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Alien 3: Ewiges Licht

Alien 3: Ewiges Licht

Titel: Alien 3: Ewiges Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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Sazen-Haltung auf kaltem Stein vor der sich
zurücklehnenden Alea. Sie war sich irgendwo im Hintergrund ihres
Geistes bewußt, daß dies ein Traum war. Daher akzeptierte
sie ohne Angst oder Fragen das, was geschah. Vielleicht kam es gerade
darauf an. Sie fragte: »Wie viele von dir gibt es in meinem
Kopf?«
    - Ich weiß es nicht, aber ich schätze, daß es
mindestens fünf sein müssen, weil das die Mindestzahl ist,
um einen stabilen Konsens zu erzielen.
    »Du weißt, daß du nicht real bist.«
    - Fühl den Stein an! Fahr fort!
    Der Stein war poliert und trocken und so kalt, daß Dorthy
einen Stich in der Handfläche empfand.
    - Die Nervenimpulse, die in diesem Augenblick in deinem Cortex
zünden, sind identisch mit jenen, die aufgetreten wären,
wenn du den aktuellen Stein auf P’thrsn berührt
hättest, der vor Tausenden von Generationen verschwunden ist,
ehe menschliche Wesen hier eintrafen. Ist er weniger real, weil das
nur in deinem Kopf geschieht? Ich weiß, daß ich nur ein
Konstrukt bin. Meine Inkarnation ist eine überlagerte stehende
Welle in einem Haufen Neuronen in deinem Gehirn. Aber ich fühle
mich keineswegs weniger real wegen dieses Wissens. Ich fühle,
daß ich von dieser Plattform heruntertreten könnte, falls
ich das wünschte, und durch die Jugend meiner Welt schreiten.
Vielleicht träume ich, und du bist diejenige, welche nicht real
ist.
    »Träumen Alea?«
    - Das ist eines der wenigen Dinge, die wir mit Menschen gemeinsam
haben, obwohl unsere Träume ganz anders sind als die euren. Ihr
träumt von der Vergangenheit und filtert Ereignisse aus, um
Versuche anzustellen und eurem Leben Sinn zu verleihen. Ihr seid
immer bestrebt, dem Fluß des Universums Muster
aufzuprägen. Wir träumen nur von der Zukunft, von den
Möglichkeiten, die sich stets vor uns eröffnen, von
Aktionen, die wir vielleicht unternehmen müssen, um unsere
Erblinien zu erhalten, von Aktionen, die wir nicht unternehmen
sollten für den Fall, daß wir diese in Gefahr bringen.
Deshalb glaube ich, daß du in meinen Traum gefallen bist, weil
du aus einer Zeit kommst, zu der meine Welt stirbt wegen der
irrtümlichen Taten eines meiner späteren Selbste. Hier ist
die Welt noch allenthalben lebendig. Die Brüder und Schwestern
meiner Erblinien müssen erst noch auf die Verstecke eingegrenzt
werden, jene wenigen Inseln des Lebens in einer planetarischen
Wüste. Die Grasflächen atmen Sauerstoff auf die
Oberfläche der Welt. Es ist noch nicht notwendig, unsere
sauberen, klaren Meere in dickflüssige Kulturen Sauerstoff
erzeugender Bakterien zu verwandeln. Denn nach dem Verbrechen meines
ungeborenen Selbstes wird nichts getan werden, um die langsame
Entartung unserer Schöpfung aufzuhalten, das Entweichen von
Wasser aus der Atmosphäre, die Rückkehr der Welt zu ihrem
Zustand durch Gezeiten gebundener Rotation. Ich lebe hier im Anfang
vom Ende des Paradieses. Die Saat der Paranoia ist bereits
gesät, muß aber erst noch keimen. Sie werden erst dann zu
einer vollen und schrecklichen Blüte kommen, wenn eines meiner
ungeborenen Selbste den Gebrauch einer überlichtschnellen Physik
nahe dem Stern entdeckt, den ihr Epsilon Eridani nennt.
    »Fühlst du dich dessen schuldig, was du tun wirst? Du
wirst eine ganze Welt zerstören, um zu experimentieren und dich
zu retten… Und du wirst nicht einmal Erfolg haben.«
    - Ich werde das nicht tun. Dorthy. Ich werde schon Tausende
von Jahren tot sein, ehe das geschieht, nicht mehr als ein
verstreutes Stäubchen in dem Bewußtsein meiner ungeborenen
Schwester. Nur einige wenige leben in mir. Ich kann mir nicht
vorstellen, wie es sein wird, das Gefäß von tausend
Überbleibseln früherer Selbste zu sein. Ich weiß, was
geschehen wird; aber es ist, als hätte ich in den sich windenden
Historien unseres Volkes gelesen, die noch auf die Türme zu
schreiben sind, die man einst unten in der Caldera erbauen wird.
    »Du kannst also deine Hände in Unschuld
waschen.«
    - Ich verstehe nicht.
    »Tut mir leid. Nur eine Redewendung, eine Art von
Anspielung.«
    - Manchmal finde ich es schwer, eurer Sprache zu folgen. Sie ist
so reduzierend, so gedrängt. Jedes Wort läßt ein
Dutzend anderer widerhallen, die Geister von Bedeutungen, aus denen
es entstanden ist. Unsere Sprache hat sich nicht verändert,
soweit wir uns erinnern können, zumindest eine Million
Generationen. Jedes Wort steht für das eine Ding, für das
es immer gestanden hat, nicht mehr. Du begreifst, daß ich
keinen Zugang zu deinen chemisch codierten

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