Alicia
Linke. »Gut, dich wiederzusehen, Stephen. «
Stephen grinste von einem Ohr zum anderen. »Tod und Verdammnis. Wie hast du mich erkannt? «
»Gavin kam vor ein paar Tagen hier vorbei. Er sagte mir, daß er dich zum Fest erwartete. Doch er hatte Gerüchte gehört, daß du in Schottland in Schwierigkeiten geraten seist, und daher machte er sich Sorgen. Er dachte, vielleicht fände er dich bei mir. «
Stephen schüttelte den Kopf. »Verraten vom eigenen Bruder. « Er sah verwundert auf. »Doch selbst dann verstehe ich es nicht. Ich meine, auch wenn du auf mein Erscheinen vorbereitet warst, wie konntest du mich da wiedererkennen? «
Hughs Augen blitzten auf. »Eines der Lieder, die du in der Halle vorgetragen hast — das haben wir doch gemeinsam im Tiefland einstudiert. Wie konntest du nur vergessen, wie lange wir die Akkorde dazu übten? «
»Aber natürlich! « Stephen wußte nun, daß er sich zu sehr auf seine schottische Verkleidung verlassen hatte. »Alicia hat geahnt, daß du mich trotz meiner Verkleidung erkennen würdest. «
»Ich muß gestehen, dein Akzent ist vorzüglich. Doch den darfst du nun beiseite lassen. «
»Akzent? « fragte Stephen, ehrlich verblüfft.
Hugh lachte tief in der Kehle. »Wahrhaftig, Stephen, du bist wirklich zu einem Schotten geworden. Sag mir, wie es dir dort ergangen ist. Hast du tatsächlich diese scheußliche Frau geheiratet? War sie nicht die Chefin eines Klans? Und wer ist dieses reizende Geschöpf, das dich so lüstern ansah, als du auf der Laute spieltest? «
Stephen runzelte die Stirn. »Das ist Alicia«, sagte er barsch.
»Aha. Ein schöner Name. Hast du die in Schottland aufgegabelt? Und wie ist es dir gelungen, deiner Frau zu entfliehen? «
»Alicia ist doch die Chefin des Klans MacArran. Sie ist meine Frau. «
Hugh klappte die Kinnlade herunter: »Soll das heißen, dieser blauäugige Engel ist der Chef eines Klans, und du hattest das Glück, sie heiraten zu dürfen? «
Stephen stand da und funkelte Hugh an. Warum blieb er von Wächtern umringt? »Was geht hier eigentlich vor? « fragte er ruhig.
Hugh lächelte, und seine Augen blitzten schalkhaft. »Gar nichts geht hier vor. Es ist nur ein kleiner Schabernack, wie du ihn mir spielen wolltest. « Er fuhr mit den Fingern über den Messerrücken. »Alicia, soso. « Er hatte sein Schwert gesenkt, doch es blieb noch schlagbereit in seiner Hand. »Weißt du noch, als wir zum erstenmal die Nachricht bekamen, und du geschworen hast, du würdest diese häßliche Dame niemals zur Frau nehmen? Du wolltest diese… diese Elisabeth heiraten, nicht wahr? «
»Margaret«, fauchte Stephen. »Hugh, ich weiß nicht, was du vorhast; aber… «
»Ich habe immer noch dasselbe im Sinn. «
Stephen erinnerte sich nun wieder an den Moment, wo er Hugh mit Margaret im Bett erwischt hatte. »Wenn du Alicia anfaßt, töte ich dich«, sagte er ruhig.
Hugh blinzelte ihn überrascht an: »Das klingt ja, als wäre es dein Ernst! «
»Es ist mein Ernst. «
Hugh lächelte. »Aber wir sind doch Freunde. Wir haben uns schon öfter Frauen geteilt. «
»Alicia ist meine Ehefrau! « rief Stephen, ehe er sich auf Hugh stürzte.
Alle vier Wächter fielen gleichzeitig über Stephen her, konnten ihn jedoch nicht zurückhalten. Hugh wich ihm aus, so rasch er konnte, und trotzdem fuhr Stephen ihm an die Kehle. Erst als die Kammertür aufflog und drei weitere Wächter ins Zimmer kamen, vermochten sie Stephen zu überwältigen.
»Bringt ihn ins Turmzimmer! « befahl Hugh mit einem bewundernden Blick auf seinen Freund, der so stark war, daß sieben Männer kaum hinreichten, ihn festzuhalten.
»Mach das nicht! « warnte Stephen ihn, als sie ihn schon aus dem Zimmer zerrten.
»Ich werde ihr keine Gewalt antun, wenn du das meinst«, rief Hugh ihm lachend nach. »Ich will sie nur einen vollen Tag für mich haben; und wenn ich sie bis dahin nicht erobere, hast du eine wahrhaft treue Ehefrau. «
»Tod und Verdammnis über dich«, fluchte Stephen und versuchte sich noch einmal auf seinen Freund zu stürzen.
Alicia stand vor dem hohen Spiegel und betrachtete sich kritisch. Sie hatte über eine Stunde gebraucht, sich in englische Mode umzukleiden. Rock und Ärmel waren aus schimmerndem orangefarbenem Brokat. Ein leichter Mantel aus Hermelin lag über ihren Schultern. Vorne war der Rock geteilt und zeigte einen Einsatz aus zimtfarbenem Samt. Der rechteckige Halsausschnitt enthüllte ihre runden festen Brüste.
»Ihr seht wunderhübsch aus, Mylady«,
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