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Alien 2: Verborgene Harmonien

Alien 2: Verborgene Harmonien

Titel: Alien 2: Verborgene Harmonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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eine fiebersenkende
Tablette verabreicht und es Jonthan überlassen, die trockenen
Lippen der Frau fortwährend mit Wasser zu benetzen – eine
Intimität, die ihm Unbehagen bereitete. Er beobachtete eine
Zeitlang die Gefangenen, deren Gelenke mit kurzen Ketten gefesselt
waren, und fragte dann: »Ist das wirklich notwendig?«
    »Würden wir sie nicht anketten, wären sie über
die Trackless Mountains verschwunden, kaum daß wir ihnen den
Rücken zuwenden. Sie wissen, daß sie in die Minen gebracht
werden sollen.« Der blonde Cop war sichtlich belustigt.
»Hören Sie, wie sind Sie eigentlich in diese Scheiße
geraten?«
    Müde erzählte de Ramaira, was er über den Unfall
des Lieutenants wußte. Der weibliche Cop, Müller, ging von
einem Gefangenen zum andern und schloß die Gelenkfesseln
zusammen.
    Der dritte Polizist der Streife, ein schweigsamer Mann namens
Kelly, braute derweil Kaffee.
    Nach de Ramairas Schilderung grinste Sinclair und zeigte dabei
gelbliche Zähne auf einem spitzen Unterkiefer. »Sie
hätte mit uns gehen sollen, wenn sie schon unbedingt jagen
wollte«, brummte er und erzählte fröhlich, wie er mit
seinen Kumpanen das illegale Anwesen in einem Tal hoch oben in den
Bergen aufgespürt hatte, und wie die geflohenen Siedler ihnen in
die Falle gegangen waren. Zusätzlich zur ausgesetzten Belohnung
durften die Cops den Besitz der Siedler unter sich aufteilen, und das
Mißgeschick des Lieutenants vergrößerte nur ihre
Schadenfreude. Sie blieben lange auf, tranken Kaffee und ließen
dicke Marihuana-Zigaretten kreisen, die de Ramaira aber höflich
ablehnte. Dabei machten sie lauthals Witze über ihre kleine
Säuberungsaktion.
    Jonthan blieb im Zelt bei dem Lieutenant. Sam hatte sich wachsam
vor dem Eingang ausgestreckt. In dieser Nacht schlief de Ramaira
schlecht, wachte auf dem harten Boden neben dem niedergebrannten
Feuer des öfteren auf und sah, daß im Zelt immer noch
Licht brannte. Es zeichnete den Umriß des Jungen, der sich in
ergebener Haltung über die Frau beugte, auf die Zeltplane.
    In der Morgendämmerung schlüpfte de Ramaira aus seinem
silberfarbenen Kokon und ging zum Zelt hinüber. Jonthan schlief
mit friedlichem Gesicht, die Hände lagen auf den Hüften.
Neben ihm, noch immer bewußtlos, atmete der Lieutenant schwer
unter den Fieberschüben. Die Flecken und Pusteln auf ihren Armen
hatten sich entzündet. De Ramaira injizierte ihr eine weitere
Dosis Antihistamin und pfropfte einen Glukose-Tropf in eine Vene in
der Armbeuge.
    Der Junge wachte auf und fragte sofort: »Geht es ihr
besser?«
    »Sie kämpft gegen das Fieber. Wie fühlst du
dich?«
    Der Junge zuckte die Achseln und zog die Lider der Frau hoch.
»Sie ist so heiß.«
    »Du kannst sie zum Frühstücken ruhig mal allein
lassen. Du mußt bei Kräften bleiben, wenn du dich weiter
um sie kümmern willst.«
    »Ich hätte sie nicht allein gehen lassen
dürfen«, murmelte Jonthan.
    »Iß erst mal was. Danach kannst du dich immer noch mit
deinen Schuldgefühlen herumschlagen.«
    Ihr Wasserschlauch war leer, und so gingen sie gemeinsam zum See
hinunter. Einer der Gefangenen war schon wach, ein stämmiger
Mann mit Glatze und dem längsten weißen Bart, den de
Ramaira je gesehen hatte.
    Sein Blick war so wild und grimmig wie der eines Falken.
    Überall ringsum wogte das Meer aus rotem Gras sanft im Wind.
Jonthan deutete auf die großen schwarzen Wolken über den
Bergen, während sie sich einen Weg durch das hohe Schilf am Ufer
des Sees bahnten, und erklärte, daß ein Gewitter im Anzug
sei.
    »Nun, ich denke, wir sind doch rechtzeitig wieder in Broken
Hill.«
    »Vermutlich.« Der Junge bückte sich und füllte
den Wasserschlauch.
    Bei ihrer Rückkehr ins Camp waren auch die drei Cops
aufgewacht und auf den Beinen. »Wir haben jede Menge Trinkwasser
auf dem Truck«, rief Sinclair ihnen entgegen, doch der Junge
ignorierte ihn und ging auf die Gefangenen zu.
    »Sie kriegen erst was zu trinken, nachdem wir getrunken
haben«, sagte Sinclair in scharfem Ton. »Geh und
kümmere dich um deine Beschläferin, Junge!«
    De Ramaira wollte sich einmischen. »Es ist nicht
nötig…«
    Mit einer heftigen Bewegung schob Sinclair das Haar aus der Stirn.
Sein Blick war hart. »Das sind meine Gefangenen, Freund. Nun geh
schon, Junge!«
    Auch die Gefangenen waren inzwischen wach – der alte Mann mit
dem patriarchalischen weißen Bart, ein weiterer Mann in de
Ramairas Alter, zwei Frauen und drei Kinder. Das älteste war ein
Mädchen von etwa zwölf Jahren mit

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