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Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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nippte an ihrem
schwarzen Kaffee und fügte hinzu: »Sie werden doch mit
niemandem darüber sprechen, oder?«
    »Ich mag vielleicht neugierig sein, aber ich bin kein
Klatschmaul«, meinte Sutter lächelnd. »Es sei denn,
ich hielte es für angebracht. Für uns, die wir hier
eingesperrt sind, ist Klatsch und Tratsch das reinste Gift.«
    In dieser Sekunde wurde Dorthy klar, was sie vorher trotz ihres
TALENTS nicht erkannt hatte, obwohl es auf der Hand lag: Sutter und
Andrews waren ein Liebespaar, waren es gewesen seit Sutters Ankunft
in dem aufgegebenen Camp am See.
     
    Wenn Dorthy es nicht schon erraten hätte, wäre sie jetzt
doch sehr schnell dahintergekommen, denn immer begleiteten die
beiden, Angel Sutter und Duncan Andrews, sie auf ihre Ausflüge
an die Hänge der Kaldera. Im Wirkungsbereich des Alarmsystems,
das man installiert hatte, um dem Team zumindest einen symbolischen
Schutz gegen die neuen männlichen Hüter zu gewähren,
war ein Privatleben kaum möglich. Dorthy stellte fest, daß
es ihr nichts ausmachte, wenn die beiden wenige Meter von ihrem Lager
entfernt diskret ihr Liebesleben auskosteten. So hoch sie auch ihre
eigene Privatsphäre einschätzte, hatte sie sich im Lauf der
Zeit tatsächlich daran gewöhnt, die anderer Leute ungewollt
zu belauschen – und war gerade daher in der Lage, es einfach
nicht zur Kenntnis zu nehmen. Zudem war sie jetzt nicht mehr
sonderlich eifersüchtig, wie das noch bei den Zwillingen der
Fall gewesen war. Ihre Erlebnisse hatten solche Gefühlsregungen
irreal werden lassen.
    Ein weiterer Punkt: Sie war froh, aus dem Lager wegzukommen, weg
von dem engen Gemeinschaftszelt und der ständigen
Überlagerung ihres Bewußtseins durch andere, dem
fortwährenden Kitzel durch die Gefühle der Anwesenden, so
störend wie der beharrliche Anprall einer Motte gegen das Glas
einer Lampe oder Glühbirne. Hier waren die langen inneren
Hänge der Kaldera zu erkunden, das Gewirr der niedrigen
Bäume, deren Kronen sich nie höher als sechs, sieben Meter
über den dicken Stämmen ausbreiteten, die Dorthy aber trotz
ihrer Fremdheit weniger störend fand als die Pinienwälder,
die Arcady und sie gemeinsam durchquert hatten. Sie erinnerte sich
seiner mit einer gedämpften Wehmut, die nicht stark genug war,
wirkliche Trauer zu sein. Nein, sie empfand keinen Schmerz, wenn sie
an ihn dachte. Er hatte sie nicht tief genug anrühren
können, um eine solche Gefühlsquelle zu erschließen
(zweimal – sie hatten sich doch nur zweimal geliebt).
Allmählich fragte sie sich, ob jemand ihr jemals so nahe kommen
würde.
    Sie durchstreifte die Kaldera mit einem gehörigen
Adrenalinschuß im Blut, hervorgerufen von Andrews’
unbeschwertem Optimismus und Sutters erstaunlichen Kenntnissen
über die Wechselbeziehungen der meisten Dinge um sie herum, mit
deren Hilfe sie nach und nach das bruchstückhafte Puzzle des
Ökosystems entschlüsselte. Zudem war es jederzeit
möglich, bei ihrer Pirsch auf neu angekommene Gruppen einem der
jungen Männlichen über den Weg zu laufen, der sich zur Jagd
von den anderen abgesondert hatte. Die Wälder an den Hängen
bildeten keine zusammenhängenden Baumgürtel, und die
Zwischenräume, besonders in den unteren Hangabschnitten, waren
mit dornigen Büschen, hohen Gräsern oder Pflanzen
bewachsen, die wie Orgelpfeifen aussahen, leicht bläulich
phosphoreszierten und einen stechenden Keton-Geruch abgaben.
    Die Hüter hätten sich dem Menschentrio leicht
nähern können. Obwohl sie meist an den unteren
Hangabschnitten jagten, kampierten die neuen Männlichen
gewöhnlich an der Baumgrenze im wolkenverhangenen Felsgewirr,
und Dorthy mußte langsam und lautlos auf dem Bauch nahe genug
herankriechen, um sie mit ihrem TALENT sondieren zu können.
Andrews folgte ihr mit einem Gewehr für den Fall, daß ein
heißer Willkommensgruß nötig werden sollte. Damit
setzte er sich eindeutig über die Anweisungen des
Orbital-Kommandos hinweg. Seiner Ansicht nach waren die Hausmeister
oder Statthalter lediglich stumpfsinnige Dienerkreaturen, die man im
Fall des Falles entsprechend behandeln mußte, und trotz all
ihrer Bemühungen fand Dorthy keinerlei Anhaltspunkte, die diese
Ansicht widerlegten. Die Bewußtseine der neuen Männlichen
unterschieden sich kaum von dem des Hüters, den Kilczer und sie
im Boot überwältigt hatten. Nur war bei ihnen dieser alles
überlagernde Drang, zu Burg emporzusteigen, geschwunden.
Geplatzt wie eine Seifenblase, die nur einen leichten Rückstand
auf der

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