Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alien 2: Verborgene Harmonien

Alien 2: Verborgene Harmonien

Titel: Alien 2: Verborgene Harmonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
Vom Netzwerk:
Schaffelljacke
zurückgeschoben, um jederzeit zur Pistole im Hüftholster
greifen zu können.
    »Denk ja nicht, ich würde nicht ein Auge auf dich haben,
Miguel«, knurrte der Rebell.
    »Ich habe doch nichts getan.«
    »Und was machst du hier so allein?« Jonas trat mit dem
Fuß einen Beinknochen beiseite. Er schlitterte über den
Sand in einen der Kalksteintümpel.
    »Nicht – tun Sie das nicht.« Miguel sprang auf.
Vielleicht war es die Droge, die ihn mutig machte.
    »Um Himmels willen«, zischte Jonas. »Was bist du
– etwa ein Abo-Verehrer?«
    »Sie sollten ihre Gebeine in Ruhe lassen. Und mich auch. Ich
kenne die Aborigines.«
    »Yeah, diese Tiere sind wohl ganz nach deinem Geschmack, wie?
Ich habe dich um Sigurd herumschleichen sehen wie ein räudiger
alter Köter. Ich mag dich nicht und traue dir nicht. Irgendwas
stimmt hier nicht. Wenn du die Abos doch so sehr liebst, wieso
läßt du uns dann an einem ihrer geheiligten Plätze
kampieren?«
    »Warum, haben Sie Angst vor den Aborigines?«
    Es war nicht Miguel, der diese Frage stellte, sondern der Blaue
Bruder. Sie traf Jonas wie ein Peitschenhieb. Im nächsten Moment
schlug er Miguel zu Boden und hätte ihn wahrscheinlich noch mit
heftigen Fußtritten traktiert, wenn nicht plötzlich Lovine
aufgetaucht wäre.
    »Jonas! Komm her, laß den Mann zufrieden. Ich sagte, du
sollst ihn in Ruhe lassen!«
    Widerwillig ließ Jonas von Miguel ab und wich ein paar
Schritte zurück. Lovine packte Miguels Arm und half ihm auf die
Füße. »Ich mag diese Art Späße
nicht«, wies er Jonas zurecht. Sein Lieutenant wollte etwas
erwidern, doch der Anführer winkte ab. »Und jetzt
verschwinde!«
    Jonas drehte sich um, zermalmte mit voller Absicht einen
Schädelknochen unter seinen Stiefeln und trollte sich zu seinen
anderen Kumpanen.
    »Auf seine Art ist Jonas schon in Ordnung«, meinte
Lovine zu Miguel. »Er schämt sich nur, vor anderen eine
Schwäche eingestehen zu müssen. Woher wußtest du,
daß er sich vor den Abos fürchtet?«
    Miguel zuckte die Achseln, denn natürlich hatte er es nicht
gewußt. Die Stimme des Blauen Bruders hallte durch seinen
Kopf.
    - Siehst du, Miguel. Nun stehst du Lovine näher als Jonas. Du
weißt also, daß du mir vertrauen kannst. -

 
15    Unwägbare Gesetzmäßigkeiten
----
     
     
    In der Woche, in der Rick dem Sektor 20 zugeteilt worden war,
hatte man dort einen zweihundert Meter langen Erdwall aufgeschichtet
und pumpte nun zu seiner Stabilisierung flüssiges Polymer
über die steilen Flanken. Der stechende Geruch des Kunststoffes
lag schwer über der Lichtung. Rick stand in der Tür der
Baubaracke und hörte gelangweilt zu, wie zwei Arbeiter über
die Idee diskutierten, den Wall mit Slogans und Symbolen zu bemalen,
um den Feind abzuschrecken. Es war eine langsame, schwerfällige
Unterhaltung. Viele der FVS-Dienstverpflichteten nahmen Rausch- oder
Betäubungsmittel, um die langen Arbeitsstunden zu
überstehen.
    Wie Kinder, dachte Rick, die man vom Spielplatz geholt
und in die reale Welt verfrachtet hat. Aber in seinen Unmut
mischte sich auch etwas Neid. Für sie war es einfach, denn sie
kannten ihren Platz im Gefüge der Stadt und wußten, was
von ihnen erwartet wurde.
    Nostalgische Bilder tauchten vor seinem inneren Auge auf. Er sah
sich wieder als Junge Reispflanzen setzen in den Terrassenfeldern um
Mount Airy, erinnerte sich wieder der sonnigen Stunden in dem
fruchtbaren Tal.
    Es war zu kalt, um lange im Freien auszuharren. Rick ging in die
Baracke zurück und begann mit der Codierung einer
Materialbestellung. Eine Heizung fächelte warme Luft um seine
Beine.
    Jemand pochte gegen den Türrahmen. »Hierhin hast du dich
also verkrochen«, rief Max Rydell.
    »Hallo! Was machst du denn hier?«
    »Bin gekommen, um dich hier wegzuangeln. Nein, in
Wirklichkeit bin ich Leiter der Überwachungsgruppe. Wir achten
darauf, daß alle Teilstücke des Walls auch an der
richtigen Stelle gebaut werden. Die Hälfte der FVS ist so
dämlich, daß die Leute einen Graben ausheben, statt einen
Wall aufzuschütten, und nicht einmal den Unterschied merken. Was
dagegen, wenn wir uns ein paar Minuten die Füße vertreten?
Habe meine Jungs allein weitermachen lassen. Tut ihnen ab und zu mal
ganz gut. Aber ich muß aufpassen, daß sie keinen Mist
bauen.«
    Am Morgen hatte es noch geregnet, und die tiefen Löcher in
der schlammigen Straße waren mit gelblichem Regenwasser
gefüllt. Der Hydraulikarm des Krans schwenkte einen Stapel
Bretter über ihre Köpfe hinweg.

Weitere Kostenlose Bücher