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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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und sag­te: »Ich ha­be dir so­eben das Le­ben ge­ret­tet.«
    »Da­von ha­be ich nichts ge­merkt.«
    Ich fühl­te mich ganz als der wa­cke­re An­füh­rer, für den der Schutz sei­ner Ka­me­ra­den als ers­te Tu­gend gilt, und be­rich­te­te ihm, wie ich un­serm Kom­man­deur die Zu­stim­mung für die Ope­ra­ti­on ab­ge­run­gen hät­te. Sta­cy hör­te oh­ne er­kenn­ba­res In­ter­es­se zu.
    »Du wirst al­so heu­te abend zur glei­chen Zeit wie ich ope­riert wer­den. Nun, willst du dich nicht bei mir be­dan­ken?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Ope­ra­ti­on.«
    »Was paßt dir an der Ope­ra­ti­on nicht?«
    »Bin da­ge­gen.«
    »Komm, komm, Sta­cy. Willst du denn nicht ope­riert wer­den?«
    »Wenn ich die Wahl hät­te, nein.«
    »Du mußt dich aber ope­rie­ren las­sen.«
    »Ist mir klar.«
    Sta­cy ließ sich sei­ne Ab­nei­gung nicht an­mer­ken, als er sich un­ter das Mes­ser leg­te. Wir wa­ren bei­de wäh­rend der Ope­ra­ti­on bei Be­wußt­sein. Ich ge­noß es, ei­nem Arzt beim Auf­schnei­den mei­ner Brust zu­zu­se­hen, oh­ne phy­si­schen und psy­chi­schen Schmerz zu emp­fin­den, und da­bei zu wis­sen, daß es auch kei­nen post­ope­ra­ti­ven Schmerz ge­ben wür­de. Der Arzt stu­dier­te mein In­ne­res einen Au­gen­blick, und dann wink­te er den Tech­ni­ker her­bei. Der Tech­ni­ker, der spe­zi­ell prä­pa­rier­te Hand­schu­he trug, ar­bei­te­te be­hut­sam an mei­nem An­pas­sungs­sys­tem. Er öff­ne­te einen Teil, setz­te Tran­sis­to­ren ein, wech­sel­te ein paar Ele­men­te aus, schloß das Ding wie­der und wand­te sich sei­nen An­zei­gen zu. Der Chir­urg näh­te mich wie­der zu. Im Spie­gel konn­te ich se­hen, wie die Ope­ra­ti­ons­nar­ben lang­sam ver­blaß­ten und ver­schwan­den. Auf mei­ner Haut blieb kei­ne Spur zu­rück, daß an die­ser Stel­le ein Ein­griff er­folgt war. Ich war so be­ein­druckt von der Art, wie die chir­ur­gi­sche Ar­beit aus­ge­führt wur­de, daß ich über­leg­te – es war ei­ner der sel­te­nen Au­gen­bli­cke, in de­nen ich über das The­ma nach­dach­te –, ob sie die mei­nem Kör­per auf der Er­de an­ge­ta­ne Sa­bo­ta­ge wohl re­pa­rie­ren könn­ten. Ich be­zwei­fel­te es, aber ich hät­te sie trotz­dem bei­na­he da­nach ge­fragt. Ich hat­te es je­doch nie über mich ge­bracht, ir­gend wem auf Coo­lid­ge mein Pro­blem ein­zu­ge­ste­hen, und des­halb war es ein biß­chen schwie­rig, ei­ne Lö­sung zu fin­den.
    Nach der Ope­ra­ti­on blieb ich auf ei­nem Ru­he­bett lie­gen und war­te­te, bis Sta­cy fer­tig war. Er sah dem Vor­gang nicht zu, er starr­te zur De­cke und zeig­te kei­ne Re­ak­ti­on auf mein ge­le­gent­li­ches Kie­bit­zen. Da­nach klopf­te ich ihm auf die Brust und frag­te: »Fühlst du dich an­ders als vor­her?«
    »Phy­sisch oder phi­lo­so­phisch?«
     
    Mei­ne letz­ten In­struk­tio­nen lau­te­ten, ich sol­le kein un­nö­ti­ges Ri­si­ko ein­ge­hen und nichts auf­grund ei­ge­ner An­nah­men un­ter­neh­men. Ich hat­te nichts an­de­res zu tun, als ei­ne Be­stä­ti­gung da­für zu lie­fern, daß das An­pas­sungs­sys­tem er­folg­reich ver­än­dert wor­den war. Ich nick­te zu­stim­mend, aber ich dach­te mir, die Vor­sicht wis­sen­schaft­li­cher Bü­ro­kra­ten sol­le mir kein Hemm­schuh sein. Man kann leicht zu­stim­men, wenn man schon weiß, was man auf je­den Fall tun wird.
    Am nächs­ten Tag wur­den Sta­cy und ich zum La­ger des Teams ge­flo­gen, und am Mor­gen dar­auf mach­ten wir uns zu der Stel­le auf, wo der nächs­te Ne­bel­fleck zu­letzt be­ob­ach­tet wor­den war.
     

 
7
     
    Der uns um­ge­ben­de Dschun­gel schi­en aus nichts an­de­rem zu be­ste­hen als aus schwar­zen, grau­en und brau­nen Tö­nen mit selt­sa­men Strei­fen von Grün, als sei­en die na­tür­li­chen Far­ben der Land­schaft ganz von den leuch­ten­den Ne­beln auf­ge­saugt wor­den. Kaum ein Ge­räusch zer­riß das naß­kal­te Schwei­gen.
    Wäh­rend wir so da­hin­wan­der­ten und uns den Weg durch be­son­ders dich­tes Ge­strüpp frei­hack­ten, be­rich­te­te ich Sta­cy von mei­nen In­struk­tio­nen.
    »Wir kön­nen uns auf ei­ner Missi­on die­ser Art nicht be­hin­dern las­sen«, sag­te ich.
    »Viel­leicht.«
    »Was meinst du

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