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Alien 3: Ewiges Licht

Alien 3: Ewiges Licht

Titel: Alien 3: Ewiges Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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gehabt und fast alles vergessen bis auf das,
was man ihr als erstes beigebracht hatte, daß sie nämlich
ihren Gegner nie wissen lassen dürfe, was sie täte. –
Wenn du springen willst, dann spring! Du sollst nicht drohen und
nicht schreien. Spring einfach!
    Sie tat es.
    Sie wechselte ihren Griff an der Stange und drehte sich nach oben
mit geschlossenen Beinen, um mit den Fußspitzen Baptista voll
anzuspringen. Grüne Zahlen und rote Kurven faserten sich in
ihrem Kopf aus, als sie wie ein Speer über den arbeitenden
Navigationstank flog. Sie traf Baptista genau unter dem Brustbein und
fühlte etwas knacken. Dann entspannte sie die Knie und machte
einen Salto um ihren Körperschwerpunkt, Baptista flog tangential
weg. Der rote Mund in seinem weißen Bart stand offen, als
Gesichter und Konsolen an ihr vorbeisausten. Dann sausten sie wieder
mit einem entsetzlichen Ruck zurück, als jemand sie bei einem
Fußknöchel packte. Hände waren auf ihren Armen,
über ihrem Mund und ihren Augen. Es gab einen Stich seitlich in
den Hals, und alles entschwand in der Ferne.
     
    Die Zeugen bestraften Dorthy nicht für den Angriff auf ihren
Führer. Sie taten sie einfach in einen Raum, damit sie sich von
der Beruhigungsspritze erholte; und als sie wieder gehen konnte und
es schaffte zu sprechen, ohne allzu undeutlich zu sein, brachte man
sie nach unten, damit sie ihre Prise besichtigen konnte.
    Das Einzelschiff lag wie ein gefallenes schwarzes Blatt in der
Startwiege. Rauhreif verdampfte unter blauweißen Bogenlampen,
als die Hülle sich von fast absolut Null erwärmte.
Wasserdampf, der von dem Druckvorhang unter der Wiege eingefangen
wurde, rollte und wirbelte um die Deltakurve der Auftriebsfläche
des Schiffs. Unter den Bogenlampen glitzerte der Nebel, als ob er mit
Diamantstaub bepudert wäre. Aber von der mattschwarzen
Oberfläche kam kein Reflex. Das Licht drang ohne Glanz und
Flimmern ein.
    Ang Poh Mokhtar sagte mit einer durch den Packen Betel, den sie in
eine Backe gestopft hatte, gedämpften Stimme: »Jemand hat
viel Geld für diese Schönheit ausgegeben. Das ist kein
gewöhnliches Einzelschiff für Forschungszwecke, Dorthy. Es
ist bewaffnet, siehst du? Ich würde wetten, daß es alles
hätte übertreffen können, was wir in den
Feldzügen geflogen haben. Wirklich!«
    Dorthy und Ang standen auf einer Plattform hoch über dem
eingefangenen Einzelschiff. Das gebogene und durchbrochene Rahmenwerk
der Decke des Docks war nur etwa ein Meter über ihren
Köpfen. Das dünne Geländer der Plattform kniff Dorthy
in den Bauch, als sie sich dagegenlehnte. Ihre Arme waren hinter
ihrem Rücken mit zusammengebundenen Handgelenken. Hinter ihren
Augen flatterte noch Benommenheit von der Spritze. Immerhin hatten
sie klug genug etwas benutzt, das der zarten Biochemie ihres
Implantats nicht schaden konnte.
    Während sie sprachen, legte Ang beiläufig Dorthy eine
Hand auf die Schulter. Dorthy nahm an, das wäre nur für den
Fall, daß sie sich entschließen könnte, einen
Kopfsprung auf den Boden zu machen. Wenn man die alten
Stichwörter kannte, wußte man auch von ihren kindischen
Selbstmordversuchen. Aber sie hatte nicht vor, sich umzubringen. Das
war nur wieder eine ihrer dämlichen Vermutungen.
    Dies verletzte sie am meisten. Die Art, wie die Zeugen ihren
besten Moment seit zehn Jahren abgetan hatten, als ob es nur der
Koller eines watschelnden Kleinkindes gewesen wäre. Ihre Annahme
– dazu brauchte sie ihr TALENT nicht, um es klar in allen ihren
Köpfen geschrieben zu sehen –, daß sie, ganz gleich,
was sie unternahm, die Macht über sie hatten, in Ruhe
allmächtig, endlos edel in ihrer Fähigkeit zu verzeihen,
weil sie so verflucht hoch über allem standen… Ang hatte
gesagt, daß ihre, Dorthys, Gewalttätigkeit auf ihren
unentwickelten Bewußtseinszustand, auf vikshipta, zurückzuführen sei. »Ich kann dich später
durch einige Atemübungen leiten«, hatte sie gesagt. Und als
Dorthy sagte, daß sie alles über den blöden pranayama wüßte, hatte Ang nur fröhlich
hinzugefügt: »Es wird dich beruhigen. Ich war wie du
gereizt und mit der Welt uneins, bis ich die Lehren begriff. Wir alle
sind mit dem Universum eins, Dorthy. Darum ist es uns möglich,
ohne Verwirrung oder Zaudern gegen unsere Feinde
vorzugehen.«
    Das Plastikband um Dorthys Handgelenke brannte in ihre Haut. Sie
entspannte sich und fühlte Angs Griff auf ihrer Schulter
nachlassen wie in Würdigung dieser Entspannung. Was Dorthy aber
ihrer Meinung nach nicht tun

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