Alien 2: Verborgene Harmonien
Zentrum der Siedlung lichterloh. Die Hitze
brachte Ricks Gesicht zum Glühen. Ein Brausen und Krachen
begleitete die Umwandlung der Elemente, die sich der Reinheit des
Feuers ergaben. Wie schwarzer Schnee rieselte die Asche über die
Felder.
Savory betrachtete die Szenerie mit kaum verhehltem
Vergnügen, während er Rick den Verlauf der Operation
schilderte: die Umzingelung von Lake Fonda und die Eroberung der
Siedlung im Morgengrauen, die Vergiftung der Felder und das
Abschlachten des Viehs, den Durchstich des Dammes und das Fluten der
Umgebung, das Anzünden der Häuser. Vermutlich hatte er Rick
speziell aus diesem Grund hierhergebracht. Macht, wie auch die Liebe,
verlangte immer nach Öffentlichkeit. Aber Savorys prahlerische
Rechtfertigungen für eine solch maßlose
Zerstörungswut stießen Rick nur noch mehr ab. Das Feuer,
das Massaker an den Tieren, die stoische Haltung der Gefangenen
– sie waren real, waren unauslöschliche Markierungen,
Narben auf der Oberfläche dieser Welt. Sie waren nicht zu
entschuldigen, nicht zu übersehen.
Savory verschwand mit ein paar Cops, um sein Zerstörungswerk
näher in Augenschein zu nehmen. Rick blieb in der Nähe der
Kinder und alten Leute, die auf sie achtgeben sollten, und
beobachtete, wie sie in stummer Verbitterung in die Flammen starrten.
Er war ihr Zeuge.
Die Feuer brannten allmählich herunter. Trotzdem stiegen
immer noch dicke Rauchsäulen in die Luft. Ein Hubschrauber
landete und setzte eine Nachrichten-Crew ab. Savory wiederholte stolz
den Einsatzverlauf. Er schien ganz in seinem Element zu sein. In
einer Insel aus Scheinwerferlicht stehend, deutete er auf die
Gefangenen und die bei ihnen konfiszierten Gewehre. Schließlich
beendete er sein Interview und schüttelte dem Reporter die
Hand.
Auf dem Weg zum Hubschrauber fragte ihn Rick, was aus den
Gefangenen würde. Etwas in seiner Stimme veranlaßte Savory
stehenzubleiben. »Sie brauchen keine Sorgen um sie zu machen,
Lieutenant Florey. Sie werden freigelassen, sobald wir hier fertig
sind. Wir haben weder den Wunsch noch die Örtlichkeiten, um sie
festzuhalten. Sollen die Rebellen sie doch füttern.«
»Es ist aber ein weiter Weg bis zu den Stellungen der
Aufrührer, nicht wahr?« Rick versuchte sich vorzustellen,
wie die Siedler in der kalten Nacht ohne Nahrung und Wasser, nur mit
den Kleidern, die sie auf dem Leib trugen, die Hampshire Hills
überqueren sollten. Ein paar alte Männer, Frauen, Kinder.
Einige hatten nicht mal Schuhe. »Eine sehr harte
Entscheidung.«
»So soll es auch sein. Die Jüngeren von ihnen sind alle
draußen im Gelände und exerzieren für den Einsatz
gegen unsere Truppen. Vielleicht bringt sie das doch ein wenig zum
Nachdenken. Und die Leute in den übrigen Siedlungen auch. Die
ganze Aktion soll sie ja demoralisieren und muß schon deswegen
brutal sein. Das ist der Preis für die Sicherung unserer
Zivilisation, Dr. Florey. In Wirklichkeit, denke ich, wußten
Sie diese Dinge längst, wenn Ihnen auch ihre Tragweite nicht so
deutlich bewußt gewesen sein mag.« Savory hatte sich zu
der brennenden Siedlung umgedreht. Etwas in diesem Inferno
stürzte mit lautem Krachen zusammen und sprühte einen
wirbelnden Funkenregen hoch in die Luft. In der plötzlichen
Helligkeit sah Rick, wie der Politiker zufrieden lächelte.
Als Rick in die Stadt zurückkehrte, zeigten alle
öffentlichen Bildschirme schon die Aufnahmen von der
Polizeiaktion gegen Lake Fonda, priesen sie als großen Sieg und
sagten das baldige Ende des Krieges voraus.
In seiner Pension nahm Rick eine ausgiebige Dusche im
Gemeinschaftswaschraum, um den beißenden Brandgeruch
loszuwerden, und zog eigene Kleider an. Beim Verlassen des Hauses
stellte ihn die Concierge. »Ich hoffe, Sie hatten mit den jungen
Leuten letzte Woche keinen Ärger.« Ihre kleinen, listigen
Augen sahen an ihm vorbei.
»Eigentlich nicht. Sie baten nur um einen Gefallen.«
»Es ist nur, weil… nun, man kann in diesen Tagen nicht
vorsichtig genug sein, nicht wahr? All diese Geschichten, die man
hört. Mein Mann draußen am Wall…«
»Es war nichts«, unterbrach Rick sie und trat hinaus.
Ihm fiel wieder das letzte Gespräch mit der Frau ein. Sie
hält mich tatsächlich für einen Spion, dachte
er.
Langsam ging er die Straßen zur Altstadt hinunter. Er
würde mit de Ramaira ein ernstes Wort über Webs
verrückte Pläne sprechen.
In den schmalen Fenstern des Hauses am Ende der steilen Gasse
brannte kein Licht, aber de Ramaira öffnete unverzüglich
die
Weitere Kostenlose Bücher