Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne
Aktivitäten
auslösen.«
»Ich bin ganz Ihrer Meinung«, antwortete Dorthy und
rutschte die letzten Meter zur Rampe hinunter. Genau an der Biegung
stand Andrews in seinem geöffneten Chamäleon-Umhang und
winkte ihr zu. Während sie hinuntergingen, erzählte Andrews
ihr, daß er ein paar Männliche nach oben hatte laufen
sehen. »Sie verstehen sicher, daß ich in meiner Deckung
blieb. Was genau ist denn geschehen?«
»Sie wollen nicht, daß man zu ihnen
eindringt.«
»Gegen Ramaros Sonden hatten sie aber anscheinend nichts. Ich
habe versucht, ihn ans Mikro zu bekommen. Auch Angel meldet sich
nicht. Glauben Sie, daß die Hausmeister unser
Kommunikationsnetz hochgejagt haben?«
»Ja – wenn es nicht abgeschaltet war. Die neuen
Männlichen, Ihre Hausmeister, benutzten die Trägerwelle zum
Absetzen eines Impulses gegen alles, was sich außerhalb der
Burg rührte. Deshalb habe ich verlangt, daß ihr die
Funkgeräte abschaltet. Ich weiß nicht, was die Hüter
sonst noch gemacht haben.« Sie berichtete ihm von ihrem
Häscher und seiner geistigen Versklavung.
Andrews sah sie ungläubig an. »Der Hausmeister wurde von
etwas gesteuert – wie von einer Sonde? Und was hat ihn
gesteuert? Ach ja, die bewußte Intelligenz natürlich, die
Sie schon in der Sinkkapsel erfaßt haben wollen.«
»Ja, ich glaube, sie war es.«
Andrews kratzte sich am Kopf. »Aber wozu…?«
Er blieb stehen. Ein Stück voraus sahen sie eine ihrer
Überwachungssonden. Oder das, was davon noch übrig war. Die
ausgebrannte Hülle lag am Rand der Rampe. Aus den völlig
verbogenen Antrieben kräuselte noch leichter Rauch in die Luft.
Der mittlere Abschnitt war weggesprengt.
»Sieht so aus, als seien die Antriebszellen
hochgegangen«, meinte Andrews und ging in die Hocke, um das
Wrack näher zu inspizieren. Dann richtete er sich wieder auf.
»Ich habe ein ungutes Gefühl wegen Ramaro und der Crew.
Kommen Sie.«
Sie folgten der Spirale nach unten, ohne weiteren Männlichen
zu begegnen, und überquerten die große Plaza. Die
Bewußtseinsstruktur, die Dorthy beinahe unter ihre Kontrolle
gebracht hätte, war fast ganz verblaßt, ohne Spuren zu
hinterlassen.
Dorthy lief hinter Andrews her. Vor ihnen dehnte sich der
Damm.
»Organismen«, sagte sie, während sie, das
schlammige Wasser zu beiden Seiten betrachtend, weiterging. Andrews
hantierte an seinem Empfänger herum. »Warum, zum Teufel,
meldet Angel sich nicht?«
»Sie löst Eisen aus dem Felsuntergrund, kann aber keine
organischen Komponenten ansammeln. Wenn sie sie benötigt,
muß sie sie regelrecht anbauen.«
»Wovon reden Sie überhaupt. Himmel, ich bekomme aber
auch rein gar nichts herein.«
»Von der Burg. Sie wächst, verändert sich. Oder die
neuen Männlichen ändern sie, formen sie. Sie hatten recht
– irgendwie ist sie lebendig.«
Andrews hörte ihr nicht zu. Er war kurz vorm Ende des Dammes
stehengeblieben und zeigte nach oben. Dorthy hob die Augen und sah
über die ungleichmäßigen Terrassen mit ihrem
Baumbestand hinweg zu den Gipfeln des Kraterwalls, die sich schwarz
gegen den Sternenhimmel abhoben. An einem Punkt unterhalb der Spitze
leuchtete eine gezackte Feuerzunge, auf diese Entfernung kaum
größer als ihr Daumennagel. Weiter unterhalb glühten
rote Punkte wie Blütenblätter um einen gelb leuchtenden
Kelch, der allmählich dunkler wurde.
Plötzlich begann Andrews zu laufen und hastete mit
überraschender Schnelligkeit über den Grasstreifen. Der
Lichtschein von der Burg warf einen langen Schatten vor ihm her.
Trotz ihrer Erschöpfung eilte Dorthy ihm nach. Der
Chamäleon-Umhang flatterte um ihre Knöchel. Aber ehe sie
den Waldsaum erreichte, war Andrews schon lange zwischen den
Bäumen verschwunden, und sie folgte ihm durch die Dunkelheit des
Laubdaches, wobei sie ihr TALENT gleichzeitig zum Sehen, Hören
und Tasten einsetzte. Schließlich fand sie Andrews am Rand der
kleinen Lichtung, auf der sie den Chopper geparkt hatten. Er hielt
Angel Sutter in den Armen.
»Ich habe nicht gewagt, das Funkgerät wieder
einzuschalten«, sagte die große Frau. »Habt ihr es
nicht gesehen? Ihr habt es wirklich nicht gesehen?«
»Es ist die Basisstation, nicht wahr?« keuchte Dorthy
völlig außer Atem. Ein metallischer Geschmack lag ihr auf
der Zunge.
Sutter machte sich von Andrews’ Armen frei. Es war so dunkel,
daß Dorthy den Ausdruck im Gesicht der Frau nicht erkennen
konnte, aber sie las ihre verzweifelte Furcht auch so deutlich genug
mit Hilfe ihres TALENTS.
»Ich habe durch
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