Alicia II
Kriegserklärung.
Es griff Stacy an.
Zuerst sah ich nur einen grauen Schatten. Für mich sah es aus, als wickele sich eine Masse aus Drahtisolierung um Stacy.
Er ging sofort zu Boden und bewegte sich nicht mehr. Ich reagierte instinktiv, zog meine Handfeuerwaffe und verschoß die ganze Ladung auf den Angreifer. Ohne Resultat. Die Kreatur wurde unter dem Beschuß größer und nagelte Stacy jetzt am Boden fest.
»Es … durchbohrt mich mit irgend etwas«, sagte Stacy. Es war keine Panik in seiner Stimme, er wollte mich nur mit einer relevanten Information versorgen.
Ich sprang das Biest an, krallte die Hände in seine Oberfläche – ich muß schon Oberfläche sagen, weil es nichts war, das sich nach Haut anfühlte. Es hatte die Konsistenz von angehäuftem Staub. Die Oberfläche gab dem Druck sofort nach, und meine Hände sanken ein gutes Stück ein. Nun fühlte ich den Körper oder das Herz oder den Kern des Wesens. Meine Füße standen noch fest auf dem Boden, und ich konnte genug Hebel Wirkung erzielen, um an der Masse zu ziehen. Mit überraschender Leichtigkeit ließ sie sich von Stacy wegreißen.
Das Geschöpf wandte seine Aufmerksamkeit mir zu und schien sich neu zu formieren. Mit einer Kraft, die in gar keinem Verhältnis zu seinem geringen Gewicht stand, schob es mich gegen einen Stoka-Baum. Nun wickelte es mich ein und den Baum gleich mit. Ich spürte den stechenden Schmerz an verschiedenen Körperstellen. Stacy war nicht imstande aufzustehen. Mühsam brachte er eine Hand nach unten, um seine Waffe zu ziehen. Seine Bewegungen, so legten wir es uns später zurecht, waren so langsam, weil das, was das Biest uns injiziert hatte, eine lähmende Wirkung auf unsere Körper hatte. Als Stacy die Waffe endlich gezogen hatte und zielte, stellte er fest, daß sich an der Stelle, wo der Kopf des Tieres zu vermuten war, auch mein Kopf befand. Ohne seiner eigenen Schmerzen zu achten, zog er sich mit großer Anstrengung über den Boden nahe an das Wesen heran. Ich verlor allmählich das Bewußtsein. Einen Augenblick lang war mir, als könne ich die Gedanken des Tiers lesen, in denen sich mir, wie ich meinte, eine ganz logische, philosophische Begründung für meinen Tod präsentierte. Ob das eine Halluzination oder wirklich Telepathie war, habe ich nie herausgefunden. Wahrscheinlich wäre ich gestorben, wenn Stacy der Kreatur nicht eine tödliche Ladung durch den Kopf gejagt hätte.
Als sie von mir abfiel, schien sie sich teilweise aufzulösen, noch ehe sie den Boden erreichte. Jetzt verlor ich wirklich das Bewußtsein. Als ich wieder zu mir kam (an Bord des Vogels, in den Stacy mich irgendwie gezerrt hatte), erzählte mir Stacy, das Biest habe sich weiter aufgelöst und nichts als ein Häufchen grauer Materie wie Asche hinterlassen. Mein Kopf klärte sich, und ich sagte zu Stacy: »Danke, du hast mir das Leben …«
»Du mir auch. Wir sind quitt.«
»Aber mir ist es ein Bedürfnis, dir trotzdem …«
»Nein.«
»Warum nicht? Warum soll ich nicht die Befriedigung …«
»Kann ich nicht leiden.«
»Du hältst eine Lebensrettung für nichts Besonderes?«
»Habe ich nicht gesagt.«
»Und?«
»Doch.«
»Als du am Boden lagst und das Tier dich mit seinem Stechapparat stach, wolltest du da gerettet werden? Warst du nicht froh, daß ich das Wesen von dir weggezogen habe?«
»Glaube schon.«
»Du glaubst es? Hast du keine Dankbarkeit empfunden, daß ich dir mit meiner Geistesgegenwart und körperlichen Behendigkeit das Leben gerettet habe?«
»Es hat mir etwas Sorgen gemacht, wie ich mich schnell genug bewegen sollte, um dich zu retten.«
»Aber zuerst habe ich dich gerettet, verdammt noch mal.«
»Stimmt.«
»Und was du für mich …«
»Es war deine Pflicht.«
»Meine Pflicht, dir das Leben
Weitere Kostenlose Bücher