Alien 3: Ewiges Licht
Aber
sie hatte keine Möglichkeit, sie zu öffnen, und ging daher
weiter.
Nur ein kleines Stück vom Strand entfernt ragte ein Fels aus
dem sandigen Boden. Er war überwachsen von Farnen und Moos und
war kühl unter ihren zugreifenden Zehen und Fingern, als sie
dahin kletterte, wo Wasser über den Rand eines kühlen
tiefen Teichs quoll.
Als sie ihren Durst gestillt hatte, setzte sie sich hin. Streifen
von Licht verflochten und entflochten sich auf ihrer nackten Haut,
zitterten auf der klaren Wasserfläche des Teichs und wurden als
Schatten auf den reinen Sand am Boden des Wasserbeckens geworfen.
»Suzette«, sagte sie nach einiger Zeit.
Das Wort war ins Licht gekommen. Es war ihr Name, wenn er auch
falsch klang.
»Australien«, sagte sie etwas später. »Ich war
diesmal in Australien…«
Aber sie wußte, daß dies nicht Australien war.
Sie erschauerte, sprang dann auf die Füße und stieg auf
dem Felsen weiter auf. Sie wollte sehen, wo sie sich befand… auf
irgendeiner verlassenen Insel… einer fernen tropischen
Küste… Wo immer sie war, mußte es Menschen geben. Sie
wollte sich vom Aussichtspunkt auf dem Berggipfel nach Zeichen von
Zivilisation umsehen.
Der Anstieg war lang und anstrengend. Der Berg – falls es ein
Berg war – war höher, als es von der See aus geschienen
hatte. Da waren weite Flecken dürrer Dornbüsche, die sie
umgehen mußte. Unmöglich steile Hänge von rutschigem
Geröll verletzten ihre Finger und Füße. Die
weiße Küstenlinie und ihr schmaler Palmensaum schienen
einen Kilometer unter ihr zu liegen und entschwanden nach links und
rechts in gleitenden Kurven, die im Unendlichen aufhörten.
Grünweißes Licht blendete sie jedesmal, wenn sie
aufschaute, und sie sah den Gipfel nicht, bis der Abhang
plötzlich flach wurde.
Sie befand sich auf einer sanften geneigten Ebene aus nacktem Fels
und dahinter war etwas, aus dem sie sich zunächst keinen Reim
machen konnte. Eine weite, großgemusterte Fläche.
Große wirblige Formationen in Rot und Gelb, die komplizierte
Spiralen ausstießen, während sie auf einen ebenen Horizont
hin entschwanden, dessen stechendes Licht gegen den Himmel aufstieg.
Es sah aus wie eine Stadt, eine aus Licht gebaute Stadt.
Zehn Kilometer entfernt? Zwanzig? Hundert? Keine Möglichkeit,
das zu sagen.
Nach einer Weile wagte sie es, dorthin zu gehen, wo glatte kahle
Steine sich in den Anfang einer der Spiralformationen absenkten. Sie
setzte vorsichtig erst den einen und dann den anderen Fuß auf
glattes gelbes Material, das genau die Temperatur ihrer Haut hatte.
Es war ein Grat mit flachem Kamm von vielleicht hundert Metern
Breite. Er schien mit innerem Licht zu strahlen. Die Kanten waren
gekräuselt und zu endlos komplizierten Spiralen geformt, denen
zu folgen sie einfach schwindlig machte. Federn und Schlingen und
Figuren wie Seepferdchen ineinander verschlungen. Detail ohne Ende
sprang sie an… Irgendwie plumpste alles hinunter auf einen Boden
aus weißem Sand… Nur war es nicht genau Sand und schien
sich zu verschieben und zu blähen wie Nebel, der von einer Brise
aufgewirbelt wird. Gleichzeitig aber schien es fest zu sein.
Aber der gelbe Grat war massiv genug und schien sich von dem
stechenden Licht der Stadt wegzukrümmen. So ging sie daran
entlang weiter und stellte sich aus irgendeinem Grund vor, sie
wäre von einem Roboter begleitet oder mindestens von einem Mann
wie ein Roboter. Obwohl sie ihn nicht sehen konnte, war er irgendwie
überall präsent. Er würde ihr helfen, den Zauberer zu
finden und eine Antwort auf alle ihre Fragen.
Sie ging einen weiten Weg. Ganz gleich, wie sich der Kamm drehte
und wendete, die Stadt lag immer vor ihr und erschien nicht
näher als vom Rand dieser seltsamen Wüste aus. Es war, als
ob der Horizont ebenso schnell zurückwiche, wie sie vorankam.
Als sie sich schließlich entschloß, nach hinten zu
blicken, konnte sie nicht mehr den Hang aus gewöhnlichem Fels
sehen, von dem aus sie losgegangen war. Was sie sah, war, daß
der Grat hinter ihr zerkrümelte. Das gelbe Leuchten
verblaßte. Komplexe Muster wurden einfacher und sanken ab,
verflacht in losem Nicht-Sand. Sie hob einen Fuß und sah,
daß sie einen vollkommen weißen Abdruck in der
glühenden Oberfläche des Grates hinterlassen hatte. Die
Weiße verbreiterte sich zusehends und dehnte sich beiderseits
von ihr aus. Die Kanten des Grates verschwammen. Zurückgebogene
Formen glätteten sich und zerfielen mit einem leisen, knackenden
Geräusch.
Sie fing an zu
Weitere Kostenlose Bücher