Alicia II
anziehend, und deshalb kam ich mir albern vor, weil ich zu so vielen Winkelzügen Zuflucht nehmen mußte, um sie von mir fernzuhalten. Von Zeit zu Zeit hatte sie ihr Angebot erneuert, und es war mir eine angenehme Erinnerung, wie sie in besonders sinnlicher Stimmung ihren Körper an meinem gerieben hatte. Als ich jetzt ihr verletztes Gesicht betrachtete, wünschte ich, ich hätte das Geheimnis meiner Impotenz nicht bewahrt, sondern ihr die Wahrheit gestanden und ihr dann angeboten, ihr zu Diensten zu sein, sie auf Kosten meiner eigenen lächerlichen Unfähigkeit zu befriedigen. Ich kehrte in mein Quartier zurück und zog in Erwägung, über Stacy herzufallen, ihm ins Gesicht zu schlagen, bis es ebenso verunstaltet war wie Sallys. Er war nicht da. Ich ging schlafen.
Am Morgen erschien eine Delegation meiner Kollegen und gab feierlich bekannt, es müsse etwas wegen Stacy unternommen werden. Um sie hinzuhalten, fragte ich, warum.
Obwohl sie wußten, daß ich den Aufenthaltsraum als erster betreten hatte, beschrieben sie mir den Überfall in Einzelheiten, die auszuschmücken ihnen ein Genuß zu sein schien. Dann traten sie zurück und warteten auf meine Verteidigung. Zwar respektierte ich die Sitten und Bräuche meiner Kollegen nicht, aber ich mußte doch zugeben, daß sie Grund zu einer Anklage hatten. Mit leichtfertigen Redensarten wie sonst konnte ich sie nicht wegschicken. Ich fragte, was sie sich vorgestellt hätten. Ihre Sprecherin antwortete, Stacy solle weggeschickt, auf irgendeinen neuen Planeten versetzt werden, wo er soviel Unheil stiften könne, wie er wolle. Darauf sagte ich, natürlich, wenn das der Wille unseres Kommandeurs sei, würde ich mich ihnen nicht in den Weg stellen, sobald sich Stacys Schuld einwandfrei erwiesen habe. Alle gleichzeitig gaben verlegene Geräusche von sich. Wie sich herausstellte, wollte Sally Aden, die wieder bei Bewußtsein war, Stacy nicht anklagen. Sie sagte, sie sei lediglich über das Gestell mit der Sammelkasse gestolpert. Eine Beschuldigung Stacys würde sie nicht zu Protokoll geben. Natürlich hatte ich gesehen, daß das Gestell umgekippt war, als sie schon am Boden lag, und daß Stacy dann noch auf sie hatte einschlagen wollen. Aber ich fragte die Delegation noch einmal, was sie von mir erwartete.
Sie sagten, da ich der erste Augenzeuge am Schauplatz gewesen sei – im Grunde der einzige Augenzeuge, da Sallys Körper schon schlaff geworden war, als die anderen hereinkamen –, solle ich den Kommandeur aufsuchen. Mir kam plötzlich zu Bewußtsein, daß ich allein die gegen Stacy erhobenen Beschuldigungen untermauern konnte und daß ich deshalb meinen Kollegen gegenüber im Vorteil war. Sie konnten sich denken, daß ich mehr gesehen hatte als sie, aber sie wußten nicht, was es war. Ich lehnte es ab, eine Zeugenaussage zu machen. Nach weiterem Hin- und Herreden gaben sie nach, verlangten aber, ich müsse Stacys Versetzung beantragen oder ihn veranlassen, es selbst zu tun. Das allein sei anständig gehandelt, erklärten meine unfreundlichen Kollegen pompös. Jetzt war ich dran, verlegen »Hm« zu machen. Ich sagte, ich wolle sehen, was sich tun ließe.
Als ich Stacy wieder zu fassen bekam, weigerte er sich von neuem, sich zu verteidigen. Den Angriff gab er zu. Doch das war mir keine Hilfe, weil ich bereits wußte, daß er, zumindest technisch, schuldig war. Es war zum Verzweifeln, daß er, wie ich ihn auch drängte, nicht einmal mildernde Umstände nennen oder mir erzählen wollte, was ihn zu seiner Tat provoziert habe. Ich war machtlos. Schon zum Gehen gewandt, fragte Stacy mich, ob er sich auf eine Versetzung vorbereiten solle.
Ich
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