Alien 3: Ewiges Licht
die wir
können.«
»Ich hoffe, euch Burschen wiederzusehen«, sagte Suzy,
obwohl sie wußte, daß das nicht einmal eine entfernte
Möglichkeit war. Selbst wenn sie die Konfrontation mit
dem FEIND überleben sollte, hatte ihr kleines Schiff doch nicht
die Abschirmung zum Schutz vor den Röntgen- und
Synchrotronstrahlen tief in der Sammelscheibe. Sie hätte eine
bessere Chance gehabt, wenn sie es mit dem Wurmlochplanetoiden
versucht hätte.
Sie suchte nach einer etwas eleganteren Formulierung, einer
angemessenen tapferen Grabinschrift. Aber das Knattern der
Störungen in ihren Ohren war verschwunden. Und irgend etwas
passierte mit dem Anblick der Sammelscheibe direkt vor ihren Augen.
Blaues Licht, das wallte und zusammenlief und sich um die Konturen
eines Gesichts faltete.
Strähniges blondes Haar, totenblasses Gesicht, stechende
blaue Augen. Schmale Lippen, in einem Lächeln
zurückgezogen, entblößten weit auseinanderstehende
braune Zähne.
»Hallo, Suzy!« sagte es.
Es war Robots Gesicht und die flache, leidenschaftslose Stimme von
Maschine. Suzy schrie auf und hielt eine Hand über das
Kommunikationspaneel.
Aber das Gesicht verschwand nicht.
»Nun, nun!« sagte Maschine. »Dafür ist es zu
spät. Ich habe mich schon ganz zu Anfang der Sendung in den
Computer dieses Schiffs eingespeichert; und Sie wissen, daß Sie
den Computer nicht mehr überstimmen können, nicht nach den
Veränderungen, die meine kleinen Helfer vorgenommen
haben.«
»Ich kann dich mit meinen bloßen Händen
ausstöpseln, du Mistvieh. Wie würde dir diese Art
von Kommunikation gefallen?«
»Du hast noch dreiundneunzig Sekunden bis zum Übertritt
in den Kontraraum, Suzy. Ich schlage vor, daß du
sorgfältig über eine so radikale Amputation an deinen
Schiffssystemen zu einer so kritischen Zeit nachdenkst.
Außerdem brauchst du mich, und ich brauche dich.«
»Ich brauche niemanden, jetzt nicht mehr.«
»Weißt du, wo der FEIND zu finden ist? Ich denke nein.
Aber ich weiß es. Die Engel haben es mir gesagt. Ich werde dich
das Schiff fliegen lassen, wenn du meinen Anweisungen folgst. Und ich
brauche dich wirklich. Ich kann nicht in den freien Weltraum
hinausgehen und die Gefechtsköpfe der Projektile neu
einstellen.«
»Oh, verdammt!« sagte Suzy. Sie hatte überhaupt
nicht daran gedacht, den Zustand der Waffensysteme zu prüfen,
außer nachzusehen, daß sie noch aktiv waren. Sie hatte
einfach angenommen, daß die Zeugen nicht daran herumgespielt
hätten. Die Gefechtsköpfe der Geschosse waren zwar noch
scharf; aber die Kontrollwege zu ihren Leitsystemen waren gekappt.
Sie würden fliegen, aber sie könnte ihnen nicht sagen,
wohin. Sie war blöder gewesen, als sie gedacht hatte.
Und es war keine Zeit, gerade jetzt etwas daran zu ändern.
Die Countdown-Uhr für den Transit hatte zu leuchten begonnen.
Ihr einziger Zeiger lief um das Zifferblatt. Suzy legte die
Totmannschaltung frei und drückte den Pistolengriff. Die Zeit
für Phasenübergang war zu heikel, als daß man sie
menschlichen Reaktionen anvertraut hätte. Aber sie konnte die
Sequenz bis zur letzten Nanosekunde anhalten, indem sie den Schalter
losließ.
Sie sagte zu Maschine: »Also wie ist die Abmachung?«
Das geisterhafte Gesicht zeigte ein Lächeln. »Wir helfen
einander. Du gehst nach draußen und schließt die
Leitsysteme der Geschosse wieder an, und ich werde für dich den
FEIND orten. Der lebt irgendwo auf dem Dorn, der hinter der
Hypermateriesphäre herzieht, irgendwo auf einer Fläche von
drei Billionen Erden. Du würdest es schwer haben, ihn auf eigene
Faust zu finden, Suzy. Aber ich war imstande, mit der Alea-Ahnin zu
sprechen, als wir alle verschmolzen. Ich habe viel von ihr
gelernt.«
Zwanzig Sekunden.
Suzy drückte den Totmannschalter so fest, daß ihr
ganzer Arm zitterte. Sie hatte einen schrecklichen Verdacht, den sie
nicht recht definieren konnte, aber es gab keinen anderen Ausweg. Sie
sagte: »Okay, du hast gewonnen.«
Der körperlose Kopf von Maschine nickte – ein
unheimlicher Effekt – und verblaßte genau in dem
Augenblick, als der Zeiger der Uhr senkrecht stand. Ohne weitere
Umschweife faltete sich das Universum – Sammelscheibe,
Gaswolken, unscharfe Sterne im Geburtszustand – um Suzy herum
und dehnte sich zu einem in der Unendlichkeit verschwindenden Punkt,
als das Einzelschiff den Sprung in den Kontraraum machte.
15
Talbeck Barlstilkin hörte sich die Nachricht, die Dorthy und
Robot mitgebracht hatten, erstaunlich ruhig an;
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