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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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mir schweb­te der Ne­bel­klum­pen, sich mei­ner An­we­sen­heit of­fen­sicht­lich nicht be­wußt. Ich lief links dar­an vor­bei und paß­te auf, ob er sich be­weg­te, viel­leicht in Ab­stim­mung mit dem Ding in mir, mich von au­ßen fas­sen woll­te. Aber er küm­mer­te sich nicht um mich, und ich kam un­ge­fähr­det an ihm vor­bei. Das Glüh­würm­chen­licht war von mei­ner Lun­ge in mei­ne Schul­ter hoch­ge­wan­dert und schi­en jetzt mei­nen Hals an­zu­pei­len. Ich ge­riet fast in Pa­nik, denn ich hat­te Angst, es wer­de sich in mei­ne At­mung ein­mi­schen und mich er­sti­cken las­sen. Als der Schmerz von mei­ner Keh­le Be­sitz er­griff und sie aus­zu­beu­ten schi­en, sah ich, daß der Ne­bel dün­ner wur­de. Ich nä­her­te mich sei­nem Rand. Mein Be­su­cher moch­te jetzt län­ge­re Strah­len aus­sen­den. Sie reich­ten nach oben und un­ten fast durch mei­nen gan­zen Kör­per. Mir war, als müs­se ich plat­zen. Ich woll­te um mich schla­gen, ge­gen Bäu­me lau­fen. Ob­wohl ich fä­hig war, das Ge­fühl ob­jek­tiv zu ana­ly­sie­ren, wuß­te ich, daß ich es nicht be­herr­schen konn­te. So müs­sen sich Wahn­sin­ni­ge füh­len, dach­te ich, wenn sie einen Tob­suchts­an­fall be­kom­men.
    Als ich auf die Lich­tung ge­rannt kam, hat­te Sta­cy den Ein­druck, ich sei dem glei­chen An­griff zum Op­fer ge­fal­len wie mei­ne Vor­gän­ger. Er stand auf und be­frei­te sich schnell von den Ge­rä­ten, die er noch am Kör­per trug. Ich lief auf ihn zu und ver­such­te, um Hil­fe zu ru­fen. Das Licht hat­te mei­ne Keh­le ver­las­sen und in­spi­zier­te jetzt den un­te­ren Rand mei­nes Ge­hirns. Mein Ge­sicht brann­te. Sta­cy er­kann­te, daß ich Schmer­zen litt, und eil­te mir ent­ge­gen.
    Dann glitt der Ein­dring­ling in den Mit­tel­punkt mei­nes Kopf­es, und der Schmerz wur­de zu mehr als ei­ner blo­ßen Ner­ven­rei­zung und ei­nem Druck. Ich hat­te das Ge­fühl, er wer­de sich durch mei­nen Kopf boh­ren und mei­nen Schä­del als Staub und Asche zu­rück­las­sen. Die­se Vor­stel­lung und da­zu der stär­ker wer­den­de Schmerz lie­ßen mich auf­schrei­en. Die furcht­ba­re Hef­tig­keit die­ses Schreis brach­te Sta­cy zum Hal­ten.
    Er um­kreis­te mich, um sich zu ver­ge­wis­sern, ob es un­ge­fähr­lich sei, mir na­he­zu­kom­men. Das war es nicht, denn ich sprang ihn an und hät­te ihn viel­leicht um­ge­bracht, ihn er­würgt – wenn er nicht be­reits miß­trau­isch ge­we­sen wä­re. Er wich zur Sei­te aus. Ich war schreck­lich wü­tend auf ihn und wuß­te nicht, warum. Ich woll­te ihn zu­sam­menschla­gen, ich woll­te, daß er in sei­nem In­ne­ren das glei­che spür­te wie ich.
    Viel­leicht war es das, was al­le Men­schen, die zu ster­ben glau­ben, sich wün­schen – die Zu­rück­blei­ben­den sol­len ih­ren Schmerz tei­len oder am bes­ten gleich mit ih­nen ster­ben. Ich war über­zeugt, mein Kopf zer­bre­che in klei­ne Stücke, mein Kör­per lö­se sich in Flüs­sig­keit auf. Es gab kei­nen Aus­weg. Ich hat­te kei­ne Chan­ce mehr. Plötz­lich woll­te ich nicht ster­ben. Ich hat­te ge­glaubt, dem Tod ge­las­sen ins Ge­sicht schau­en zu kön­nen und mei­ne Toll­kühn­heit sei nichts als der Ver­such, auf he­ro­i­sche Art aus dem Le­ben zu schei­den. Aber, nein, ich woll­te nicht ster­ben! So war es ja gar nicht. An­de­re soll­ten ster­ben. Ich woll­te rings um mich Tod se­hen. Je­der au­ßer mir konn­te ru­hig ster­ben, das wä­re ganz in Ord­nung. Sta­cy konn­te ster­ben. Es wür­de mir gar nichts aus­ma­chen, wenn Sta­cy starb, vor mei­nen Au­gen, von mei­nen Hän­den. Das konn­te ich leich­ter ak­zep­tie­ren als mei­nen ei­ge­nen Tod. Mir stand es zu, ewig zu le­ben oder doch bei­na­he ewig. Ich war ei­ner der Aus­er­wähl­ten. Sta­cy nicht. Er konn­te ster­ben. Schließ­lich war ihm das vor­her­be­stimmt. Er war nicht aus­er­wählt. Aber ich muß­te am Le­ben blei­ben, dach­te ich. Ich durf­te nicht zu­las­sen, daß dies Ding mich tö­te­te. Ich griff Sta­cy von neu­em an, und dies­mal er­wi­sch­te ich ihn mit vol­ler Wucht an der Kopf­sei­te.
    Er tau­mel­te zu­rück. Mein Schlag war här­ter aus­ge­fal­len, als es mei­ne Kör­per­kräf­te ge­stat­te­ten, als ob das We­sen in

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