Alicia II
stellte mich zurecht und richtete die Aufnahmegeräte auf alle Teile meines Körpers. Er unterbrach meine Geschichte mit Aufforderungen, den Atem anzuhalten oder mich zur Seite zu drehen. Ich war mir der verschiedenen Geräusche nur schwach bewußt, die die medizinischen Geräte machten, wenn sie sich auf verschiedene Höhen und Tiefen meines Körpers einstellten. Bens Ausrüstung kam mir noch klappriger als früher vor. Die Untersuchung dauerte sehr lange.
Als ich meinen Bericht schloß, war ich wieder angezogen, und wir warteten darauf, daß die Diagnose ausgedruckt wurde.
»Warum gibst du keinen Kommentar ab?« fragte ich Ben, als ich es nicht mehr mit ansehen konnte, daß er schweigend an seinem Ohr zupfte, als sei es ein kaputter Klingelzug.
»Leider das, was ich befürchtet hatte. Was ich dir gestern sagte.«
»Ich weiß nicht mehr, was du mir gestern gesagt hast.«
»Sabotage. An deinem Körper wurde Sabotage verübt.«
»Im Beinhaus.«
»Was?«
»Ach, nichts. Ich weiß nicht einmal, warum ich das gesagt habe, warum das wichtiger sein soll als – erkläre mir, was du meinst. Was hat man – was hat er meinem – diesem Körper angetan?«
»Verzeih mir. Ich wollte es dir nicht so grob beibringen. Ich werde alt und …«
»Mach dir keine Gedanken über Stilfragen. Wir werden später darüber abstimmen, ob du das richtige Benehmen hast. Gib mir die Diagnose. Gleich, Ben!«
Er setzte sich auf den Rand seines Schreibtischs und blickte auf mich herab. Viel zu väterlich, dachte ich.
»Nein, du mußt mir verzeihen. Du bist ein Freund, und, offen gesagt, dies ist unerfreulich für mich, ganz …«
»Was, Ben, was?«
»Voss, die – die Schwierigkeiten, die du heute nacht mit diesem Mädchen hattest, waren nicht psychisch bedingt. Es waren keine wiederauferstandenen Traumata aus deinem früheren Leben. Unterbrich mich nicht, hör zu. Du hattest heute nacht keine, keine Chance auf sexuellen Erfolg. Welcher Arzt deinen Körper auch unter dem Messer gehabt haben mag, er hat sehr gründliche Arbeit geleistet. Ich bin sicher, bei so gut wie keiner Untersuchung in der Erneuerungskammer hätte das entdeckt werden können. Was man da getan hat, ist kompliziert und teuflisch. Und unglücklicherweise liegt in dieser Sabotage eine gar nicht beabsichtigte Ironie, wenn du entschuldigst, daß ich in diesem Fall von Ironie spreche. Diesen Körper hat genau der Richtige geerbt. Wenn sie es sich hätten aussuchen können, wäre es ihnen nicht möglich gewesen, ein besseres Opfer zu finden. Es ist eine sehr, sehr schwierige Operation, und das in mehr als einer Beziehung. Sie haben einige der Nerven, die von deinem unteren Rückenmark ausgehen, verändert und teilweise entfernt. Das sind die Nerven, die die sexuelle Reaktion auf Stimuli kontrollieren und den Prozeß einleiten, der den Penis während der sexuellen Aktivität vergrößert. Und das ist nicht einmal alles. Sie haben auch an den Nerven in deinem Penis herumgepfuscht, die gleichfalls sexuelle Reaktionen hervorrufen. Außerdem scheinen sie etwas an der Harnröhre gemacht zu haben, beziehungsweise am Inneren dieses Traktes. Wenn Sperma in ihn eindränge, würde das furchtbare Schmerzen hervorrufen. Und als die gottverdammten Witzbolde, die sie sind, haben sie auch deine Prostata entfernt. Das ist nichts als eine zusätzliche Grausamkeit, weil diese Drüse das einzige ist, was ersetzt werden könnte, und mit den anderen gottverdammten Veränderungen brauchten sie sich über eine Transplantation keine Gedanken zu machen. Wer das getan hat, verfügt über eine unvergleichliche chirurgische Technik, glaub mir. Die Maschine hat sogar noch weitere Eingriffe in der
Weitere Kostenlose Bücher