und stieß mich in die Rippen.
»Bist du ganz sicher, daß du kein Ringkämpfer bist? Kein Schauspieler, den irgendwer geschickt hat, um mir einen Schabernack anzutun? Bist du Schauspieler, Vossilyev Geraghty?«
»Nein. Nein, das glaube ich nicht.«
»Ah, ein Element des Zweifels. Dann werden wir prüfen müssen, wie gut du in der Vorstellung bist.«
Als Bru mir aus meinen Kleidern half, stellte ich fest, daß die Luftströme das Entkleiden erleichterten. Für Bru war es noch einfacher. Im Knien faßte sie nach hinten und berührte ihr Kleid. Sein Halsausschnitt erweiterte sich bis auf Schulterbreite und glitt langsam hinunter, immer dicht an ihren Körper geschmiegt, was die Wirkung sehr sinnlich machte. Sie war dünn, worauf nach ihrer Kleidung nicht unbedingt zu schließen gewesen war, aber ausgezeichnet proportioniert: winzige Brüste, schmale Hüften, enge Taille, und alles zusammen näherte sich klassischer Vollkommenheit. Aber ich sollte nicht Zuflucht zu so abgedroschenen Phrasen nehmen, um sie zu beschreiben. Bru war schön. Wenigstens schien sie in diesem Augenblick schön zu sein. Ich sah sie an, und der Gedanke ließ sich nicht verscheuchen, wie erfreut die Erbin dieses Körpers – und sie würde ihn schon in drei oder vier Jahren in Besitz nehmen – sein würde. Der Gedanke freut mich heute, in der Erinnerung, ebenso wenig wie damals.
Sie legte sich nieder, schmiegte sich an mich, ließ ihre Zunge über meine Unterlippe gleiten und flüsterte: »Hast du nicht etwas von Lustbarkeiten gesagt?«
Es war das erste Mal seit sehr langer Zeit, daß ich die Haut einer Frau spürte. Ich konnte mich an das letzte Mal, als Selena sich verliebt an mir gerieben hatte, nicht mehr erinnern.
Ich hätte sofort reagieren müssen. Am ganzen Körper hatte ich Gänsehaut, und ich hätte es zu gern getan. Und trotzdem fühlte ich mich so gleichgültig wie bei den letzten Paarungen mit Selena. Ich wünschte mir verzweifelt, daß plötzliche Leidenschaft meinen Körper überflutete, daß sich der Drang, es hinter mich zu bringen, mit dem Wunsch nach Verzögerung mischte, daß ich irgendwie auf Brus Körper reagierte, der sich auf meinem wand. Statt dessen war ich so kalt, als werde mir das Blut von einem arktischen Wind durch die Adern getrieben.
Bru merkte es und gab beruhigende Laute von sich, wie sie es vielleicht bei einem kleinen Kind getan hätte. Ich berührte sie an verschiedenen Stellen, ich suchte bewußt die erogenen Zonen, ich gab mir verzweifelte Mühe, mich zu einer körperlichen Reaktion zu zwingen.
»Ruhig, ruhig«, flüsterte Bru. »Wir haben viel Zeit.«
»Das ist es nicht, es ist …«
Aber ich konnte die richtigen Worte nicht finden, um ihr zu erklären, was ich empfand.
Bru rutschte von meinem Körper. Wie eine weiche Welle, die unter mir dahinzog, kompensierte das Bett den Stellungswechsel. Bru knabberte an meinem Ohr und streichelte meine Brustwarzen – die beiden Stellen, die sogar beim Zusammensein mit Selena für gewöhnlich zu einer genitalen
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