Alicia II
hätten, wäre der wichtige Durchbruch vielleicht nicht erfolgt. Ein risikofreudiger Mensch von der Art der nicht näher beschriebenen, jedenfalls aber tollkühnen Krieger aus der Ilias schlich sich in der Nacht aus dem Lager des Erkundungsteams.
Mit gestohlenen Geräten fand er den Nebelfleck und marschierte geradewegs hinein. Niemand hat jemals herausgefunden, was er im Sinn hatte oder wieso er glaubte, er werde innerhalb des Nebels ungefährdet sein. Er war es nicht.
Er betrat den Nebel und blieb nicht länger als der erste Eindringling drinnen. Im Lager wurden mehrere Leute von seinen aus der Ferne herüberschallenden Schreien alarmiert, beziehungsweise aufgeweckt. Es kostete sie geraume Zeit, sich zusammenzureimen, was geschehen war, aber glücklicherweise brauchten die Aufzeichnungsgeräte keine Schrecksekunde zu überwinden. Als die Leiche des Mannes ins Lager gebracht worden war, entdeckte einer der Techniker bei der Überprüfung der ausgedruckten Daten, daß es leichte Abweichungen in der Anordnung gab. Die darauffolgende Analyse zeigte, daß sich ein Teil des Nebels unmittelbar vor dem Eindringen unseres unglücklichen Abenteurers und während dessen Aufenthalts in seiner Zusammensetzung verändert hatte. Obwohl die Veränderung kompliziert und vielgestaltig war und die daraus hervorgegangenen Verbindungen nichts glichen, was wir bisher auf Coolidge entdeckt hatten, konnten ihre Elemente Schritt für Schritt vom Bekannten zum Unbekannten analysiert werden. Es sei möglich, die Anpassungssysteme den Nebelveränderungen entsprechend umzubauen, behaupteten unsere Experten. Aber zuerst müßte ihre Hypothese getestet werden. Die Zeit war reif dazu, sagte man mir, daß ich mein Glück innerhalb des Nebels versuchte.
Die Mission wurde mir erklärt: Es bestand eine gewisse Wahrscheinlichkeit, daß meine Kollegen unrecht hatten. Die chirurgische Umgestaltung des Anpassungssystems, die mir das Atmen ermöglichen sollte, konnte schließlich doch wirkungslos bleiben. Es gab keine Garantie dafür, daß unsere Instrumente, entworfen und bestimmt für die Aufzeichnung uns bekannter Phänomene, ein solches Phänomen genau vermaßen. Es gab viele Variable. Und, sagte man mir, ich müsse nicht gehen. Für mich bedeutete das natürlich eine Herausforderung.
6
Ich bat darum, daß mir Stacy zur Bedienung der Instrumente auf die Mission mitgegeben werde. Es waren nur kleine Geräte, die ausführliche Informationen an die umfangreichere Ausrüstung im Lager des Teams zurücksenden sollten. Ich sagte es Stacy, und er antwortete mit Schweigen.
»Du möchtest doch mitkommen, nicht wahr?« fragte ich.
»Habe ich nicht gesagt.«
»Was hast du denn gesagt?«
»Gar nichts.«
»Oh. Ja.«
Dabei ließ ich es. Als ich zum Arzt ging, der den Eingriff zur Änderung des Anpassungssystems mit mir besprechen wollte, fand ich heraus, daß für Stacy keine solche Operation angesetzt worden war. Ich stürmte aus dem Sprechzimmer und bekam unsern Kommandeur im botanischen Labor zu fassen. Wir diskutierten dort in einem wirren Dschungel, der nichts ähnlich sah, was es auf der Oberfläche dieses Planeten gab. Der Kommandeur sagte, Stacy, der nicht im Nebel arbeiten solle, brauche keine Operation, die kompliziert und teuer sei. Ich bestand darauf, Stacy müsse für einen eventuellen Notfall angemessen geschützt werden oder ich würde nicht in den Nebel eindringen. Nach einigen verworrenen Einwänden vollführte der Kommandeur ein paar bürokratische Schwenkungen und genehmigte meinen Antrag. Ich ging wieder zu Stacy
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