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Alien 2: Verborgene Harmonien

Alien 2: Verborgene Harmonien

Titel: Alien 2: Verborgene Harmonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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beginne ich sofort. Du wirst den Weg
zurückgehen, den du gekommen bist, Miguel, denn du wirst
draußen im Outback gebraucht in diesen schweren Zeiten, die
kommen werden. –
    Miguel begann sich durch die Büsche zu kämpfen –
oder besser gesagt, sein Körper tat dies. Er selbst war dabei
nur Passagier, gefangen in der Wölbung des Kopfes, und er
fürchtete sich zu Tode. Denn er wußte, was mit dem
früheren Diener dieser Stimme, dieser Maschine, geschehen war,
hatte an jener fernen Bucht gesehen, wie sein Gehirn über die
ganze Seite des Overlanders verspritzt war. Dies also war die Strafe
für das Versagen des Mannes gewesen.
    - Ich werde mit dir sein –, sagte die Stimme, – selbst
wenn du dich außerhalb der Reichweite aller Transmitter
befinden solltest. Ein Teil von mir ist jetzt in deinem Kopf, Miguel.
Geh nach Osten, zurück auf den Weg. Bald schon wird dort mein
verlängerter Arm benötigt werden. -
    »Was erwartest du von mir?«
    - Du bist – sagen wir, empfänglicher und entschlossener.
Verstehst du, was ich meine? Du weißt, warum du die Aborigines
verstehst, und darum bist du weggelaufen. -
    Es stimmte, Miguel war nie gern mit Leuten zusammen. Ihre
Gegenwart erdrückte ihn, war wie eine Wolke, die seine
Gefühle und Gedanken überschattete.
    Er war eben sensibel. Wie oft hatte sein Vater das gesagt. Sein
Vater hatte getrunken, um diesem Druck standzuhalten, allein mit sich
in seinem Schuppen am Rand des großen leeren Waldes. Miguel
hatte die Art, wie sie dort lebten, nie gestört, denn er kannte
keine andere. Er hatte den nahegelegenen Friedhof mit imaginären
Spielkameraden bevölkert; in vielen Gräbern hatten Kinder
oder Säuglinge gelegen, von der Welt getötet, ehe sie
richtig zu leben begonnen hatten. Wenn er im kurzgemähten Gras
vor dem weißen Kreuz lag, das auf dem Grab seiner Mutter und
seines Zwillingsbruders stand, hörte Miguel im Geiste die Stimme
des Bruders, der ihm flüsternd von den Geheimnissen der
unterirdischen Welt erzählte. Die Stimme kam irgendwo aus der
Dunkelheit hinter Miguels Augen, einer Dunkelheit, die man wie einen
Vorhang zur Seite ziehen konnte. Nur wie – das wußte
Miguel nicht.
    »Estaban?«
    Die metallische Stimme meldete sich so plötzlich bei Miguel,
daß er vor Schreck beinahe stürzte. Er fand sich in der
fortschreitenden Abenddämmerung am Rand einer stillen
Waldlichtung wieder. Durch die Bäume konnte er das rote
Blinklicht sehen – auf der Spitze des Relaisturmes, an dem er
vor mehreren Tagen vorbeigekommen war.
    »Estaban?«
    Es kam keine Antwort, doch hinter seinen Lidern konnte Miguel das
Ding fühlen – einen kalten, toten Geist, wie die Geister,
die die Leute in der Stadt verehrten. Kalt und glatt wie eine
Schlange aus Stahl nistete er in seinem Kopf. Der Blaue Bruder, der
darauf wartete, daß sein Wille geschah.

 
10    Ganz nett wild
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    Die Kette der Cops zog sich auseinander, während die
Polizisten sich durch das Buschwerk zum Ufer vorarbeiteten und dabei
den von den Compsims übermittelten Koordinaten folgten. Rick
hielt sich dicht bei Catlan. Ein paar Schritte voraus brach Savory
sich seinen Weg durch das Dickicht und fluchte laut, wenn ein Zweig
ihn beim Zurückfedern ins Gesicht traf oder die Dornen an seinem
teuren Anzug zerrten. Der Polizei-Lieutenant hatte den
Chamäleon-Stromkreis ihres Overalls aktiviert und die Haube
über den Kopf gezogen. Ihr Overall zeigte jetzt fast das gleiche
gefleckte Grün wie die Umgebung.
    Als sie den Fluß erreichten, drehte Savory sich zu Catlan
und Rick um. »Zumindest scheint es, als hätten wir die
Wärmespur unseres Mannes wiedergefunden. Trotzdem werde ich den
Verantwortlichen nach unserer Rückkehr ein paar unangenehme
Fragen stellen, wieso sie sie überhaupt erst verlieren konnten.
Kommen Sie zurecht, Dr. Florey?«
    »Es geht schon.« Tatsächlich machte Rick noch eine
bessere Figur als Savory, dessen Gesicht von roten Flecken
übersät und schweißnaß war. Rick hatte als Kind
bei seinen Streifzügen durch die Wälder um Mount Airy
gelernt, wie man sich mit geringstem Aufwand durch das Gewirr der
Ranken bewegte, und diese Fähigkeit kam ihm nun zugute.
    Der Overall des Lieutenants begann zu flackern, und das grüne
Muster verblaßte zu einem Weiß. »Er ist oben am
Hügelkamm auf der anderen Seite. Irgendwie muß er aus
unserer Falle entwischt sein.«
    »Verflucht«, schrie Savory voller Wut, »sind Ihre
Leute denn nicht in der Lage, eine solch einfache Sache zu Ende

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