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Alicia

Alicia

Titel: Alicia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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verstanden; aber irgendwie machte Sir Hugh Eindruck auf Frauen.
    »Ich möchte, daß du diesmal den Kopf unten behältst«, sagte er fest. »Nur dieses eine Mal möchte ich, daß du versuchst, dich wie eine gehorsame, respektvolle Frau zu benehmen. «
    Sie zog eine Braue in die Höhe. »Wann bin ich denn je etwas anderes gewesen? «
    »Alicia, ich warne dich! Das ist eine Sache, die nur Hugh und mich etwas angeht. Du hältst dich bitte heraus. «
    »Das klingt ja, als hättest du Angst vor ihm! « neckte sie ihn. »Hat er etwas an sich, daß Frauen dazu bringt, sich ihm an den Hals zu werfen? «
    Sie hatte das nur scherzhaft gesagt; doch ein Blick auf Stephens Gesicht belehrte sie, daß sie der Wahrheit näher gekommen war, als sie ahnte. Natürlich würde sie sich keinem Mann an den Hals oder gar zu Füßen werfen, obwohl sie sich einiger Positionen entsann, wo sie mit dem Kopf zwischen Stephens Füßen gelegen hatte. Sie lächelte bei dieser Erinnerung.
    »Da gibt es nichts zu lachen! « sagte Stephen steif. »Wenn du mir nicht gehorchst, werde ich… «Er unterbrach sich, als einer von Sir Hughs Wachen sich näherte und sagte, Stephen solle nun mit seiner Tafelmusik beginnen.
    Die auf Holzböcken errichtete Tafel stand in der großen Halle, und die Mahlzeit hatte bereits begonnen. Stephen stieß Alicia förmlich auf einen Schemel an der entfernten Wand. Sie mußte ein Kichern unterdrücken, weil er sie obendrein noch mit einem finster warnenden Blick bedachte. Sie hoffte, auch sie könnte ihm dieses kindische Spiel einmal heimzahlen.
    Stephen nahm die Laute, die man ihm reichte, und setzte sich einige Schritte vom Kopfende der Tafel entfernt auf einen Stuhl. Er spielte recht gut. Seine Stimme war tief und voll, und er trug die Melodie laut genug vor, daß man sie bis in den letzten Winkel der Halle hören konnte.
    Sie blickte sich kurz in der Halle um. Der dunkelhaarige Mann, der am Kopfende der Tafel saß, nahm nicht einmal Notiz von dem Sänger. Stephen hatte ihn ihr trefflich beschrieben. Er führte die Speisen so langsam zum Mund, als überlegte er vor jeder Bewegung.
    Sie verlor rasch das Interesse daran, einen Mann im Schneckentempo essen zu sehen, lehnte den Kopf an die Steinwand zurück und schloß die Augen. Sie hatte das Empfinden, als spielte Stephen nur für sie. Einmal hob sie kurz die Lider und merkte, daß er sie beobachtete. Sein Blick war für sie so überraschend, als habe er sie mit der Hand berührt. Als sie den Ausdruck in seinen Augen sah, liefen ihr Wonneschauer über die Haut. Er sang ein gälisches Lied, und es war für sie schon eine angenehme Überraschung, daß er den Text auswendig konnte. Vermutlich hatte ihm Tam das Lied beigebracht. Die süße Musik, die Worte, die von Liebe sprachen, vorgetragen in ihrer eigenen Sprache, ließen sie vergessen, wo sie sich befand - in einer englischen Halle, umgeben von Engländern. Sie glaubte, in Larenston zu sein bei dem Mann, den sie liebte.
    Sie lächelte verträumt bei diesem Gedanken, doch während sie noch lächelte, merkte sie, wie der Ton von Stephens Stimme sich veränderte. Sie öffnete rasch die Lider. Er sah zum Kopfende der Tafel, und während sie langsam den Kopf zur Seite drehte, wußte sie, daß Hugh sie beobachtete.
    Er war auf eine sehr irdische Art ziemlich hübsch. Dunkle Augen, dunkle Haare und ein Mund, der eigentlich zu groß war für einen Mann und daher Alicias Interesse auf sich zog. Während sie seinen Mund betrachtete — und nur dessen anatomische Ausgefallenheit interessierte sie —, kräuselte Sir Hugh seine Lippen. Sie fragte sich, ob er sich auch beim Liebesakt so bedächtig im Schneckentempo bewegte.
    Sie lächelte bei dieser Vorstellung. Das war also Hughs Geheimnis. Natürlich würde Stephen das nicht erkennen können; aber als Frau fand sie diese behutsame Art recht interessant. Sie lächelte abermals bei dem Gedanken, daß sie Stephen ihre Entdeckung mitteilen wollte.
    Sie sah zu Stephen hinüber und entdeckte dort ein finsteres Gesicht. Er ist eifersüchtig, dachte sie staunend, und davon war sie mehr angetan als von den heißen Blicken des Hausherrn.
    Sie sah an ihrem Rock hinunter und strich mit der Hand darüber hin. Es sollte nicht so sein; doch sie war außerordentlich erfreut, daß Stephen eifersüchtig war. Sie wollte ihm nicht sagen, daß Hugh sie genausowenig interessierte wie… der Gärtner, weil es für sie ein wonniges Gefühl war, sich in dem Bewußtsein zu sonnen, daß er so sehr an ihr

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