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Alien 2: Verborgene Harmonien

Alien 2: Verborgene Harmonien

Titel: Alien 2: Verborgene Harmonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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einem schmutzigen Verband
um den Kopf. Der Patriarch musterte de Ramaira finster, spuckte
demonstrativ zwischen seine Stiefel auf den Boden und schaute wieder
auf. De Ramaira mußte vor seinem festen, offenen Blick die
Augen senken und wandte sich beschämt ab.
    Die Cops brauchten eine weitere Stunde, um Essen an die Gefangenen
zu verteilen und sie danach auf den Truck zu verladen. Bei der
Abfahrt hatte ein leichter Nieselregen eingesetzt. De Ramaira, der im
Führerhaus des Luftkissentrucks hockte, drehte sich um und
schaute zum Abo-Dorf zurück, das langsam hinter ihnen kleiner
wurde und verschwand. Kelly pfiff lautlos vor sich hin, während
er das Gefährt über die enge Piste steuerte. Sinclair und
Müller ritten hinterher und führten die anderen Pferde an
den Zügeln mit. Jonthan Say begleitete sie auf seinem Pferd.
Sinclair hatte ihm nicht gestattet, mit Lieutenant McAnders auf der
Ladefläche bei den Gefangenen mitzufahren.
    Inzwischen wurde der Regen stärker und fegte in weiten
Schleiern über das leere rote Grasland. Blitze zuckten wie
Peitschenhiebe am Horizont auf.
    Nach einer Weile fragte de Ramaira den Fahrer: »Wird das noch
schlimmer?«
    »Schon möglich.«
    Und wieder etwas später: »Wissen Sie, das alles hier
erinnert mich an Kansas. Auf der Erde.«
    »Tatsächlich? Wie schön.«
    Nach dieser nichtssagenden Antwort verkniff sich de Ramaira jeden
weiteren Versuch, mit dem Fahrer ins Gespräch zu kommen, schaute
trübsinnig zu, wie draußen Gras und Regen vorbeihuschten
und dachte dabei an die Abos und seine mißlungenen Versuche,
sie zu verstehen. Vielleicht sind sie letztlich doch nur Tiere,
dachte er, aber auch dieser Gedanke machte ihn nicht ruhiger. Er
bekam eine ungefähre Vorstellung davon, welche Frustration
Webster dazu getrieben haben mußte, solch abstruse Phantasien
über Schamanen, Ursprungshöhlen und geheime unterirdische
Rituale zu entwickeln.
    Der Konvoi begann den Abstieg in das erste der bewaldeten
Täler und folgte dabei einem engen, vom Regen schlüpfrigen
Pfad, der schnurgerade zwischen den hoch aufragenden Bäumen
verlief. Wenig später schloß Sinclair zu dem Wagen auf und
rief durch das geöffnete Seitenfenster: »Fahr schon voraus,
Kelly, ehe der Zustand der Piste noch schlechter wird. Der Junge,
Müller und ich kommen nach!«
    Sofort schob Kelly einen höheren Gang ein, und der
Luftkissentruck machte einen Satz nach vorn. In hilfloser, von Furcht
geprägter Faszination sah de Ramaira die dicken Stämme der
Bäume nur Zentimeter entfernt an den Seiten des Wagens
vorbeihuschen. Der strömende Regen machte die Windschutzscheibe
fast undurchsichtig. Im Talgrund schoß der Truck über
einen angeschwollenen Fluß und fuhr den nächsten Hang
hinauf. Und dann verschwand die Piste unter einem Gewirr von
Felsbrocken, Schlamm und umgestürzten Bäumen. Kelly
ließ sofort Luft aus dem Kissen ab, doch es war zu spät,
um den Wagen abzubremsen. Er rutschte seitlich weg, rammte einen
querliegenden Baum, drehte sich um seine Achse und prallte frontal
gegen einen weiteren Stamm. De Ramaira wurde nach vorn geschleudert
und schlug mit dem Kopf gegen die Windschutzscheibe. Dann war nur
noch das Rauschen des Regens und das Plätschern von Wasser zu
hören.
    »Scheiße!« Mehr kam Kelly nicht über die
Lippen.
    Sie waren am Rand eines Sees zum Stehen gekommen, der von
Hügeln eingegrenzt wurde. Sein Wasserpegel schwoll zusehends an.
De Ramaira und Kelly schauten nach den Gefangenen und dem Lieutenant
und besahen sich dann die eingedrückte Seite des Wagens.
Inzwischen waren auch Sinclair und die anderen eingetroffen.
    Sinclair ging um den Truck herum, schüttelte den Kopf und
befahl den Gefangenen abzusitzen. Wind sprang auf, fegte über
die Wasseroberfläche und trieb von der Seite Regenschleier
heran. Jonthan und de Ramaira hoben den Lieutenant von der
Ladefläche und bauten aus einem wasserdichten Poncho einen
Regenschutz, während Sinclair den Truck startete und ihn aus dem
Fels- und Baumgewirr zurückzusetzen versuchte. Einen Augenblick
lang sah es so aus, als ob er damit Erfolg hätte, doch dann
platzte das Luftkissen mit lautem Knall und wirbelte eine
Fontäne von Dreck und Schlamm hoch in die Luft. Mit abrupter
Endgültigkeit setzte der Truck hart auf dem Boden auf.
    Während die Gefangenen ihre Besitztümer abluden, die die
Cops ihnen weggenommen hatten, sagte Sinclair zu de Ramaira und dem
Jungen: »Wir werden zu Fuß weiter am Fluß
entlangmarschieren, bis wir eine Stelle finden, wo

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