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Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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stellte und die Antworten irgendwie immer in den
Eindringlingen selbst fand. Sie hatte sich nichts dabei gedacht, bis
sie das Institut verließ und auf dem riesigen Shuttle-Terminal
von Melbourne feststellte, daß die Myriaden Gehirne um sie
herum alle voreinander verschlossen waren, eine Entdeckung, die bei
ihr sofort eine nicht faßbare Panik ausgelöst hatte. Das
war vor fünf Jahren gewesen. Und jetzt spürte sie diese
Verwirrung erneut. Im nächsten Moment glaubte sie die Sterne
auseinanderplatzen zu sehen.
    Hier drohte die Gefahr, hier! Die Gefahr, die die Menschheit
aufgeschreckt hatte, war entdeckt. Man mußte unverzüglich
handeln. Es war zu gefährlich, noch länger zu warten!
    Ungeduldig versuchte sie sich von dem Griff des Hüters
freizumachen. Mit einem leichten Hieb schlug ihr Häscher sie
nieder. Auf Händen und Knien hockte Dorthy auf der nachgiebigen
Oberfläche der Rampe und schüttelte den Kopf.
Gedankenfetzen lösten sich, drifteten davon. Ihr Bewacher gab
den anderen Männlichen mit den Armen Zeichen und näherte
sich ihnen langsam. Eine Hand glitt dabei über das Band der
verschlungenen Schriftzeichen. Der Hüter versuchte den anderen
klarzumachen, daß hier die Gefahr war, nicht in den Sternen, sondern hier!
    Dorthy war von der heftigen Eindringlichkeit seiner Mahnung
geblendet. Hell wie eine Nova, ja, und seltsam ähnlich den
Vorstellungen vom Schicksal dieses Planeten, die sie
bruchstückhaft in den Gedanken von Kilczer, Andrews und Colonel
Chung erfaßt hatte. Als ob der Hüter wüßte,
daß diese Welt in Flammen aufgehen sollte.
    Pfiffe ausstoßend, schlug er mit der Hand gegen das
Schriftband, zeigte auf Dorthy und berührte die Wand erneut.
Einen schrecklichen Augenblick lang befürchtete Dorthy, der
Hüter fordere die anderen auf, sie zu töten. Doch die vier
drehten sich einfach um und tappten davon, folgten ihrem debilen
Instinkt.
    Dorthy versuchte aufzustehen, doch ihre Gelenke waren verkrampft,
und sie sank hilflos zurück. Das unerwartete Eindringen der
anderen Bewußtseinsstruktur in ihr tiefes Zentrum hatte
irgendwie ihre Körpermotorik beeinflußt – tief unten
im Rückenmark. Nicht die Schiffe des Orbital-Kommandos, sondern
die Sonden wollten sie zerstören. Die Sonden und die Kräfte
im Hintergrund, die sie steuerten.
    »Sch… schaltet ab, geht… geht aus…«,
stammelte sie. Das Ding in ihr preßte ihr Bewußtsein
zusammen. Ruhig, ermahnte sie sich selbst, ganz ruhig.
Konzentriere dich auf die Mitte, handle aus der Mitte heraus. Sie
visualisierte die Worte, die sie sagen wollte, fokussierte sich durch
die lähmende Schicht fremder Impulse auf sie.
    »Schaltet die Funkgeräte ab! Sie peilen euch an und
vernichten euch, wenn ihr es nicht tut.«
    »Dorthy, wiederholen Sie! Was ist da oben los?«
    Sie glitt über die Woge in ihrem Selbst. Andrews’ Stimme
erleichterte ihr das Fokussieren. »Schaltet sofort ab, oder sie
töten euch!«
    Er antwortete nicht.
    Irgend etwas drehte sich innerhalb ihres Bewußtseins, aber
sie kannte es jetzt, konnte seine Umrisse festlegen. Es war nicht
mehr als eine Analogie, eine Wellenfunktion, eingebettet in die
elektrochemische Balance ihres Vorderhirns. Was wie ein
beabsichtigtes Verhalten aussah, waren lediglich Pseudoimpulse,
Parasiten der eigenen Aktionen. Es war nur das Modell eines
Bewußtseins, keine reale Persönlichkeit. Es konnte nicht
mehr als nur antworten.
    Dieses Wissen hieß handeln. Sie ritt auf dieser Welle,
durchtrennte die Kanäle, die Impulse in Handeln umsetzten, und
dachte sich statt dessen in die Tat. Sie atmete tief durch. Sie war
Dorthy Yoshida. Sie war nur sie selbst.
    Im nächsten Augenblick konnte sie nach oben fassen und das
Mikro sowie den Empfänger am Ohr abschalten.
    Ihr Häscher fuhr herum. Er öffnete und schloß die
kleinen Hände an den verkümmerten Armen mehrmals, und
Dorthy begriff, daß das hellschimmernde Gespinst, das sein
Bewußtsein im Griff gehalten hatte, verschwunden war und nur
einen einzelnen, schwachen Impuls übriggelassen hatte, den sie
gerade noch erfassen konnte.
    Der neue männliche Hüter, nun von seinem mentalen
Hemmschuh befreit, kam, als sie sich erhob, auf sie zu, öffnete
dabei den spitzen Mund und zeigte zwei Reihen scharfer Zähne.
Dorthy ahnte, was er vorhatte, und wich vor ihm zurück.
    Plötzlich erbebte die ganze Burg in einer wellenartigen
Bewegung, und Dorthy taumelte. Um sie herum schienen die schwarzen
Wände jetzt innerhalb der illusionären Hefe ihres Glanzes
leicht zu

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