Alicia II
stürzte mir entgegen. Sofort erkannte ich, daß es dieser Nebelklumpen innerhalb des größeren Nebels gewesen war, der die anderen getötet hatte. Nun, dann komm, dachte ich.
Er erreichte mich. Schmerz zerriß meine Brust, aber ich konnte den Atem noch ein bißchen länger anhalten. Statt mich von ihm umrunden zu lassen, schritt ich hinein. Beim Durchdringen jedes neuen Aspektes hatte ich ein Gefühl, als öffne jemand Kästen innerhalb von Kästen. Das dichtere Nebelfeld hatte nur vier oder fünf Fuß Durchmesser und war vielleicht einen Fuß höher als ich – wenn die Dimension der Höhe auf ein Wesen angewandt werden kann, das auf verschiedenen Ebenen dahintreibt. Von innen sah der Klumpen genauso aus wie von außen, nur daß mehr Dunkelheit und weniger Farben vorhanden waren. Die fernen Lichtflecken sah ich nicht mehr. Meine Haut empfand weniger Feuchtigkeit. Ich versuchte, mich auf die Textur einzustellen, sie zu definieren.
Die Materie übte Druck aus, und doch hatte sie so wenig Substanz. Von draußen hatte ich gemeint, ich könne beinahe Schneebälle aus dem Nebel formen. Drinnen fürchtete ich mich, meine Hände abzubiegen.
Ich hielt immer noch den Atem an, und meine Lungen drohten zu platzen. Es blieb mir nun nichts weiter mehr übrig, als den eigentlichen Test zu machen – festzustellen, ob das Anpassungssystem erfolgreich verändert worden war. Ich stieß die Luft aus, und dann atmete ich ein. Und erstickte beinahe.
Nicht an dem Nebel selbst, sondern an dem scheußlichen Geruch, den er mitbrachte. Ich mußte an faule Eier denken und an das Ertrinken in Lauge. Ich bezwang das Würgen und vollendete den Atemzug beim zweiten Anlauf. Und dann wartete ich auf den Schmerz.
Der Techniker hatte es geschafft. Es passierte nichts. Um mich zu vergewissern, holte ich vorsichtig noch ein paarmal Luft. Mein Inneres wurde nicht angegriffen. Nun ja, da war schon ein Gefühl, als versuche etwas, meine Lungen zusammenzupressen, aber das brachte mich nicht um. Das umgebaute Anpassungssystem schützte mich. Wenn ich einatmete, entzog es dem Nebel die giftigen Bestandteile, und wenn ich ausatmete, wurden sie mit ausgestoßen. Der Gestank des Nebels brachte mir das Anpassungssystem stärker zu Bewußtsein als je zuvor. Ich dachte an die erste Zeit nach dem Eingriff, als es mich verrückt machte, wenn sich das von dem Gerät erzwungene Ausatmen mit meinem natürlichen mischte.
Synchron mit dem Anpassungssystem zu atmen, war eine Kunst, die man erst lernen mußte. Aber lernen taten wir es alle, und dann atmeten wir im richtigen Rhythmus oder merkten wenigstens nichts mehr von dem Ding in unserer Brust. Als ich vorhin mit angehaltenem Atem in den Nebel eingedrungen war, hatte ich es nicht besonders stark als störenden Fremdkörper empfunden.
Als ich die stinkende Luft um mich einige Zeit geatmet hatte, überkam es mich wie ein Rausch. Ich versuchte, dem Nebel Herausforderungen entgegenzuschleudern, aber die dichte Atmosphäre behinderte meine Sprachwerkzeuge. Deshalb sandte ich für den Fall, daß das Wesen eventuell telepathisch war, kämpferische Gedanken aus.
Also, sagte ich zu mir selbst, ich habe den Feind gestellt und atmend in die Knie gezwungen. Was nun? Unser Kommandeur hatte mir den Befehl erteilt, sofort abzuhauen, wenn der Test des Anpassungssystems durchgeführt war. Aber dazu fühlte ich mich zu sehr als Sieger. Ich entschloß mich, das Gebiet außerhalb des dicken, stinkenden Nebelklumpens zu erforschen. Ich wandte mich zur Seite und schritt hinaus. Der äußere Nebel kam mir wie frische Luft vor, doch er hatte die gleichen stimulierenden Eigenschaften. Der dichtere Nebel blieb neben mir schweben. Meinen
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