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Alien 3: Ewiges Licht

Alien 3: Ewiges Licht

Titel: Alien 3: Ewiges Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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eben außerhalb ihres Gesichtsfeldes
lag. »Sie will die Waffe haben«, sagte Dorthy nach einem
Moment.
    »Ich denke, das wäre eine gute Idee.« Robot machte
eine Handbewegung, und Dorthy blickte nach oben.
    Grüngoldene Würmer brachen jetzt aus dem ganzen Himmel.
Robot sagte: »Es wird wirklich schlimm.«
    Sie hüpften wie auf dem Mond durch den Krater auf das
labyrinthische Gewirr des fremden Wracks zu und umgingen dabei die
wenigen noch überlebenden Hologramme, die stumm und ziellos
herumdrifteten. Dumbo, Tinkerbell, Officer Pupp und die Böse
Hexe aus dem Westen. Bei jedem Sprung knirschten Kristalle unter
Dorthys Stiefeln. Gefrorener Schaum aus der Vernichtung des Bootes
der Zeugen. Sie fragte Robot danach; und er sagte, daß einer
seiner Helfer an Bord gewesen wäre und die Orthidiumbatterien
manipuliert hätte, ihre ganze Energie auf einmal freizusetzen.
Die anderen Konstruktionen hatten zur Täuschung gedient als
leichte Ziele für die Zeugen, um sie von der Sabotage
abzulenken.
    Das Wrack des Beibootes lag auf dem Boden einer tiefen Grube mit
glatten Wänden, in durchsichtiges Eis gehüllt. Robot fragte
sich, ob da unten noch jemand am Leben wäre.
    »Nicht einer«, sagte Dorthy bestimmt.
    »Ich nehme an, daß du das wissen
würdest.«
    »Das nehme ich auch an.« Dorthy starrte auf die Hektare
von narbigem Röhrenzeug, das sich jenseits des eingesunkenen
Wracks des Bootes erhob und verkrümmte. Sie überlegte, wo
sie anfangen sollte. Vielleicht würde Robot es wissen.
Vielleicht war er von einem Engel besessen wie sie von dem weiblichen
Neutrum.
    Sie hatte keine Zeit zu fragen. Das Gefühl kühlen
Zurückziehens kam. Sie warf den Kopf im Helm ihres Druckanzugs
zurück und heulte triumphierend auf, ohne sich um ihre verletzte
Kehle zu kümmern. Selbst wenn die Strahlung eine tödliche
Stärke erreicht hätte, wäre es für die
›Fresser ihrer Kinder‹ jetzt zu spät, sie aufzuhalten.
Feiglinge, die sie waren, waren sie vor direkter Aktion
zurückgeschreckt. Und jetzt würden sie den Lohn aller
Feiglinge ernten. Bei der vernachlässigbaren Schwere war es
leicht, durch den Verhau von Röhren zu ihrem Ziel
hochzuklettern, selbst mit dem schwächlichen Körper, den
sie bewegte. Bald ließ sie den anderen Menschen hinter sich,
während sie über bucklige Kreuzungen sprang, die immer
häufiger wurden, als sie sich dem undeutlichen Schimmer der
Waffe der Engel näherte, die nach all dieser Zeit immer noch
leistungsfähig war.
    Das Pochen der schwachen Blutpumpe des Körpers, das Rasseln
seines Atems und das Geknatter des Strahlungszählers waren in
ihren Ohren gleichlaut, als sie die Waffe erreichte. Sie fuhr mit
behandschuhten Händen über den Knoten des Terminals, das
einst aus dem Rest des Schiffslabyrinths hervorgeragt hatte, ohne die
durch Strahlungen verkratzte organometallische Oberfläche zu
sehen, wohl aber die Konstellationen eingefangener mathematischer
Möglichkeiten, die tief im Innern schimmerten und flimmerten
.
    Nach einem Moment schien es ihr, als ob sich ihre Handschuhe durch
diese hängenden Lichtpunkte bewegten und sie in ihre aktive
Konfiguration rückten. Ihr ganzer Körper vibrierte, als
etwas durch ihn hindurchging. Dann war es verschwunden. Es hatte sich
in die virtuelle Matrix der Raumzeit aufgelöst.
    Sie schaute auf und sah, daß die verschlungenen
Spallationsspuren bereits ausfransten und mit Lichtgeschwindigkeit in
Richtung auf ihre Punktquelle entschwanden. Sie empfand eine
intensive Aufwallung von Glück und erinnerte sich an den
gemeinsamen Triumph, als die von ihren Vorfahren bemannte Arche
zuerst einen Umlauf um die Welt gemacht hatte, die die
Zufluchtsstätte ihrer Familie sein würde. Das Gefühl
breitete sich aus wie ein grenzenloses Meer; und sie sank
fröhlich, Salzkristall oder Schneeflocke, in die Auflösung
des Nirwanas.
    Als Robot Dorthy Yoshida erreichte, fand er sie auf dem
Rücken liegend auf dem breiten stumpfen Knoten, der das Ende des
Rohres abschloß. Ein Bein und ein Arm baumelten über einem
Abgrund mehr als hundert Meter über schwarzem Eis. In der
niedrigen Schwere des Planetoiden wäre das wohl kein
tödlicher Sturz; aber er rückte ihre Glieder zurecht und
klinkte eine Halteleine an den Gerätegürtel ihres Anzugs.
Der Himmel war jetzt fast frei von Spallationsspuren. Es war nichts
mehr übrig als ein zerfasertes grünes Glimmen, das in den
ultravioletten Schein der Sammelscheibe entschwand.
    Nach einer Weile begann Dorthy sich zu rühren.

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