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Alien 3: Ewiges Licht

Alien 3: Ewiges Licht

Titel: Alien 3: Ewiges Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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aufzurühren. Sie sah ihm dabei zu.
Der Anblick seiner komplexen Mundpartien fixierte sich in ihrem
Geist. Reihen von Dornen und gezähnten Kämmen… und ein
weißes knorpeliges Ding weiter hinten sitzend, der gleiche
Parasit, den jeder der Schatten getragen hatte.
    Während ihre sich erwärmende Haut zu jucken begann, als
das Salzwasser darauf trocknete, schnitt sie jede Sprotte mit dem
Splitter ihrer Speerspitze auf, weidete sie mit einem gebogenen
Finger aus, zog die kleinen Streifen von Fleisch heraus und
verschlang sie im ganzen. Ihr leichter Salzgeschmack machte sie noch
durstiger. Sie kletterte die steile Seite des Kaps hinunter, fand ein
klares Bächlein zwischen den Palmen am Ende des Strandes und
trank sich satt. Dann schöpfte sie kaltes Süßwasser
über ihre runzlige, vom Salz juckende Haut. Sie sang beim
Waschen wortlos vor sich hin, glücklicher, als sie je gewesen
war, so weit sie sich erinnern konnte. Sie könnte hier bleiben,
sich an den Tänzen der Schattentänzer beteiligen (Sie
erkannte mit einem Mal, daß das ihr wahrer Name war; und sie
sprach ihn laut aus. Ihr gefiel seine Gestalt in der luftigen
Höhle ihres Mundes) und mit ihnen tanzen, bis sie alles von
ihnen wüßte – und sie von ihr.
     
    Aber als sie zum Kap zurückging, zeichnete sich ein Licht ab
zwischen den zerbrochenen Steinen an seinem Fuß, ein sich
windender Schatten, der heller wurde, bis sie davor die Augen
zukneifen mußte. Sie hielt einige Meter davor an und fragte,
was er wollte. Sie hatte Angst, war aber auch neugierig.
    Sie erwartete keine Antwort, schien aber eine schwache Stimme aus
der Luft kommen zu hören. Vielleicht war es nur das
Flüstern des Windes, der die steifen Schwerter der
Palmblätter bewegte.
    Geh weiter!
    »Du sollst mir sagen, warum ich hier bin«, sagte sie.
»Du sagst es mir. Sag mir, wer ich bin, woher ich
komme…« Sie weinte. Tränen flossen ihre Wangen
herunter, die Nase lief, ein Schmerz in der Kehle ließ sich
nicht herunterschlucken: »O Gott, bitte sag mir, was du willst!«
    Geh weiter! Der andere weiß.
    Nur der Wind in den Palmen oder die Wellen, die sich an der zur
See gerichteten Kante des Kaps brachen.
    Geh jetzt!
    Wind und Wellen, Luft brauste in ihre Lungen, Blut schoß ihr
durch die Adern. Es war eine in die Struktur der Welt eingewobene
Stimme. Es würde nicht verneint werden, aber sie wagte, die
Frage danach zu stellen.
    »Du meinst die Schattentänzer? Wie kann ich zu ihnen
sprechen, wenn ich weitergehe?« Sie trat zur Seite, aber der
brennende Fleck schwebte vor ihr her. Als sie zurücktrat, folgte
er. Sie riß den rechten Arm hoch und schleuderte den Speer ins
Licht.
    Ein heller Glanz blendete sie. Hitze spülte über ihre
Haut. Sie stolperte zurück und preßte sich einen Arm
über das Gesicht. Sie sah hinter ihren zusammengedrückten
Lidern abgezeichnet eine brennende Gestalt in der Luft hängen.
Flügel aus Feuer waren über ihre Hände und
Füße gelegt. Ein drittes Paar schlug nach hinten, um sie
vor ihr herzutragen.
     
    Als sie es wieder wagte, hinzuschauen, war das Licht verschwunden.
Wo es gewesen war, befand sich ein glattes Becken aus geschmolzenem
Sand, im Zentrum noch weißglühend und am Rande kirschrot.
Es gab keine Spur von dem Bambusspeer.
    Geh weiter!
    Nur der Wind, nur die Wellen. Aber ein Schauder ergriff sie, der
von den Zehen bis zum Scheitel aufstieg. Sie wandte sich um und
rannte. Sie stapfte durch loses weißes Pulver zu festerem Sand
an der Küste. Fächer von Gischt, die ihre stampfenden
Füße aufgewirbelt hatten, glitzerten wie Diamanten. Sie
blickte nicht zurück und wurde nicht langsamer, bis sie sicher
war, daß das Kap hinter der endlosen Krümmung des Strandes
verschwunden war. Dann ging sie zu einer langsamen Gangart über
und faßte sich an die Seite, wo ein Stechen zu drohen begann.
Sie war im Griff von Dingen wie Götter. Es konnte alles
passieren, dachte sie, alles nur mögliche.
    In ihrem Kopf drehte es sich wie ein Mantra, vernetzt mit dem
stampfenden Rhythmus ihrer Schritte. Gebeugte Palmen und der Strand
blieben hinter ihr zurück. Mehr Palmen und Strand kamen vorn in
Sicht. Als sie den Funken am Endpunkt der Kurve aufleuchten sah,
hielt sie ihn zuerst für eine weitere Manifestation. Aber dann
trieb ein Rauchfaden über das blaue Meerwasser und verfestigte
sich schnell zu einem flatternden Banner.
     
    Ausgerissene Sträucher waren zu einer Pyramide
zusammengefügt, die ihre Größe hatte. Sie brannten in
einem Herd aus flachen

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