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Alicia

Alicia

Titel: Alicia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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sagte die schüchterne kleine Zofe hinter ihr. »Sir Hugh hatte noch nie so eine schöne Frau zu Besuch. «
    Alicia sah die Zofe an und wollte etwas sagen. Heute morgen hatte Alicia große Mühe gehabt, Sir Hugh vor einem Angriff ihres Wolfshundes zu beschützen. Rab schien ein großes Mißfallen an diesem Engländer zu finden.
    Sir Hugh war zu ihrem Strohsack gekommen und hatte eine langatmige Erklärung abgegeben, ehe sie ihm nur eine Frage stellen konnte.
    Stephen sei zu dem Herrensitz eines Freundes geritten. Er wollte ihn in seinem Auftrag mit seinem Besuch beehren. Und dann hatte er sie sehr zuversichtlich angelächelt.
    Sie hatte ihn mit Fragen überschüttet. Warum hatte sich Stephen nicht von ihr verabschiedet? Weshalb? Und dann war er offenbar, nach einigem Gestottere, auf eine neue Idee gekommen. Es sollte eine Überraschung sein. Stephen hatte verlangt, daß Hugh einen Tag allein mit ihr verbringen möchte.
    Und da hatte Alicia den Mund über einer neuen Frage verschlossen. Es war vorläufig wohl besser, wenn sie so tat, als glaubte sie der offensichtlich falschen Erklärung dieses englischen Ritters. Sie lächelte süß auf den Edelmann herunter, der mindestens zwei Zoll kleiner war als sie. »Eine Überraschung! « sagte sie mit, wie sie hoffte, aufgeregter Mädchenstimme. »Oh, was denkt Ihr, könnte das sein? «
    Hugh lächelte wohlwollend. »Das müssen wir eben abwarten, weil es ja sonst keine Überraschung mehr wäre. Doch bis zu seiner Rückkehr werde ich für Eure Zerstreuung sorgen. Pavillons werden gerade für Euch errichtet, und ein Freudenfeuer vorbereitet. «
    »Oh! Wie nett von Euch! « rief sie mit kindlicher Begeisterung und sorgte zugleich mit einer Handbewegung dafür, daß Rab dem Ritter nicht an die Gurgel sprang.
    Hugh begleitete sie anschließend in das geheizte Zimmer hinauf, wo das Brokatkleid bereits für seinen Gast bereitgelegt War. Alicia bemerkte, daß eine Näherin die ganze Nacht daran gearbeitet haben mußte, den Saum herauszulassen und die Taille enger zu schneidern. Hugh schenkte ihr noch ein bedächtiges v erführerisches Lächeln, ehe er das Zimmer verließ, und sie war versucht, es mit einem dieser mädchenhaft-schmachtenden Blicken zu beantworten, die er offenbar von ihr erwartete.
    Als sie allein war, eilte sie zum Fenster. Zimmerleute arbeiteten unten hastig an einer Plattform. Sechs Feuerstellen loderten bereits, und in einem mächtigen Kohlebecken wurde die Glut unter einer ausgespannten Plane angefacht. Sie furchte die Stirn. Weshalb, in aller Welt, plante der Engländer mitten im Dezember eine Belustigung unter freiem Himmel? Gestern abend noch hatte sich der Regen in Schnee verwandelt, und sie kannte doch die Wetterfühligkeit der Engländer nur zu gut. Sie scheuten Kälte und Regen wie die Pest.
    Die Zofe kam und half ihr beim Ankleiden, war jedoch wenig auskunftfreudig. Ja, Sir Hugh war die ganze Nacht über aufgeblieben, um die Festlichkeiten des Tages vorzubereiten. Alicia überlegte, ob sie sich nicht übertriebene Sorgen machte. Vielleicht war Stephen tatsächlich fortgerufen worden, und sein Freund wollte nur die Ehefrau eines ehemaligen Waffenbruders ehren.
    Ehe sie sich eine endgültige Meinung bilden konnte, stand Sir Hugh schon wieder unter ihrer Tür. Er betrachtete sie ergriffen, und sein Blick wanderte langsam an ihr auf und ab. »Ihr seht herrlich aus«, flüsterte er. »Stephen ist ein vom Glück gesegneter Mann. «
    Sie bedankte sich und nahm den Arm, den er ihr reichte. Nebeneinander schritten sie die Treppe hinunter.
    »Ihr müßt mir alles von Eurem Klan erzählen«, sagte er, ihren Mund betrachtend. »Ich kann mir vorstellen, daß Ihr froh wart, einen Engländer zum Gatten zu bekommen. Vielleicht lernt Ihr. eines Tages König Heinrich kennen und könnt Euch bei ihm dafür bedanken. «
    Alicia mußte sich gewaltig zusammennehmen, um diesem Mann nicht mit einer Zurechtweisung das Fest zu verderben. Sie hatte gedacht, Stephens Eitelkeit wäre schon die Grenze des Zumutbaren gewesen, doch dieser Mann übertraf ihn noch bei weitem. Sie hätte nie geglaubt, daß ein Mann sich zu solchen Überheblichkeiten versteigen könnte. »Oh, ja«, sagte sie, jedoch mit züchtiger Stimme, »Stephen war sehr gütig zu mir, und wir haben eine Menge von ihm gelernt. « Sie erstickte fast an ihrem inneren Lachen, als sie daran dachte, was Stephen gelernt hatte, jedoch nicht ihre Männer.
    »Natürlich«, erwiderte Sir Hugh mit herablassendem Lächeln, »sind

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