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Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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sehe es«, sagte Karl, »aber es ist auf der
falschen Flußseite. Ich könnte es mit einem Pfeil erlegen,
sicher, aber ich schwimme nicht hinüber, um es zu holen.
Schließlich kann keiner von uns übers Wasser laufen. Oder
kannst du das vielleicht, Ax?«
    »…sie haben gesagt, daß nichts getötet werden
soll außer dem Urwesen«, warnte Shem stockend und mit
heiserer Stimme. »…denk nach, Junge, denk an die Kuh, die
sie im Dorf schon zu unserer Rückkehr geschlachtet haben und
für uns bereithalten. Hier ist Töten nicht
erlaubt.«
    Die hübsche Jersey-Kuh, deren langwimprige Augen
vertrauensvoll den Dorfschlachter ansahen, als er seine Hand auf ihre
weiße Nase legte. Dann der abrupte Sturz zur Seite…
    Mit bitterem Unterton sagte Karl: »Man sollte doch meinen,
hier draußen wären wir nicht an ihre verdammten Regeln
gebunden!«
    Shem zuckte die Achseln. Anaxander spielte auf der Flöte
einen Teil des Liedes, das das Mädchen gesungen hatte. Karl
errötete und schob verdrossen die Hände in die Taschen
seines langen Wollmantels. Es hatte keinen Sinn, den Idioten
auszuschimpfen. Wahrscheinlich dachte Ax sich nicht mal was dabei.
Obwohl man da wirklich nie ganz sicher sein konnte. Anaxander war ein
Idiot, aber außerdem ein Umwandler. Man wußte nie genau,
was hinter diesen klaren blauen Augen vorging.
    »Machen wir, daß wir weiterkommen«, brummte Karl.
»Bis Sonnenuntergang haben wir noch ein gutes Stück Weg vor
uns. Aber Vorsicht, das verdammte Urwesen könnte seinen Bau ja
hier in der Nähe angelegt haben. Also steck die Flöte weg,
Ax, damit es uns nicht vorzeitig bemerkt.«
    Shem bedachte Karl mit einem langen Blick. Mit brennenden Ohren
wandte sich der Junge ab und stieg zwischen den Bäumen den Hang
hinauf. Doch während er nach der Spur des Urwesens suchte –
niedergetretenes Moos, ein abgeknickter Zweig, ein verrutschter Stein
– ging ihm das Mädchen nicht aus dem Kopf. Er konnte sich
einfach nicht gegen diese Erinnerung wehren. Dieses
Umwandler-Mädchen, wie es, den Korb auf einer Hüfte
abgestützt, am Seeufer entlangging, wobei Schmetterlinge ihr im
Sonnenlicht schimmerndes Haar umtanzten. Karl dachte an sie mit einer
Mischung aus wütender Hilflosigkeit und Abscheu. Nein, sie war
nicht für ihn oder seinesgleichen geschaffen, würde es nie
sein.
     
    Karl und Shem und Anaxander hatten das Dorf zwei Tage zuvor gegen
Mittag erreicht. Ihre Pferde waren von der Hitze erschöpft und
unruhig. Der Ort wurde von einem Zaun aus Dornenranken
geschützt, der doppelt so hoch war wie ein ausgewachsener Mann.
Seine Stacheln waren so spitz und scharf wie geschmiedetes Eisen, das
undurchdringliche Rankengewirr so tief, daß das Tor, verrammelt
und verriegelt, wie am Ende eines Tunnels lag. Die drei Jäger
mußten draußen fast bis Sonnenuntergang warten, ehe das
Dorf zum Leben erwachte und der Kobold, der das Tor hütete, sie
einließ. Karl hatte vom Schlafen in der Sonne Kopfschmerzen und
lechzte nach einem Schluck Wasser. Mit den beiden Gefährten
folgte er dem vor ihnen einherschlurfenden Torposten. Ihre Pferde
führten sie am Zügel hinter sich her. Sie überquerten
einen weiten Rasenplatz, auf dem das Gras fast bis zum Boden
abgefressen war. Schafe stoben vor ihnen zur Seite.
    Das Dorf lag unterhalb eingezäunter Weideflächen am Rand
eines Sees, in dessen Wasser sich die dunklen Bäume am Ufer
spiegelten: eine Ansammlung weißgetünchter, reetgedeckter
Steinkaten mit Gemüsegärten und Koppeln, in denen Pferde
grasten. Die drei Jäger wurden an den Hütten vorbei zu
einer großen Scheune geführt. Auf eine Wand war ein
Hexenauge aufgemalt. Die Scheune stand dicht bei einem
weitläufigen einstöckigen Haus.
    Das Anwesen gehörte natürlich dem Dorfschlachter, einem
knorrigen, sehnigen Mann, einem Vogel nicht unähnlich. Der
Schlachter würdigte den Kobold keines Blickes und musterte statt
dessen aufmerksam die Jäger. Dann führte er sie in die
Scheune und befahl ihnen, dort auf den Rat der Dorfältesten zu
warten. Die drei tränkten ihre Pferde, rieben sie trocken und
striegelten sie. Danach bereiteten sich Anaxander und Shem jeder ein
Lager aus sauberem Stroh und legten sich zum Schlafen nieder. Karl
hockte sich neben das große Tor der Scheune und ärgerte
sich mal wieder über die Unfreundlichkeit der Dörfler,
obwohl er sich inzwischen längst an die Demütigungen und
die Überheblichkeit der Umwandler hätte gewöhnen
müssen.
    Vor der Scheune senkte sich ein grasbewachsener Abhang dem Seeufer
zu.

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