Alicia
weiß wirklich nicht, wo wir sind. Wenn die Männer uns nicht finden können, kehren sie nach Larenston zurück, wohin wir uns auch so rasch wie möglich begeben sollten. « Sie legte den Kopf auf die Seite. »Still! « flüsterte sie erregt. »Da kommt jemand! «
Alicia faßte ihn bei der Hand und zog ihn über die Kuppe eines kleinen Hügels hinweg. Dort versteckten sie sich im Laub und beobachteten zwei Männer, die offenbar auf Jagd waren, nicht auf der Suche nach einem verlorengegangenen Laird und dessen Gatten.
Stephen wollte sich erheben und etwas zu den Männern sagen; doch Alicia hinderte ihn zu seinem Erstaunen daran. Als die Männer außer Hörweite waren, wandte er sich ihr zu: »Das waren nicht Daveys Männer. «
»Schlimmer«, sagte sie, »das waren die MacGregors. «
»Sag nur nicht, du kennst die MacGregors persönlich! «
Sie schüttelte den Kopf über seine Dummheit. »Die Kokarden an ihren Hüten hatten die Farben und Embleme des MacGregor-Klans. «
Er warf ihr einen bewundernden Blick zu. Sie konnte auch in der Dunkelheit ausgezeichnet sehen. Er lehnte sich gegen einen Baum und seufzte. »Wir haben keine Waffen, keine Pferde, keine Nahrungsmittel und kein Gold. Dein Bruder macht Jagd auf uns, und die MacGregors, auf dessen Land wir uns jetzt befinden, klatschten vor Vergnügen, wenn unsere Köpfe dem Klanboss auf einem silbernen Tablett serviert würden. «
Alicia betrachtete sein Profil und konnte ein leises Kichern nicht unterdrücken. Stephen sah sie verwundert an und mußte ebenfalls lächeln.
»Hoffnungslos, nicht wahr? «
»Ja«, sagte sie, und ein Funke tanzte in ihren Augen.
»Natürlich ist es keinesfalls zum Lachen. «
»Selbstverständlich nicht. «
»Aber komisch ist es doch, wie? « Er lachte.
Sie fiel in sein Gelächter ein. »Höchstwahrscheinlich werden wir morgen früh tot sein — so oder so. «
»Was möchtest du also gern in deiner letzten Nacht auf Erden treiben? « fragte er, und in seinen blauen Augen schimmerte das Mondlicht.
»Jemand könnte jeden Moment über uns stolpern«, sagte sie ziemlich ernsthaft.
»Hm. Sollen wir dafür sorgen, daß sie auch was zu sehen bekommen? «
»Was zum Beispiel? «
»Zwei ausgelassene, außerordentlich glückliche und splitternackte Waldgeister. «
Sie zog das Plaid eng an sich und sagte züchtig: »Es ist aber schrecklich kalt — meinst du nicht auch? «
»Da ist es nur logisch, daß man das bißchen Wärme, was man hat, zusammenlegt. «
»In diesem Falle… « Sie machte einen Satz und landete auf seinem Bauch.
Stephen keuchte überrascht und lachte dann. »Ich denke, ich hätte dich schon viel früher auf das Land von MacGregor bringen sollen. «
»Still, Engländer! « befahl sie, während sie den Kopf senkte und ihn küßte.
Sie schienen beide vergessen zu haben, daß sie sich auf der Schräge eines ziemlich steilen Hügels befanden. Sie hatte sich eben ihres Rockes entledigt, und er zog sein Hemd aus, als sie von seiner Seite wegrollte. Er wollte sie festhalten, doch seine Sinne waren von Leidenschaft getrübt. Er verfehlte sie, und sie landeten beide am Fuße des Abhangs in einem Haufen aus Laub. Zwei Nackte suchten im wirbelnden Laub sich zurechtzufinden.
»Hast du dir weh getan? « fragte Stephen besorgt.
»Noch nicht. Aber wenn du dein Bein nicht von meinem Hals nimmst, werde ich bald erstickt sein. «
»Nun — dann weiß ich Bescheid«, sagte er und schob sie so, daß sie ganz unter ihm lag. »Du hast dich ja noch nie darüber beschwert, daß ich zu schwer für dich wäre«, sagte er, während er an ihrem Ohrläppchen knabberte.
Sie lächelte mit geschlossenen Augen. »Es gibt Zeiten, wo du so gut wie gar nichts wiegst. «
Er bewegte seine Lippen an ihrem Hals nach unten.
Plötzlich landete etwas Großes, Schweres auf seinem Rücken. Er brach auf ihrem Körper zusammen und stemmte sich schnell wieder mit den Armen hoch, um sie zu beschützen. »Tod und Verdammnis! «
»Rab! « rief Alicia und schlüpfte dann unter Stephens Körper hervor. »Oh, Rab«, rief sie überglücklich und begrub ihr Gesicht in seinem Fell.
Stephen setzte sich auf die Fersen zurück. »Als wäre mein Rücken nicht schon genug geschunden«, klagte er.
Rab bewegte sich von Alicia weg und sprang Stephen gegen die Brust. Stephen umarmte den mächtigen Hund, der ihm das Gesicht mit seiner großen Zunge abschleckte.
»Na, du solltest dich was schämen! « rief Alicia lachend. »Schimpfst den Hund aus, wo er dich so sehr
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