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Alicia

Alicia

Titel: Alicia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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poliertes Metall leuchtete. Die feinen Züge ihres Gesichts waren von einer perfekten Ebenmäßigkeit, von ihrem kleinen Mund bis hinauf zu den blauen, mandelförmigen Augen .
    »Warum mußtest du sie hierherbringen? Ich dachte, du könntest sie haben, wann und wo es dir beliebt«, sagte die Frau mit einer schneidend spöttischen Stimme, die sich so schlecht mit diesem Gesicht vertrug.
    Roger setzte sich mit dem Rücken zu Alicia auf einen Stuhl. »Mir blieb keine andere Wahl. Sie wollte mir nicht zuhören, als ich von Stephen zu erzählen begann. «
    »Sie wollte dir nicht zuhören? « spottete die Frau. »Tod und Verdammnis über die Montgomerys! Was hatte Stephen überhaupt am Hofe König Heinrichs zu suchen? «
    Roger bewegte ärgerlich die Hand. »Er wollte den König dazu überreden, die Überfälle auf die Schotten einzustellen. Du hättest ihn erleben sollen! Er brachte den ganzen Hof zum Weinen mit seinen Geschichten von den edlen Schotten und was für ein Unrecht man ihnen zufügte. «
    Alicia schloß einen Moment die Augen und lächelte. Stephen, dachte sie, ihr teurer, süßer Stephen! Sie kehrte in die Gegenwart zurück und schalt sich dafür, daß sie mit dem Belauschen der beiden kostbare Zeit vergeudete. Sie mußte aus dem Gefängnis entfliehen.
    Doch Rogers nächste Worte hielten sie hinter der Tür fest: »Wie, zum Teufel, konnte ich wissen, daß du die Zeit inzwischen dazu benützt hast, Mary Montgomery zu entführen! «
    Alicia erstarrte zur Salzsäule. Ihr ganzer Körper schien nun zu lauschen.
    Die Frau hielt ihr Gesicht von ihm abgewandt, während sie mit schiefen Zähnen lächelte. »Ich wollte eigentlich seine Frau in meine Gewalt bringen«, sagte sie verträumt.
    »Damit meinst du wohl Gavins Frau Judith! «
    »Aye! Diese Hure, die mir meinen Gavin stahl! «
    »Ich bin mir nicht so sicher, daß er jemals dein Gavin gewesen ist, und falls ja, hast du ihn doch verstoßen, als du es vorzogst, meinen teuren, inzwischen verblichenen älteren Bruder zu ehelichen! «
    Die Frau schien gar nicht zugehört zu haben.
    Als sie nichts sagte, fragte er:
    »Warum hast du statt dessen Mary entführt? « Sie hätten ebensogut über das Wetter reden können, so teilnahmslos klang seine Stimme.
    »Sie kehrte vom Haus der Montgomerys zu ihrem Stift zurück. Dabei lief sie mir gewissermaßen in die Arme. Ich möchte zu gern alle Montgomerys umbringen — einen nach dem anderen. Also ist es eigentlich egal, mit welchem ich anfange. Jetzt erzähle mir mal etwas von deiner Gefangenen. Sie ist Stephens Frau? « Immer noch sprach die Frau vor sich ins Leere und drehte Roger und Alicia nur eine Seite ihres Gesichts zu.
    »Die Frau hat sich verändert. In England, ehe sie diesen Montgomery heiratete, war sie noch leicht zu beeinflussen. Ich erzählte ihr eine haarsträubende Gesichte von meinen Vettern und Basen in Schottland. « Er lachte höhnisch. »Wie konnte sie nur glauben, daß ich mit einer dreckigen schottischen Familie verwandt wäre? «
    »Du hast sie doch dazu gebracht, daß sie auf einem Kampf um ihre Hand bestand, nicht wahr? « fragte die schöne Frau.
    »Es war leicht genug, ihr solche Ideen in ihren leeren Kopf zu setzen«, antwortete Roger. »Und Montgomery war willig genug, um sie zu kämpfen. Er war so heiß auf sie, daß er ihr mit seinen Augen förmlich Löcher in die Haut brannte. «
    »Wie ich hörte, soll sie eine Schönheit sein«, sagte die Dame mit großer Bitterkeit.
    »Keine Frau ist so schön, daß das Land, das sie besitzt, nicht noch schöner wäre. Hätte sie mich geheiratet, hätte ich englische Bauern auf ihrem Besitz angesiedelt, die aus dem Land wenigstens etwas Nützliches gemacht hätten. Diese Schotten meinen, sie sollten ihr Land mit ihren Leibeigenen teilen. «
    »Doch du hast das Turnier und sie verloren«, sagte die Dame gelassen.
    Roger sprang auf und warf fast den Stuhl dabei um. »Dieser Bastard! « fluchte er. »Er machte mich lächerlich. Er machte mich zum Gespött von ganz England! «
    »Wäre es dir lieber gewesen, er hätte dich getötet, wie du es von ihm verlangtest? « fragte sie ihn.
    Roger stand vor ihr. »Wäre es dir lieber, wenn du getötet worden wärest? « fragte er ruhig.
    Die Dame neigte den Kopf. »Ja, oh, ja«, flüsterte sie, und dann ruckte ihr Kopf wieder nach oben. »Aber wir werden sie dafür büßen lassen, nicht? Wir haben bereits Stephens Frau und Gavins Schwester in unserer Gewalt. Sag, was hast du mit den beiden vor? «
    Roger lächelte.

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