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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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dach­te: Warum ha­ben Sie ge­fragt?, er­klär­te ich: »Ihr wird so­viel Frei­heit zu­ge­stan­den, daß ich mir nicht si­cher war, wel­cher Fall hier – ich mei­ne, ei­ni­ge von uns muß­ten – das heißt, der Be­darf an Wie­der­ver­wer­tungs­kör­pern ist heu­te so groß, und – nun, die An­for­de­run­gen sind …«
    »Be­nut­zen Sie im­mer die Be­zeich­nung Wie­der­ver­wer­tungs­kör­per?«
    Sein Ton ent­hielt kei­ne Kri­tik. Ich spür­te sie trotz­dem.
    »Nun, das ist der … der üb­li­che Aus­druck.«
    »Ja, ich weiß.«
    Er sah wie­der zu sei­ner Toch­ter hin.
    »Ich fürch­te, Ali­cia droht die Ge­fahr, daß sie bei den nächs­ten Tests ver­sagt.«
    Bei die­ser Fest­stel­lung und der ton­lo­sen Stim­me, mit der er sie mach­te, über­lief es mich kalt.
    »Was mei­nen Sie da­mit? Ha­ben Sie nicht eben ge­sagt, sie sei nicht aus­ge­mus­tert?«
    »Das ha­be ich ge­sagt, ja. Und für den Au­gen­blick ist es die Wahr­heit. Aber ich bin Wis­sen­schaft­ler. Rea­list, wenn Sie das ak­zep­tie­ren wol­len.«
    »Na­tür­lich ak­zep­tie­re ich es, aber was hat die Wis­sen­schaft da­mit zu tun?«
    »Al­les. Die Wis­sen­schaft und die Po­li­tik. Und Ali­cia könn­te ge­gen bei­de ver­lie­ren. Aber es hat kei­nen Sinn, sie mit Vor­be­rei­tun­gen auf die Tests zu quä­len. Ent­we­der schafft sie es, oder sie schafft es nicht.«
    Ich hät­te ihn gern um ei­ne Er­klä­rung ge­be­ten, doch ich war­te­te, wäh­rend er lan­ge schwieg.
    »Ur­sprüng­lich lag ihr Tes­t­er­geb­nis ge­ra­de eben über dem Mi­ni­mum. Sie be­kam die sel­te­ne Be­ur­tei­lung: qua­li­fi­ziert vor­be­halt­lich neu­er Tests. Ich bin mir nicht völ­lig si­cher, ob der Grund da­für ihr Tes­t­er­geb­nis ist. Ich ha­be – nun, be­stimm­te po­li­ti­sche Sün­den be­gan­gen, für die man mich viel­leicht be­stra­fen will. Tat­säch­lich mö­gen ih­re Leis­tun­gen sehr gut ge­we­sen sein. Das Bes­te für Ali­cia mag sein, daß ich mich aus dem Ge­sichts­kreis of­fi­zi­el­ler Stel­len zu­rück­zie­he. Dar­über den­ke ich nach. Trotz­dem könn­te sie bei der Test­wie­der­ho­lung ver­sa­gen.«
    Ich nahm Zu­flucht zum Kli­schee. »In den meis­ten Fäl­len ist das Er­geb­nis der Test­wie­der­ho­lung ge­nau wie das ers­te. So heißt es je­den­falls. Nur bei ei­ner sta­tis­tisch un­we­sent­li­chen An­zahl von Kin­dern, die als qua­li­fi­ziert vor­be­halt­lich neu­er Tests ein­ge­stuft wur­den, ist ein Ab­sin­ken des Quo­ti­en­ten fest­ge­stellt wor­den, so daß sie doch noch aus­ge­mus­tert wur­den. Wer sich qua­li­fi­ziert hat, bleibt qua­li­fi­ziert, die Wahr­schein­lich­keit be­trägt …«
    »Ih­re Mut­ter war aus­ge­mus­tert.«
    Zwei­fel­los sei­ne größ­te po­li­ti­sche Sün­de, sag­te ich zu mir selbst.
    »Oh, das tut mir leid.«
    »Es braucht Ih­nen nicht leid zu tun. Sie war ei­ne ent­zücken­de Frau.«
    Ali­cia rief uns et­was zu und hüpf­te zu­rück ins Was­ser. Sie schwamm auf uns zu. Mit wil­den Arm­be­we­gun­gen be­sieg­te sie den Wi­der­stand des Was­sers. Ich stell­te mir vor, daß sie zu der sta­tis­tisch un­we­sent­li­chen Zahl von Ver­lie­rern ge­hö­ren könn­te, und mir wur­de ganz elend. Wenn es stimm­te, was ihr Va­ter sag­te, hat­te sie nach der herr­schen­den Lehr­mei­nung zwei Tat­sa­chen ge­gen sich. Ein Va­ter, der sich po­li­tisch kom­pro­mit­tiert hat­te, war schlimm ge­nug, aber ein aus­ge­mus­ter­ter El­tern­teil war noch schlim­mer.
    »Sie se­hen al­so«, fuhr Mr. Rey­nal fort, »daß Ali­cia stär­ker von der Po­li­tik als von der Wis­sen­schaft be­droht ist. Von Leu­ten, de­ren Spe­zia­li­tät es ist, den Hin­ter­grund der Kan­di­da­ten zu er­for­schen. Sie durch­stö­bern gan­ze Ak­ten­ber­ge und kom­men mit blöd­sin­ni­gen Schluß­fol­ge­run­gen wie­der zum Vor­schein, die sie mit ei­gens da­für re­cher­chier­ten Da­ten un­ter­mau­ern.«
    »Aber an ei­nem Tes­t­er­geb­nis läßt sich nicht rüt­teln.«
    »Nein. Tes­t­er­geb­nis­se las­sen sich ma­ni­pu­lie­ren. Üb­ri­gens, wir al­le sind ma­ni­pu­lier­bar.«
    »Das ver­ste­he ich nicht, Sir.«
    »Na­tür­lich nicht. Wenn Sie ge­ra­de erst in einen – wie Sie es nen­nen –

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