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Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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lagen tief in den
Höhlen. Sie besaßen keine Lider, nur ein, zweimal legten
sich Nickhäute über die horizontal gezogenen schwarzen
Pupillen.
    Dorthy erfaßte einen Funken von seinem Selbst und Knoten
neuerlangten Wissens, eingebettet in ein einfaches, festgeformtes
Gerüst. Genau das hätte sie vorzufinden erwartet, wäre
sie in der Lage gewesen, die Kreatur zu sondieren. Sozusagen einen
nicht allzu komplizierten Computer in Taschenformat. Das Wesen wurde
von einem programmierten Trieb gesteuert, sie innerhalb einer
festgelegten Erkenntnisstruktur einzuordnen. Das mußte es versuchen – und damit scheitern.
    Und da war noch etwas, das hinter all diesen Dingen aufflackerte.
Etwas Helles, Schimmerndes…
    »Was passiert jetzt?« fragte Andrews an ihrem Ohr. Der
neue Männliche zuckte zurück, kam aber dann noch näher
und war offensichtlich erstaunt über das schwache Geräusch
der Stimme.
    »Seien Sie still«, mahnte Dorthy leise. »Er
versucht herauszufinden, was ich bin.«
    Für einen Moment fürchtete sie, der Hüter wolle ihr
das Kehlkopf-Mikro abreißen. Aber er betastete es nur. Die
Berührung seiner Finger war heiß und trocken. Danach
richtete er sich wieder auf, warf Dorthy erneut über die
Schulter und ging die leicht ansteigende Rampe hinauf, bis er wieder
ein paar Ranken fand, die die hohe Wand bedeckten und bis über
das eingebettete Schriftband reichten. An ihnen kletterte er
höher, und Dorthy meldete es sofort.
    Andrews’ atemlose Stimme drang an ihr Ohr: »Das war
knapp. Fast wäre ich in eine Gruppe von ihnen hineingelaufen.
Ich bin jetzt eine Ebene höher. Sie befinden sich etwa
zweihundert Meter über mir. Das Biest klettert verdammt
schnell.«
    »Ich weiß«, antwortete Dorthy. Der Sumpf lag jetzt
nur noch als schmaler Streifen unter dem Gewirr von Türmen und
Spiralen. Sie konnte den breiten Grasstreifen erkennen, hinter dem
sich der Wald als schwarze Linie in der Dunkelheit abzeichnete.
    »Und Ihnen geht es wirklich gut, Dorthy?«
    »So würde ich meine Situation nun nicht gerade
bezeichnen, aber solange der Hüter mich nicht
losläßt, besteht keine Gefahr. Sagen Sie jetzt bitte
nichts mehr. Ich möchte ihn nicht vom Klettern
ablenken.«
    Die Ranken endeten auf einer kleinen Fläche, wo ihre Wurzeln
wie große, gekrümmte Finger aus dem Boden wuchsen. Der
Hüter duckte sich an ihnen vorbei – eine streifte Dorthy
beinahe – und lief blitzschnell quer über die Terrasse. Mit
einem Riesensatz sprang er über eine breite Spalte und landete
auf einem Felsvorsprung hoch über einer Bucht. Der harte
Aufprall wie das Entsetzen trieben Dorthy die Luft aus den Lungen.
Sie blickte über das Rückenfell des Hüters hinunter
auf ein Gewirr nadelspitzer Türme – und schloß sofort
die Augen. Der Hüter sprang erneut, und sie öffnete die
Augen wieder. Unter sich bemerkte sie einen großen Schatten,
der wie ein Geschoß in Zeitlupe durch den breiten Abgrund
trieb. Ramaros Sonde.
    Einen Moment später hatte der Hüter die nächste
Schleife der Spirale erreicht. Hier war die Rampe schmäler, und
das Schriftband bedeckte die Wand nun vom Fuß bis zum oberen
Rand. Der Hüter wechselte den Griff um Dorthys Hüfte und
stieg vorsichtig weiter. Dorthy erfaßte ein anderes
Bewußtsein, strukturiert wie das aller anderen Hüter, aber
durchsetzt von hellen Flecken leuchtender, gefährlicher
Intelligenz.
    Der neue Männliche blieb stehen und gab ein leises, beinahe
klagendes Pfeifen von sich. Jetzt wurde das Leuchten stärker,
kam näher. Im nächsten Augenblick wurde Dorthy vorsichtig
abgesetzt. Sie taumelte zur Wand, lehnte sich dagegen und schaute
auf.
    Vier neue Männliche, die schmalen Köpfe weit in ihre
Kapuzen zurückgezogen, erwiderten ihren Blick.
    Dorthy wich zurück. Ihr Häscher packte sie hart an der
Schulter, und sie schrie auf. Sofort fragte Andrews wieder, was da
vor sich ging.
    »Seien Sie still! Ich versuche gerade…«
    Ein Licht zuckte auf und durchfuhr sie wie ein einschlagender
Blitz. Durch einen Schleier von Tränen sah sie die vier
Männlichen zurückweichen. Einer schüttelte den Kopf,
als sei er geblendet. Dorthy fühlte ihre Furcht und ein
komplexes, unverständliches Durcheinander von Bildern. Etwas
Fremdes versuchte sich in einem Teil ihres eigenen Bewußtseins
einzunisten, zu verstecken.
    Als Heranwachsende hatte sie das Eindringen anderer Personen
zugelassen, hatte ihnen gestattet, in den ruhigen Spiegel ihres
Innern zu reden, zu weinen und zu schimpfen, während sie ihnen
Fragen

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