Alien 2: Verborgene Harmonien
messerscharf. Seine kleine
Füße steckten in Stiefeln aus Amphibienhaut, deren feine
Schuppen in dem harten Licht in allen Regenbogenfarben glänzten.
Nicht ein Schlammspritzer war darauf zu sehen.
Savory wanderte in dem kleinen Raum auf und ab, während ein
Sanitäter Ricks Ärmel hochrollte. Ricks Blicke wanderten
zwischen ihm und dem Colonel hin und her. Der Sanitäter fuhr mit
einem Instrument, das aussah wie ein Füllfederhalter mit
Hohlnadel, über Ricks Unterarm. Als das Instrument einen hohen
Pfeifton von sich gab, stieß der Mann das spitze Ende mit einer
heftigen Bewegung in Ricks Fleisch. Rick fühlte, wie etwas aus
seinem Arm herausglitt. Ein Blutstropfen rann das Handgelenk hinab,
als der Sanitäter das Instrument herauszog.
Savory unterbrach seine Wanderung. Der Sanitäter drückte
die Spitze der Hohlnadel auf einen Objektträger aus Glas.
»Ja, da ist es«, sagte er und hielt Rick die kleine
Glasplatte hin, um ihm das nadelkopfgroße, glitzernde
Metallstück darauf zu zeigen. Danach reichte er sie Savory.
»Ein raffiniertes kleines Gerät«, meinte dieser und
gab dem Sanitäter den Objektträger zurück. »Es
müßte Sie eigentlich schon aus beruflicher Sicht
interessieren, Dr. Florey. Es ist gleichzeitig Mikrofon und Sender,
artverwandt mit dem Implantat, über das Sie Ihren Compsim
betreiben. Einmal injiziert, entwickelt es mikroskopisch kleine
Fäden, die sich in über hundert Muskelzellen festsetzen und
ein maßgeschneidertes Retrovirus in sie injizieren. Das Virus
verwandelt die Zellen in ein autonomes Netz, das den Sender mit
Energie versorgt.«
Wütend machte Rick einen Schritt auf ihn zu. Sofort packte
der Polizeisergeant seine Schulter mit hartem Griff. »Die
medizinische Untersuchung, als ich für Sie zu arbeiten begann,
diese merkwürdige Vitamin-Injektion. Sie Hundesohn – Sie
haben mich nur benutzt.«
»Jeder loyale Möchtegern-Bürger – der Sie ja
durchaus bis vor Ihrem törichten, ruhmsüchtigen Akt heute
waren – jeder, der loyal zur Stadt steht, wäre
glücklich, so etwas für uns tun zu dürfen. Um Ihre
Privatsphäre brauchen Sie sich aber keine Gedanken zu machen,
Dr. Florey. Einer von Constats Sklaven hat alles durchgesehen, was
über den Sender hereinkam. Er nahm Passagen, die
unverständlich waren, heraus und säuberte den Ton, so
daß man jetzt alles gut verstehen kann. Ich habe mir nur die
wirklich interessanten Dinge angehört – so es sie denn gab.
Sie waren, gelinde ausgedrückt, eine Enttäuschung für
mich, Florey, denn ich hatte mir eindeutig mehr von Ihnen versprochen
als die dummen Jungenstreiche einiger ausgeflippter
Studenten.«
»Ich bin sehr froh, daß ich Sie enttäuscht
habe.«
»Trotzdem war das immer noch besser als überhaupt
nichts, nicht wahr?« fuhr Savory lächelnd fort. »Die
Frage ist nun: Was machen wir mit Ihnen? Es wäre natürlich
möglich, Ihre kurze Anwandlung von Heldentum draußen am
Osttor völlig zu ignorieren, sie statt als absichtlichen
Sabotageakt als eine nervöse Überreaktion zu betrachten.
Ich bezweifle, daß die paar Rebellen, die Sie vor dem Tod
bewahrten, wirklich ins Gewicht fallen.«
»Aber das hätte bestimmt seinen Preis, richtig?«
führte Rick Savorys Gedankengang fort.
»O ja, natürlich. Alles hat seinen Preis – immer.
Ich habe jetzt zwar Berichte über ein paar mißliebige
Zeitgenossen vorliegen, aber an denen bin ich kaum interessiert. Ihre
Freunde kennen weit wichtigere Leute – einen oder zwei, wenn ich
richtig informiert bin – die unseren Kriegszielen sehr im Wege
stehen.
Sie könnten uns zu ihnen führen und würden der
Stadt damit einen großen Dienst erweisen.«
»Mit anderen Worten, ich soll meine Freunde verraten. Nein,
nein, Mr. Savory, das sehe ich anders. Ich habe draußen so
gehandelt, weil ich nicht der Meinung bin, daß das Anliegen der
Stadt für die Zukunft dieser Welt förderlich ist. Meine Tat
mag nicht sonderlich viel bewirkt haben, aber mir persönlich war
sie sehr wichtig.«
Savory seufzte theatralisch. »Sie sind noch jung, Dr. Florey,
und sehr naiv dazu. Es wäre schade, ein solch großes
Talent wie Sie zu verlieren. Wenn Sie mir nicht helfen, bleibt mir
keine andere Möglichkeit, als Sie ins Internierungslager zu
stecken. Aber wie Sie wollen!«
Der Sergeant gab Rick einen Stoß in die Rippen und zerrte
ihn hoch. Der Schmerz brannte wie Feuer. Durch wallende Nebel und die
aufsteigenden Tränen sah Rick, wie Savory sich vorbeugte. Ein
feiner Speichelregen netzte sein Gesicht, als
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