Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne
Duncan?« fragte Dorthy. »Wo
liegt die Grenze Ihrer Ambitionen?«
»In der Eroberung der Galaxis natürlich. Daran habe ich
doch nie einen Zweifel gelassen, oder?«
»Manchmal denke ich, du meinst das wirklich ernst«,
sagte Sutter. »Was sagen Sie dazu, Dorthy? Was sind die
geheimsten Gedanken dieses Burschen? Los, setzen Sie Ihr TALENT mal
für einen wirklich guten Zweck ein.«
Dorthy, die mit gekreuzten Beinen auf ihrem silbrigen Schlafsack
hockte, antwortete lächelnd: »Um das mit meinen
bescheidenen Fähigkeiten herauszufinden, ist er ein wenig zu
sprunghaft.«
Erst kürzlich hatte sie Andrews dieselbe Frage gestellt,
während sie auf Sutters Rückkehr von der Probensuche
warteten. Sie hatte ihn gefragt, warum er sich selbst so viel
abverlangte, warum er sich ständig vorwärtspeitschte. Denn
er arbeitete härter als jeder sonst im Camp, studierte die
Berichte, wenn er nicht mit Angel Sutter oder mit McCarthys Team
draußen auf der anderen Seite der Berge war oder im Labor Tests
mit den gesammelten Proben durchführte. Es schien ihm nichts
auszumachen, er arbeitete bis zum Umfallen – und erwartete dies
natürlich auch von den anderen. Nur Sutter schien unbeeindruckt
von seinem Vorwärtsdrang, quittierte diese Tatsache gelegentlich
mit einem Achselzucken oder dämpfte seine grandiosen
Höhenflüge ein wenig.
Als Dorthy ihm damals diese Frage stellte, reagierte er mit einer
Gegenfrage: »Sie denken, weil ich reich bin?« Sie
saßen in der Nähe des abgestellten Choppers im diffusen
roten Sonnenlicht. Die Sonne stand kurz vor dem Untergang über
dem Kraterrand, warf aber immer noch ihre Strahlen in ziemlich
steilem Winkel über den Wall hoher Berggipfel. Andrews neigte
den Kopf nachdenklich zur Seite, und das Licht ließ sein rotes
Haar aufschimmern. Dorthy, die ihr TALENT in einer weiteren
ergebnislosen Sitzung fast erschöpft hatte, war nicht in der
Lage, seine Gedanken zu erfassen. Schließlich meinte er:
»Geld zu haben ist schon eine seltsame Sache. Man besitzt es,
wird aber umgekehrt auch von ihm beherrscht, sobald man einen
gewissen Reichtum erlangt hat. Die armen Leute denken immer, sie
seien die Sklaven des Geldes. Aber sie haben nur wenig zu verlieren,
sind in Wirklichkeit die Sklaven ihrer Gewohnheit. Jenseits einer
gewissen Reichtumsgrenze, die zugegebenermaßen sehr hoch liegt,
fordert Geld von einem mehr, als man umgekehrt von ihm erwartet. Dies
ist genau die Situation, in der sich auch mein Vater befindet. Er ist
davon besessen, obwohl er all die Dinge genießt, die damit
zusammenhängen: Konferenzen, Strategien, sogar Kriege. Und,
offen gestanden, Kriege ganz besonders. Gemeinschaftliche
Überfälle, Attacken – solche Sachen eben, die sehr
risikoreich sind, bei denen auch schon mal Menschen umkommen. Sie
müssen wissen, ich bin der älteste Sohn und werde einmal
all das übernehmen müssen. Aber nicht für lange –
vielleicht für ein Jahrhundert, oder auch für zwei. Es gibt
ja Zellkuren – wir haben sie entwickelt und wenden sie
natürlich auch bei uns selbst an. Außerdem verfügen
wir über sehr gute medizinische Programme. In der
Zwischenzeit… Sie wissen sicher, wen man auf Erde die
Goldenen nennt?«
Dorthy nickte, aber er schaute an ihr vorbei in die Büsche.
»Ja, ich bin sogar schon einigen von ihnen begegnet.«
»Ihre Erben stehen schon ungeduldig in den Startlöchern,
zumindest die meisten. Einer davon ist ein alter Freund von mir,
Talbot Barstilkin. Er sollte eigentlich mehr Zeit darauf verwenden,
seinen Teil des Kombinats zu verwalten. Die jungen Reichen – die
Weiterentwicklung der Zellerneuerung hat diesen Begriff zu einer
Tautologie gemacht. Sie sind auf der Suche nach anderen Dingen, nach
neuen Reizen. Mit einer Gruppe von ihnen zusammen zu reisen ist, als
befände man sich auf einer endlosen Party. Verstehen Sie, was
ich meine?«
Dorthy, die auf diese Weise einmal den gewundenen Kurs des
gesamten Barrier Reef abgeklappert hatte, wobei sie sich zum
Schluß nach ihrem Schiffbruch für eine Woche einsam und
allein auf einer kleinen Insel wiederfand (nachdem ein
bewußtseinserweiternder Hautkontakt mit einem Burschen von
Serenity sie ungewollt in höhere Sphären katapultierte),
nickte. Aber Andrews war zu sehr damit beschäftigt, sich zu
erklären, um es zu bemerken. »Zum Sommeranfang auf den
Gipfel von Arul Terrek auf Nowaja Rosja, dann Skifahren auf den Gletscherfeldern der Welt auf Neu-Amerika. Danach Bergsteigen
an den Kraterbergen von Tarysheena auf Nowaja
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