Alicia II
bestimmten Entfernung? Was läßt es anhalten, immer wenn es ein Stück von mir abgerückt ist? Ich stellte mir Stacy vor, wie er meine Manöver auf seinen Instrumenten verfolgte und sich fragte, was, zum Teufel, ich vorhätte. Ich fürchtete, er könne mein Hin- und Herspringen als gefährliche Situation auslegen und mir in den Nebel nachkommen. Deshalb nahm ich mir vor, bald Schluß mit meiner Beobachtung des Glühwürmchenlichts zu machen.
Ich näherte mich ihm von neuem, und es hielt an.
Versuchsweise streckte ich meine Hand aus. Ich spürte nichts, also führte ich die Hand weiter heran, beinahe bis zu der sichtbaren Grenze des Lichts. Immer noch nichts. Was soll’s, sagte ich zu mir selbst, ich werde es einmal berühren, und das tat ich. Meine Hand glitt mühelos in das Licht. Diesmal spürte ich gleichzeitig nichts und etwas. Ich hatte nicht das Gefühl, eine Oberfläche zu berühren, meine Hand schien sich in leerer Luft zu befinden. Doch in der Hand regte sich etwas, als kribbelten plötzlich alle Nerven. Um meine Knöchel war ein leichter Schmerz. Ich zog meine Hand heraus, und diese Gefühle verschwanden. Ich wiederholte die Aktion – mit dem gleichen Ergebnis. Innerhalb des Lichts Nervenreizung, außerhalb des Lichts wieder alles normal, nicht einmal ein Nachklingen.
Das erregte meine Neugier, aber die Ausdeutung mußte ich den Experten überlassen. Ich konnte es mir nicht leisten, noch mehr Zeit im Nebel zu verbringen. Ich winkte dem Licht zum Abschied zu, machte kehrt und begab mich auf den Rückweg zu Stacy. Erst nach mehreren Schritten merkte ich, daß das Licht mir folgte. Erst spürte ich es, dann blickte ich über meine Schulter und wollte mich umdrehen. Es war gleich hinter mir.
Als ich im Vorwärtsgehen innehielt, flog es weiter auf mich zu. Ehe ich mir darüber klar wurde, was geschah, erhöhte es seine Geschwindigkeit und stürzte sich auf mich. Ich sprang zurück, aber nicht schnell genug. Ich sah, wie das Glühwürmchenlicht in meinen Körper eindrang. Es verschwand in meiner Brust, und das war richtig unheimlich.
Anfangs spürte ich nichts, und ich war versucht, mich umzublicken, ob es mich vielleicht passiert und seinen Weg fortgesetzt hatte, sich meiner Körperlichkeit ebenso unbewußt, als sei ich nichts als eine Straßenkreuzung auf seinem täglichen Weg in die Stadt. Dann zwickte mich etwas. Die Stelle lag gleich hinter dem Punkt, wo das Licht in meine Brust eingedrungen war. Der Schmerz war nicht heftig oder intensiv.
Er hatte Ähnlichkeit mit dem Kribbeln in meiner Hand. Nur war diesmal, denn es geschah dicht bei meinem Herzen, ein Druckgefühl dabei. Einen Augenblick lang glaubte ich, das Licht werde mich töten, indem es mein Herz nach innen preßte, bis es das Leben aus mir hinausgequetscht hatte – oder was sonst mit dem Herzen passierte, wenn es in einer Klammer gefangen war. Es blieb jedoch bei einem örtlich begrenzten, leichten Druck. Wenn dies Licht ein Lebewesen war, dachte ich, war die Stelle, wo ich den Druck am deutlichsten spürte, vermutlich der Sitz seiner Intelligenz oder seines Bewußtseins, das in alle Richtungen Strahlen aussandte.
Ich kam zu dem Schluß, am besten täte ich daran, so schnell wie möglich zu Stacy zurückzukehren, und ich begann, in diese Richtung zu gehen. Der Schmerz feuerte mich so an, daß ich Bestzeit erreichte. Währenddessen spürte ich, wie mein Besucher sich in meinem Körper bewegte, als besichtige er mein Inneres und erforsche mich als Phänomen, so wie ich mit dem gleichen Vorhaben durch den Nebel gewandert war. Nun drang es auf seiner Forschungsexpedition in eine Lunge ein, und das Atmen wurde mühsamer. Ich stellte mir vor oder bildete mir ein, daß es an dem Innenfutter der Lunge entlangspazierte oder -trieb.
Vor
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