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Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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ich in der Lage, Sie
an der Nase herumzuführen und in meinem
Nicht-TALENT-Bewußtsein ein Geheimnis vor Ihnen zu verbergen.
Machen Sie sich nichts draus.«
    Er griff nach ihr, aber das hatte sie schon vorausgesehen. Er
mochte zwar den einen oder anderen Gedanken verbergen können,
war aber nicht in der Lage, die wirklich starken Impulse zu tarnen,
die jeder Bewegung vorausgehen. Ehe er die Arme nach Dorthy
ausstrecken konnte, war sie schon ins dichte Unterholz gesprungen.
Andrews fluchte und setzte ihr sofort nach. Dorthy ließ das
Dickicht hinter sich und lief zwischen den Bäumen davon. Alles
war schwarzweiß gekörnt und merkwürdig
zweidimensional, eine Lithographie, deren Dimensionen erst
spürbar wurden, als sie in sie hineinhastete. Andrews’
Stimme erklang hinter ihr. Er rief ihren Namen. Doch Dorthy rannte
weiter, wich den Bäumen aus, stürzte über ihre
Wurzeln, rappelte sich wieder auf und eilte weiter. Sie war kleiner
als er und konnte sich deshalb leichter und schneller durch den Wald
bewegen. Außerdem wußte sie immer genau, wo er sich
befand, was er plante, wohin er sich als nächstes wenden
würde. In seiner Stimme, die allmählich leiser klang,
mischten sich deutlich Zorn und Furcht. Dorthy rannte weiter, und
bald schwanden sogar seine Gedankenmuster aus ihrem Selbst. Sie war
allein.
     
    Später lag sie am Rand des Beckens in der Nähe des
Stützpfeilers und wartete auf die Rückkehr der Hüter.
Sie lag rücklings auf dem Boden und schaute zu dem Sternenband
hinauf, das sich am Himmel von Horizont zu Horizont über den
Himmel dehnte. Direkt über ihr stand Sagittarius im Zentrum des
sich langsam drehenden Sternenschwarms der Galaxis – die Nabe
eines Rades, das aus vierhundert Milliarden Sonnen bestand. Sonnen,
Sonnen und nochmals Sonnen! Und dies war nur eine Galaxis in der
lokalen Gruppe, dabei nicht mal die größte unter tausend
oder mehr, die das Skelett dieses Raum-Zeit-Gefüges bildeten,
das bei der Explosion des Monoblocks, beim Urknall entstanden war.
Diese Galaxis war auch keinesfalls die größte unter den
Millionen Galaxie-Ansammlungen im bekannten Universum. Was war ein
einzelnes menschliches Leben, jedes menschliche Streben im Vergleich
dazu?
    Ein Nichts natürlich.
    Und doch wieder kostbar. Viel kostbarer.
    Sterne waren Sterne, nicht mehr. Ein Mensch war wertvoller, denn
er besaß das Potential, sich selbst zu übertreffen. Selbst
Bakterien waren wertvoller, denn Bakterien hatten sich zu Frauen und
Männern entwickelt, und jede Person für sich vertrat eine
einzigartige Ballung des Seins…
    Andrews dagegen vertrat den genau gegensätzlichen Standpunkt:
Die menschliche Rasse war zwar alles, das Individuum aber nur eine
austauschbare oder ersetzbare Zelle mit dem Drang, sich zu vermehren
und sich immer weiter im unendlichen Raum auszubreiten. Dorthy
erinnerte sich an die Woche im Great Barrier Reef, als sie mit von
Handschuhen geschützten Händen Seesterne von den
Korallenbänken abpflückte, gefräßige,
destruktive Wesen mit Widerhaken auf ihren Rückenkämmen.
Eine Krone aus Dornen.
    Andrews’ Vision war eine Ansiedlung der Menschen an den
Riffen der Galaxis, und er setzte dieselben Menschen
rücksichtslos für dieses Ziel ein. Denn auch blinde Materie
sucht nach einer Form, wie das Leben, und folgte dabei den
Gesetzmäßigkeiten, die tief in die Atome eingewoben sind.
Aber die Formen der Materie waren einfacher vorherzubestimmen als die
verschnörkelten, spitzfindigen Formen des Lebens, und das war
mit ein Grund gewesen, weshalb Dorthy sich für die Astronomie
entschieden hatte.
    Ich kann nicht unter Fremden leben.
    Vielleicht begann sie diesen Satz allmählich zu verstehen.
Sie hatte sich selbst abgekapselt und außerhalb der
Gemeinschaft gestellt, weil sie sich der Integration in eine
Gemeinschaft und der damit verbundenen Öffnung der Grenzen ihres
Selbst verwehrte…
    Dorthy rollte sich auf den Bauch. Gerade jetzt mochte sie nicht an
Arcady oder Hiroko denken.
    Schwache Lichter leuchteten plötzlich unter den Bäumen
in der Schlucht auf, die das schwarze Becken spaltete, Stränge
mit nadelkopfgroßen Leuchtpunkten, die hier den Verlauf einer
Mauer, dort die Spitze eines Turmes nachzeichneten – zynische
Kontrapunkte zu den Sternen am Himmel. Dorthy fragte sich, ob Andrews
wieder hinuntergegangen war, um zumindest einen Rest seines Stolzes
und seiner Selbstachtung zu retten. Sie hoffte es nicht.
    Und was, wenn er zu Angel Sutter zurückgegangen war –
was, wenn die

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