Alicia II
zur Basis verlor ich das Bewußtsein, und von den folgenden Tagen habe ich nicht viel in Erinnerung behalten. Es verging ziemlich viel Zeit, bis ich mich erholt hatte. Es gab Tage, in denen ich nur im Bett lag und mit niemandem sprach. Nicht einmal mit Stacy – was so etwas wie ein Rollentausch war, wie er mir bei dem vergeblichen Versuch, eine Antwort aus mir herauszulocken, vorhielt. Darauf folgte eine Zeit, in der ich wie ein Dorftrottel umherlief und den anderen bei ihren Beschäftigungen zusah.
Der Arzt sagte mir zu einem Zeitpunkt, als ich die Diagnose noch nicht verkraften konnte, die Emotionen, die das Glühwürmchenlicht in mir hervorgerufen habe, hätten einen psychischen Schaden zur Folge gehabt. So wie er es mir darlegte, bekam ich Angst, irgendwem irgendeine Emotion zu offerieren. Ich hatte erlebt, wohin Emotionen mich führen konnten, und fürchtete, sie würden sich wieder zum Extrem steigern und mich zwingen, Amok zu laufen. Ich gab dem Arzt keine Antwort und begann zu grübeln, warum meine Emotionen jetzt anders funktionieren sollten als vor meinem Besuch in dem Nebel.
Stacy umsorgte mich als eine Mischung aus Krankenschwester und Therapeut. Er beachtete die ärztlichen Anweisungen, plante Unternehmungen, sah darauf, daß ich ordentlich aß. Was er anfaßte, machte er richtig. Man kann nicht für immer die wandelnde Körperhülle spielen. Sie ist ein guter Schutz, aber nicht ewig aufrechtzuerhalten. Ich begann, mich in meinem Quartier mit unwichtigen, aber angenehmen Aufgaben zu beschäftigen. Allmählich gab ich Stacy wieder Befehle. Der Eifer, mit dem er sie ausführte, verriet mir, daß er das für ein Zeichen der Besserung hielt. Und bald ging es mir auch wieder besser.
Niemand wußte genau zu sagen, wieso Stacy am Leben geblieben war. Offenbar hatte sein Anpassungssystem versagt, sobald er den Nebel betrat. Beim Angriff des dichteren Nebelklumpens atmete er eine Dosis ein, die tödlich hätte sein müssen. Der Schmerz zerriß ihm die Lungen und tobte besonders an der Stelle, wo das Anpassungssystem eingepflanzt war. Er sagte, es sei gewesen, als atme er Säure.
Vielleicht rettete es ihn, daß er geistesgegenwärtig sofort wieder ausatmete und so dem Angreifer nicht erlaubte, noch mehr von seinem Gift in ihn hineinzupumpen. Das ermöglichte es ihm, hinauszulaufen und bei mir Hilfe zu suchen. Hätte ich den Zwang des in mich eingedrungenen Wesens nicht abschütteln und die künstliche Atmung einleiten können, dann wäre er zweifellos gestorben. Das Wunder war weniger durch meine ungeschickten Wiederbelebungsversuche bewirkt worden als durch die Tatsache, daß ich dabei gegen seine Brust gedrückt hatte, wodurch ein Mechanismus in seinem Anpassungssystem wieder an die richtige Stelle sprang.
»Jetzt habe ich es schon wieder getan«, sagte ich zu Stacy an einem der ersten Tage, als ich mich wieder wohl fühlte.
»Was?«
»Dir das Leben gerettet.«
»Oh. Ja.«
»Siehst du, wenn ich nicht …«
»Richtig.«
»Ich finde, diesmal könntest du mir danken. Bei den anderen Gelegenheiten konnte ich deinen Standpunkt verstehen, aber diesmal …«
»Diesmal hast du zuerst versucht, mich umzubringen.«
»Oh. Richtig. Wenn ich das nicht getan hätte, wärst du nicht in den Nebel gelaufen, und dann …«
»Korrekt.«
Ich forschte in seinem Gesicht nach Siegesbewußtsein, fand jedoch keins.
»Aber ich habe dein Anpassungssystem wieder in Ordnung gebracht, stimmt’s?«
»Ja.«
Ich suchte nach einem Weg, seine Dankbarkeit zu erzwingen.
Ich machte nur ein paar Versuche, weil er mir als nächstes seine Versetzungspapiere vorlegte.
»Wo kommt denn das her?« Ich hielt die Papiere von mir ab, als
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