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Alien 2: Verborgene Harmonien

Alien 2: Verborgene Harmonien

Titel: Alien 2: Verborgene Harmonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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Flußmitte gerade bis an die Knie. Als er den
Schilfgürtel am anderen Ufer erreichte, warf er sich keuchend zu
Boden und beobachtete das gegenüberliegende Ufer. Nach einer
kurzen Weile schob sich ein Cop vorsichtig durch die hohen Stengel
und schaute in beiden Richtungen den Fluß entlang. Miguel
konnte deutlich das Kabel erkennen, das vom Compsim am Gürtel
des Polizisten zu der Gelenkbandage führte. Sie waren alle
untereinander verbunden, Teile derselben Maschine… und wenn
Miguel es gewagt hätte, hätte er sich einhängen
können in diesen Kreis. Aber das Ding, das ihn jetzt zur Strecke
brachte, das wahrscheinlich auch die Cops auf seine Spur gesetzt
hatte, dieses Ding würde dann sicher schon auf ihn warten.
    Langsam wie eine Eidechse schob Miguel sich vom Flußufer
rückwärts in den Schilfgürtel hinein. Er erstarrte,
als eine Sonde mit leisem Brummen, kaum lauter als das ferne
Geräusch der Hubschrauberrotoren, über seinem Kopf
vorüberflog. Kaum war sie verschwunden, sprang er auf und lief
weiter. Doch auch vor ihm ertönten Stimmen, die sich gegenseitig
etwas zuriefen.
    Miguel verließ das Schilf und hastete zwischen Büschen
hindurch, die wie sanfte grüne Flammen schimmerten, zwischen
Wildrosen und Kletterpflanzen hindurch. Nach einer Minute wurde ihm
bewußt, daß er außer den Geräuschen, die er
durch sein Laufen verursachte, nichts mehr hörte, und er blieb
stehen und duckte sich unter die glänzenden Blätter eines
Busches. Blut quoll aus seinen zerkratzten Händen und lief
unbeachtet die Finger herunter.
    Ein deutlicher Ruf, viel näher schon – und noch
einer.
    Miguel schob sich durch das Blattwerk – und stand vor dem
bemoosten Stamm eines dicken Baumes. Erschöpft lehnte er das
Gesicht an die rauhe, trockene Rinde. Kein anderer Ausweg blieb ihm
mehr außer dem raschen Griff zum Messer.
    Wieder erklangen Stimmen, diesmal irgendwo unten am Fluß. Er
selbst schien sich im Zentrum einer höchst angespannten Stille
zu befinden. Nichts rührte sich in den Schatten unter den
Büschen oder störte die schwebenden Staubteilchen in den
langen Sonnenstrahlen, die schräg durch die Lücken im
Laubdach fielen. Miguel faßte nach seinem Messer. Dabei
streiften die Finger über sein Bündel und die eckige Form
des Compsim darin. Seine Hände tasteten wie von selbst zu den
Schnallen und öffneten sie in fliegender Hast.
    Die schwere, glatte Form des Compsim hatte etwas Beruhigendes,
Angenehmes…
    Plötzlich eine Stimme aus der Dunkelheit: der Blaue
Bruder.
    Mit bebenden Fingern schaltete Miguel das Gerät ein.
    - Du bist zu mir zurückgekehrt –, meldete sich die
Stimme sofort.
    »Hilf mir!« flüsterte Miguel mit geschlossenen
Augen. »Bitte! Hilf mir!«
    Zuerst schwach, dann immer deutlicher wuchsen blaue,
ineinandergreifende Linien aus dem heißen Dunkel unter seinen
Augenlidern, fügten sich zu langsam rotierenden Pyramiden
zusammen. Die Stimme schien aus ihrer freien Mitte zu kommen.
    - Ja –, sagte sie, – ich werde dir helfen. Aber du
mußt versprechen, daß du dafür auch mir
hilfst. -
    »Bring mich hier heraus. Bitte!«
    - Es ist schon getan –, sagte die Stimme. Und doch schien die
Stille um Miguel unverändert bedrohlich. »Was wirst du
tun?« flüsterte er.
    - Es ist schon getan –, wiederholte die Stimme geduldig.
– Ihre Wärme-Sensoren hatte ich schon vorher gestört,
und im Moment speise ich ihnen ein falsches Signal ein. Es wird sie
zu etwas hinführen, das sie eine Weile beschäftigen und von
deiner Verfolgung ablenken wird. Steh jetzt auf, Miguel, und
öffne die Augen. -
    Gegen seinen Willen, als würden seine Glieder und Muskeln von
innen bewegt, erhob Miguel sich aus seiner geduckten Haltung. Seine
Lider sprangen auf. Um ihn herum Büsche, herrlich grün im
weichen Sonnenschein, Ausschnitte des dunklen Himmels zwischen hohen
Bäumen. Miguel fühlte die Hand nicht, die den Compsim
umfaßt hielt.
    - Du wirst mein Arm sein, Miguel, mein Arm in der schweren Zeit,
die kommen wird. Denn der, der bisher mein Arm war, hat mich
verraten. Aber ich glaube, du wirst mir auf jeden Fall besser dienen
als er. Immer schon war ein kleiner Teil von mir in dir, von dem
Compsim dort installiert, um sicher zu sein, daß du ihn nicht
einfach wegwirfst. Wie seine Signale Bilder auf deine Sichtebene
projizieren können, so können sie auch Gedankenstrukturen
und -muster überall in deinem Verstand plazieren. Dieser Teil
von mir, mein Ich, wird dich von nun an lenken und über dich
wachen. Und damit

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