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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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erwog vielleicht die Rettung Richards, vielleicht meine Vernichtung –, da konnte ich mich nur mit Mühe von Richards Brust erheben und mich an die Verfolgung machen. Endlich erreichte ich mit vielen schweren Schritten, so kam es mir vor, das Ende der Gangway und sah sie den Aufzug betreten, den ein vierter Verbündeter für sie offengehalten hatte. Die Türen schlossen sich hinter ihnen.
    Triplett sah über die Schulter mit einem Blick, der Triumph oder Schmerz ausdrücken konnte, nach mir zurück, und dann war er verschwunden. Ich rannte weiter, obwohl der Aufzug bereits nach unten schwebte – als könne ich ihm irgendwie den transparenten Schacht hinunterfolgen. Dann fiel ich auf die Knie. Ich hatte vergessen, daß der Boden der Gangway ebenfalls transparent war. Durch die Illusion sich kräuselnden Wassers blickte ich auf eine zusammenströmende Menge, die Pierres Körper meinem Blick entzog. Die Leute schienen über ihm zu schweben; einige blickten nach oben. Ich hatte den Eindruck, daß sie mich für den Mörder hielten. Triplett und die anderen beiden Attentäter entstiegen dem Aufzug. Als winzige Gestalten glitten sie unauffällig an der Menge vorbei, die Störung im Foyer als eine ihrer Aufmerksamkeit nicht würdige Angelegenheit ignorierend. Ich rief den Menschen unten zu, sie sollten ihnen nachlaufen, doch bald merkte ich, daß man mich nicht hören konnte, und hielt inne. Da kniete ich auf dem transparenten Boden und sah sie ungerührt zum Ausgang schreiten und das Gebäude verlassen. Ich fühlte eine Hand auf meiner Schulter. Alicias Hand. Sie weinte. Ich – das wurde mir plötzlich bewußt – auch.
     

 
7
     
    Beamte kamen und befragten uns und die anderen Gäste des Amerika. Sie führten Richard ab. Richard lächelte selbstzufrieden mit seinem zerschundenen Gesicht. Der Direktor stellte uns alles, was sein Etablissement zu bieten habe, zur Verfügung. Ein leeres Versprechen, da wir im Begriff waren zu gehen und er schließen wollte. Bei der Fahrt mit dem Aufzug nach unten überfiel mich die Klaustrophobie ganz schlimm. Alicia hielt sich an mir fest.
    Vorsichtig durchschritten wir die Eingangshalle. Wir machten einen Bogen um die Stelle, wo Pierres Leiche gelegen hatte, beziehungsweise um die Stelle, wo wir meinten, daß sie gelegen habe, denn ein tüchtiger Reinigungstrupp hatte alle Spuren des Geschehens bereits beseitigt.
    »Gibt es irgendeinen Ort, an den wir gehen könnten, um uns zu erholen?« fragte ich Alicia.
    Sie zögerte.
    »Nun, ich glaube, meine Wohnung ist so gut wie irgendein anderer Ort.«
    »Fein. Ich bin noch nie bei dir gewesen, ich komme gern mit dir. Als ich nach dir suchte, habe ich niemanden gefunden, der mir sagen konnte, wo du wohnst. Ich rief …«
    »Ich halte meine Wohnung geheim. Ich wünsche keinen Besuch, und ich brauche einen Platz, der in keiner Verbindung mit allen anderen Teilen meines Lebens steht.«
    Wie sich herausstellte, lag Alicias Wohnung in einem ziemlich vornehmen Viertel nahe dem East River. Neu erbaute Stadthäuser, die an andere Epochen erinnerten, säumten die Straße, in der sie lebte. Ihr eigenes Haus war moderner und funktioneller, eine Wohneinheit war ohne besonderen Sinn für Architektur auf die andere getürmt. Was mich an dieser Art von Gebäuden immer gestört hat, ist die damalige Vorliebe für verborgene Fenster. Von der Straße aus ließ sich nicht ein einziges entdecken. Das Glas, von außen undurchsichtig, war so behandelt, daß es wie Stein aussah. Deshalb konnte der unten stehende Betrachter die Grenzlinie zwischen Fensterscheibe und Mauer nicht erkennen. Von innen waren die Fenster natürlich normal. Sie erlaubten einen weiten und ausgezeichneten Blick, und ihre Tönung ließ sich einstellen, um den Räumen ein immer wieder anderes Aussehen zu verleihen. Alicias Fenster konnte auch auf andere Ansichten programmiert werden, und zufällig zeigte es die Schweizer Alpen, als wir das Apartment betraten. Das war ziemlich beunruhigend, und es lenkte meine Aufmerksamkeit von der Wohnung selbst ab, denn die Berglandschaft lag in hellem Tageslicht da, und wir kamen gerade aus stockfinsterer Nacht.
    Als meine Augen sich angepaßt hatten, sah ich, daß die Wohneinheit ihre Funktionalität in jeder Linie verriet, obwohl Alicia sich Mühe gegeben hatte, die Wirkung aufzuheben. Sie hatte eine ganze Wand mit Spiegeln vollgehängt, damit das einzige Zimmer an Tiefe gewann, aber die Tiefe verdoppelte nur die Öde des Raums. Mehrere mit

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