Alicia
er wütend.
»Verdammnis über dich, Stephen Montgomery! « zischelte sie. »Ich habe dich angefleht, nicht mit mir hierherzukommen. Jetzt möchte ich erfahren, wie ich dich hier herausholen kann und worum es bei diesem Spiel geht! «
Stephen machte ganz schmale Augen. »Wenn du Hughs Werbung nachgibst und er gewinnt, breche ich dir den Hals! «
Sie begriff allmählich. »Heißt das, ihr habt eine Wette abgeschlossen? «
Als Stephen ihr nicht antworten wollte, sagte sie: »Ich glaube, ich kann es erraten. Hugh ist überzeugt, er kann mich verführen, und du glaubst es ebenfalls. Will es jemals in dein geschwollenes Gehirn, daß ich dabei auch noch etwas zu sagen habe? Glaubst du, ich wäre so hirnverbrannt, jedem Mann, der mich anlächelt und mir die Hand küßt, in sein Bett zu folgen? Du solltest aus eigener Erfahrung wissen, daß er mindestens mein Messer zu spüren bekäme. Und Rab knurrt jedesmal, wenn er auch nur meine Hand nimmt. «
»Was er allerdings alle Augenblicke tut! «
Alicia entdeckte jetzt das zweite Fenster an der entfernten Wand der Zelle. Deshalb hatte sich Sir Hugh geweigert, den Pavillon drehen zu lassen. Er wollte, daß Stephen sie beide zusammen sehen sollte. Die beiden Männer benützten sie für ein Spiel, daß vielleicht Halbwüchsigen noch nachgesehen werden konnte. Doch erwachsene Männer sollten es besser wissen. Wie konnte Stephen an ihrer Treue zweifeln, und dieser Hugh sich einbilden, sie wäre so dumm, seinem Charme zu erliegen?
»Tod und Verdammnis euch beiden! « flüsterte sie wütend, ehe sie sich von der vergitterten Zellentür abwandte.
»Alicia! Komm zu mir zurück! « rief Stephen. »Sag Hugh, daß du sein Spiel durchschaut hast, und bitte ihn um den Schlüssel für diese Tür! «
Sie sah auf ihn zurück und schenkte ihm ihr süßestes Lächeln. »Und verzichte auf das Fest, das Sir Hugh eigens für mich die ganze Nacht vorbereitet hat? « Dann lief sie die Treppe hinunter und verschloß ihre Ohren vor den Flüchen, die Stephen ihr nachrief .
13. Kapitel
Alicia kochte noch innerlich, als sie den Fuß der Treppe erreichte. Dort erwartete sie Sir Hugh bereits mit einem Gesicht, als wollte er sie am liebsten für ihr langes Fortbleiben züchtigen. Engländer, dachte sie erbittert. Sie hatte ihn für das, was er mit ihr vorhatte, zurechtweisen wollen. Doch nun verwarf sie den Gedanken. Stephen hatte einen schweren Kampf überstehen müssen, ehe er bereit gewesen war, seine englischen Kleider abzulegen und seine Ansicht aufzugeben, es gäbe keine andere Lebensart als die englische.
Vielleicht sollte sie nun ihr eigenes Spiel treiben, woraus beide Engländer etwas lernen konnten — daß nämlich eine Frau durchaus fähig war, selbständig zu denken.
»Ich habe mir schon Euretwegen Sorgen gemacht«, sagte Sir Hugh, ihr seine Hand hinstreckend.
Alicia machte große unschuldige Augen. »Hoffentlich seid Ihr mir nicht böse, daß ich mich ein wenig in Eurem Haus umsah. Es ist so prächtig! Sagt, gehört es Euch ganz allein? «
Sir Hugh nahm ihren Arm und schob ihn durch seinen. Seine Brust schwoll sichtlich auf. »Ganz allein, und dazu noch siebenhundert Acker Land. Selbstverständlich habe ich noch einen zweiten Besitz im Süden. «
Sie seufzte tief. »Stephen«, begann sie schüchtern, »Stephen hat nicht so einen Besitz wie Ihr, nicht wahr? «
Hugh schob die Brauen zusammen. »Nein; aber irgendwo besitzt er ein Stück Land, auf dem ein alter Turm steht. Doch Eure Besitzungen müssen doch… «
Wieder unterbrach sie ihm mit einem Seufzen: »Aber sie liegen in Schottland. «
»Oh, ja, natürlich. Ich verstehe. Es ist ein kaltes, nasses Land, nicht wahr? Kein Wunder, daß Ihr lieber hier leben würdet. Nun, vielleicht würde Stephen… « Er beendete seinen Satz nicht.
Sie lächelte für sich. Es war genauso, wie sie es sich gedacht hatte. Hugh war nicht wirklich an ihr interessiert oder wollte jedenfalls seinem Freund keinen Schimpf antun. Er litt lediglich an Langeweile und wünschte ihn zum Kochen zu bringen. Er erwähnte seinen Freund viel zu oft, als daß er feindselige Absichten gegen ihn gehegt hätte. Stephen glaubte, sie könnte durch einen attraktiven Mann zur Untreue verführt werden, und Hugh benützte sie nur dafür, seinen Freund zu ärgern. Beide Männer nahmen dabei keine Rücksicht auf ihre Gedanken oder Gefühle.
Sie lächelte breit bei dem Gedanken, was passierte, wenn sie ihre Pläne durcheinanderbrachte. Was würde Sir Hugh dazu sagen, wenn
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