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Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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flatterten in den schattigen Winkeln der Scheune
herum.
    »Du bist doch noch viel zu jung, um ein Jäger zu
sein«, sagte das Mädchen. »Ich habe gehört,
daß es euch nicht erlaubt ist, Kinder zu haben.«
    Natürlich stimmte dies. Aber es machte Karl verlegen, auf
eine solche Weise an die Umstände seiner Geburt erinnert zu
werden. Es wurde behauptet, die Umwandler gäben etwas in die
Nahrung, mit denen die Jäger-Städte versorgt wurden, oder
ins Wasser, oder gar in die Luft – irgendein Gift aus der
Vorzeit, das bei Frauen eine Empfängnis verhinderte.
Außerhalb der Jäger-Städte aber verlor das Gift seine
Wirkung. Das wiederum war der Grund dafür, daß Jagdgruppen
nur aus Männern oder Frauen gebildet werden durften. Doch
manchmal begegneten sich Jagdgruppen verschiedenen Geschlechts
zufällig oder nach Absprache in der Wildnis. Im Zustand der
Volltrunkenheit – in dem sie öfter war, ehe sie zur
Pazifikküste im Norden aufbrach – hatte Karls Mutter ihm
einmal verraten, daß jeder der drei Männer, mit denen sie
bei einer solchen Begegnung kopuliert hatte, sein Vater sein konnte.
Karl hatte sie dafür gehaßt.
    Unwirsch antwortete er dem Mädchen: »Ich bin jetzt schon
seit fünf Jahren Jäger und habe elf Urwesen zur Strecke
gebracht.« Doch sofort bemerkte er, daß dies wohl die
falsche Antwort war, und fügte rasch hinzu: »Du brauchst
dich aber nicht vor mir zu fürchten. Wir sind gekommen, um eurem
Dorf zu helfen.«
    »Oh, ich fürchte mich nicht im geringsten vor dir.«
Das Lächeln des Mädchens war ein kaum sichtbares
Kräuseln der herrlich geformten Lippen. Wie alt mochte es sein?
Fünfzehn, sechzehn? Karls Trinkkumpane waren alle mindestens so
alt wie seine Mutter oder Shem, ebenso seine wenigen Geliebten und
die noch geringere Anzahl von Vertrauten. Ihm kam kurz der Gedanke,
mit dem Mädchen durchzubrennen und sich einen Platz in der
Wildnis zu suchen, um dort so zu leben wie die Urwesen. Jäger
taten das manchmal – und wurden wie die Urwesen dafür
gnadenlos verfolgt.
    In dem Moment tanzte Anaxander vorbei und blies aus dem Kopf
Bruchstücke einer bekannten Melodie auf seiner Flöte. Jetzt
wurde das Mädchen verlegen.
    »Keine Sorge«, versuchte Karl es zu beruhigen. »Er
ist ebenso harmlos wie ich, wirklich.«
    »Aber wieso begleitet der Bruder euch?«
    »Stimmt, er ist einer von euch, aber leider nicht ganz
richtig im Kopf, verstehst du? Sein Gehirn ist beschädigt. Er
hat nur Musik im Kopf. Das ist das einzige, was er versteht. Jede
Weise, die er hört, kann er sofort nachspielen – wie eine
dieser Maschinen aus der Vorzeit.«
    Die junge Frau hob den Kopf. Plötzlich spürte Karl
Furcht. Der Blick ihrer Augen wurde hart und gebieterisch, war wie
ein plötzlicher Lichtstrahl, der das Halbdunkel der Scheune
durchbrach. Wie bunte Flämmchen umtanzten Schmetterlinge ihren
Kopf. »So darfst du nicht von diesen Dingen reden«, fuhr
sie ihn an.
    »Ich wollte dich nicht…«
    »Ich muß jetzt gehen!«
    »Entschuldige«, sagte Karl förmlich, »ich
wollte dich nicht verletzen.«
    »Ich muß jetzt wirklich gehen.« War ihr Blick nun
wieder etwas sanfter? »Meine Eltern essen heute früher zu
Abend. Heute nacht findet eine Umwandlung statt.«
    »Was tut man der Welt diesmal wieder an?«
    »Es steht dir nicht zu, darüber zu urteilen!« Und
damit eilte das Mädchen davon. Die Schatten im Gras waren
inzwischen länger geworden. Auf seinem Weg zum Haus sang das
Mädchen mit hoher, klarer Stimme ein atonales, komplexes Lied,
ein Singsang mehr, der Karl innerlich anrührte, obwohl er kein
einziges Wort davon verstand.
     
    Und jetzt, während die Jäger der Spur des Urwesens durch
den steil ansteigenden Bergwald folgten, wobei Anaxander
Bruchstücke des Mädchengesangs auf seiner Flöte mit
anderen Melodien mischte, mühte sich Karl vergebens, nicht an
das Schreckliche zu denken, das später an dem Abend geschehen
war. Nein, das Mädchen war wirklich nichts für ihn.
    Wenigstens war es bis jetzt leicht gewesen, der Spur zu folgen.
Anstatt sich über die Geröllfelder am Hang weiterzubewegen,
war das Urwesen einem gewundenen, mit Moos bewachsenen Pfad gefolgt.
Die Verfolgung war fast zu einfach, aber die Urwesen waren inzwischen
alt und müde geworden. Karls Mutter hatte häufig
Geschichten über heftige Kämpfe und schwierige Jagden aus
der Vorzeit zum besten gegeben. Wenn nur die Hälfte davon
stimmte, waren die übriggebliebenen Urwesen tatsächlich nur
noch erbärmliche Schatten ihrer selbst. Das

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