Alicia II
tropften sie von Sauce.
»Ich habe einen Antrag gestellt.«
»Du willst versetzt werden?«
»Ja.«
»Warum? Warum, zum Teufel, Stacy, warum?«
»Das ist mein, mein ganz eigener Entschluß.«
»Okay. Okay, aber warum?«
Er blieb stumm. Er hielt den Körper in steifer Hab-acht-Stellung, obwohl seine Hände »Rührt euch!« machten.
»Du willst es mir nicht sagen?«
»Dazu besteht kein Grund. Es ist auch nichts, was sich leicht sagen ließe.«
»Aber es muß ein Grund vorhanden sein. Und du hast dich nicht nur innerhalb des Systems versetzen lassen, du willst hinaus in den Raum zu irgendeinem idiotischen neuen Planeten. Willst du nicht mehr mit mir zusammenarbeiten?«
»Habe ich nicht gesagt.«
»Nein, gesagt hast du es nicht. Aber was soll ich mir dabei denken? Du tust nichts nur aus einer Laune heraus. Dahinter steckt etwas Wichtigeres als der müßige Wunsch nach einer Versetzung. Was kann dir so wichtig sein?«
»Das Leben, Sir.«
»Was soll das denn heißen? Dein Leben, mein Leben oder was?«
»Meins.«
»Was …«
»Aber deins auch.«
Ich versuchte, eine weniger geheimnisvolle Andeutung aus ihm herauszuholen, doch er widersetzte sich mir erfolgreich.
Die Versetzung sollte sofort erfolgen. Er würde auf ein Versorgungsschiff kommen, das gerade von der Orbit-Station ablegen wollte. Ganz langsam dämmerte es mir, daß dies unsere letzte Unterhaltung war. Daß er in einer Minute ging und bis zum letzten Augenblick damit gewartet hatte, es mir zu sagen.
»Du machst eine verdammte Dummheit«, erklärte ich ihm.
»Ja«, antwortete er.
»Dann geh doch, zum Kuckuck!«
»Ja.«
»Hast du alles, was du brauchst? Wann, zum Teufel, hast du deine Ausrüstung zusammengepackt?«
»Schon vor einiger Zeit.«
»Du hast dies schon lange …«
»Ja.«
»Verdammt sollst du sein, Stacy.«
»Ja.«
»Verschwinde!«
Er nahm sein Gepäck, das, wie ich jetzt erst merkte, seit zwei Wochen in einer Ecke gelegen hatte, und ging zur Tür. Ich wollte ihm nachrufen, warte, aber ich brachte keinen Ton heraus. An der Tür drehte er sich um.
»Leb wohl«, sagte er.
»Ja, schon gut, dann also auf Wiedersehen.«
Ohne zu lächeln, ohne einen Gesichtsmuskel zu verziehen, ja, ohne seinem Körper eine Wendung zu mir hin zu geben, sagte »Und – oh, danke.«
»Für – Gottverdammich, wie kannst du etwas so Blödes, Hämisches, Gemeines sagen, wenn …«
Aber er war fort. Ich beschimpfte ein Nachbild.
Während meines ganzen Aufenthalts auf Coolidge hörte ich nichts mehr von oder über Stacy. Es tauchte das übliche Gerücht auf, er sei auf seinem neuen Posten bei irgendeiner Unternehmung getötet worden, aber das glaubte ich nicht. Die meisten meiner Kollegen auch nicht, denn sie wußten, derartige Geschichten kamen nach einem Abschied immer in Umlauf. Ich bezweifelte, daß er gestorben war, es hätte ihm so gar nicht ähnlich gesehen.
Als ich Coolidge verließ, versuchte ich, Stacys Aufenthaltsort ausfindig zu machen. Dank unserer Raumbürokratie war es wirklich nicht schwierig, ihn zu finden. Auf einem Planeten namens Oddment sahen wir uns wieder. Anfangs weigerte er sich, von neuem mein Assistent zu werden, aber offensichtlich stellte er eine Veränderung an mir fest, die ihn anderer Meinung werden ließ. Wie dem auch sei, Oddment war ein ziemlich friedlicher Planet, und es gab dort nicht viele Schwierigkeiten, in die einer geraten konnte. (Das einzige Individuum, dem ich meine sexuelle Unfähigkeit jemals gestand, war ein geistig ziemlich schwerfälliger Eingeborener von Oddment. In seiner Kultur war der Verlust des Zeugungsapparats keine Katastrophe für einen Mann, weil das es ihm ermöglichte, sich auf höhere Dinge zu konzentrieren.
Diese Leute glaubten, sexuelle Energie könne in andere
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