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Alien 2: Verborgene Harmonien

Alien 2: Verborgene Harmonien

Titel: Alien 2: Verborgene Harmonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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Tür. Als ob er Rick schon erwartet hätte, meinte er:
»Ich wollte gerade essen gehen. Kommst du mit? Sehr schön.
Ich hole nur meine Jacke.«
    Rick war erleichtert darüber, daß jemand ihn einfach
akzeptierte. Er vergaß, daß er eigentlich gekommen war,
um dem Freund den Kopf zu waschen.
    Sie gingen den Hügel hinunter und spazierten durch die engen
Gassen und über die kleinen Plätze des Viertels. Trotz der
feuchten Kühle waren die Straßencafes gut besucht. Die
meisten Gäste trugen FVS-Overalls. Es war inzwischen chic, sie
schmutzig und zerrissen zu tragen. Viele hatten kleine Werkzeuge an
den Gürtel geschnallt. De Ramaira erzählte Rick von den
Fortschritten, die das Projekt ›Zeitkammer‹ machte, und wie
erwartungsvoll die Stadtregierung seiner Vollendung entgegensah. Als
Rick erklärte, daß er ernsthaft über seinen Beitrag
dazu nachgedacht habe, lachte de Ramaira: »Du bist ebenso dumm
wie die anderen auch. Es ist doch nicht so, daß ich definitiv
von dir eine Dissertation erwarte. Ich brauche nur etwas Handfestes,
Praktisches, das für die Nachwelt erhalten werden soll.
Vergiß den größten Teil deines Wissens. Der Rest ist
dann einfach.« Er schlang den hohen Aufstellkragen seiner Jacke
um das Gesicht. »Ich hasse den Winter auf dieser Welt. Wenn ich
hier etwas vermisse, dann ist es das atmosphärische Klima. Es
würde nicht viel kosten, diesen Teil der Stadt unter Kuppeln zu
legen.«
    »Ich hatte letzte Woche zwei Besucher.«
    »Und ich dachte schon, du hättest alles aufgegeben, um
nur noch das karge, keusche Leben eines Einsiedlers zu
führen.«
    »Es waren Lena und Web. Der Junge wollte meine Hilfe für
seinen verrückten Plan. Du weißt, die Sache mit dem
Radioteleskop.«
    De Ramaira blieb stehen und fragte lächelnd: »Und was
wollte Lena von dir?« Im Licht einer Cafehaus-Reklame, die sich
alle paar Sekunden von einer geschlossenen Knospe zu einer voll
erblühten Rose veränderte und dann wieder zur Knospe
schrumpfte, wirkte sein schmales, dunkles Gesicht wie eine
Teufelsmaske.
    »Das hat sie mir nicht gesagt. Ich glaube, sie ist nur
mitgekommen, um Web moralisch zu unterstützen. Ein Glück,
daß sie da war, denn sonst hätte ich Web vielleicht noch
windelweich geprügelt, statt ihn nur vor die Tür zu
setzen.«
    »Dieser junge Mann hat ein großes Geschick darin, die
Leute zu verprellen, deren Hilfe er braucht. Du hast ihn
rausgeworfen? Dann hältst du also immer noch nichts von seiner
Idee. So verstehe ich deine Reaktion jedenfalls.«
    »Hast du ihnen verraten, wo ich wohne?«
    »Und wenn es so wäre? Was würdest du tun?«
    »Ich weiß nicht. Ist auch nicht wichtig. Du hast recht
mit Web. Er kann wirklich widerwärtig sein. Er beschuldigte mich
unterschwellig, ein Verräter, ein Spion zu sein, weil ich aus
einer Siedlung komme.« Das riesige Feuer dort draußen, das
vielleicht noch brannte. Die stoischen, schweigenden Kinder.
    Vielleicht hatte Savory nur mal Ricks Loyalität prüfen
wollen.
    »Aber selbstverständlich bist du kein Spion«,
meinte de Ramaira. »Komm, suchen wir uns ein warmes
Plätzchen, wo keine hirnlosen Patrioten
herumhängen.«
    Sie landeten schließlich im ›Inn‹, einem beliebten
Studententreff. Rick war mindestens schon ein Jahr nicht mehr dort
gewesen, aber der Laden war immer noch genau so, wie er ihn in
Erinnerung hatte: ein stets überfüllter, lauter Schuppen
mit schummriger Beleuchtung. Die Luft war rauchgeschwängert. Die
hohen Steinwände reflektierten das metallische Hämmern des
Pachedu, des neuesten Musikirrsinns, den man von Erde importiert
hatte: das dumpfe Trommeln eines Dutzends übermäßig
verstärkter homöostatischer Percussionsinstrumente, gemixt
mit ein paar hohen Dissonanzen. Der Pachedu war so
ohrenbetäubend wie das Donnergrollen im Zentrum eines sich
über den gesamten Kontinent erstreckenden Gewitters.
    Rick und de Ramaira fanden einen Tisch an der ringförmigen
Theke. Rick trank einen herben Weißwein. De Ramaira
löffelte sich derweil durch einen Berg von Fischbrei mit
Tomaten.
    »Ich verstehe nicht, wie du das Zeug essen kannst«,
meinte Rick nach einer Weile und bestellte sich noch einen Wein. Er
mußte laut schreien, um die Bedienung auf sich aufmerksam zu
machen.
    »Mir ist schon früher aufgefallen, daß die Leute,
die in der Stadt aufgewachsen sind – mich eingeschlossen, und
das gilt auch für die auf Erde – natürliches Essen als
einen Luxus betrachten. Sicher ist auf Erde der Preis dafür ein
anderes Thema. Wogegen du, der

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