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Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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schneller zu schlagen. Er ging zu ihm
hinüber. Auf halbem Weg versanken die Lichter des Dorfes und des
Hauses hinter ihm, aber der Mondschein und das kalte Flackern des
Nordlichtes verbreiteten genügend Helligkeit.
    Das Mädchen saß mit untergeschlagenen Beinen am Boden
und hatte den Oberkörper über die Knie gebeugt. Es schien
überhaupt nicht zu atmen.
    »Auch ich konnte nicht schlafen«, sagte Karl zu ihm.
Keine Antwort. Als er sich neben die junge Frau hinkniete, bemerkte
er das Weiße in ihren Augen unter den halbgeschlossenen Lidern.
»He, du«, sagte er leise und wagte es, sie an der Schulter
zu berühren. Ihre Gestalt erbebte leise, und im gleichen Moment
fühlte Karl, wie sich seine Haut unter einer plötzlichen
Kältewelle zusammenzog.
    Die Umwandlung!
    Der Mund der jungen Frau stand offen, und Karl meinte ihre Zunge
herausschnellen zu sehen. Nein – was immer es war, was da aus
ihrem Mund baumelte, es sah aus wie die Schnüre einer kleinen
Geißel. Im nächsten Moment befreiten sich staubige
Flügel aus dem Lippenoval des Mädchengesichtes, und eine
dicke, fette Motte sank flatternd zu Boden. Ein hohles Gurgeln des
Mädchens begleitete diesen Vorgang. Irgend etwas anderes
drängte sich mit langsamen Zuckungen aus seinem Mund.
    Voller Entsetzen stob Karl davon, stürzte und rieb sich dabei
Grasflecken in die Hose. Seine Fingernägel gruben sich in den
Boden, er riß sich hoch und lief weiter. In der dumpfen,
staubigen Hitze der Scheune lag er lange wach und erlebte immer
wieder, wie sich die fette Motte und das seltsame Ding aus dem
Mädchenmund in die Welt hinauszwängten. Selbst hier vor dem
Bau des Urwesens, hingestreckt auf weichen Farnwedeln, erschauerte er
trotz der warmen Witterung bei dieser Erinnerung, und sein Magen
verkrampfte sich. Seine Mutter hatte recht mit dem, was sie immer
behauptet hatte (und das hatte sie sehr häufig getan!): Die
Umwandler seien keine menschlichen Wesen.
    Die Sonne sank tiefer und streifte die Spitzen der Farnwedel an
der Stelle, an der Shem sich versteckt hatte. Nach längerem
Warten bemerkte Karl eine Bewegung in dem Loch im Fundament der
Ruine, und das Urwesen streckte seinen zottigen Kopf ins Freie, um
mißtrauisch die Luft einzuziehen, ehe es unbeholfen ins Freie
kroch.
    Sofort war Karl auf den Beinen. Anaxander folgte furchtsam seinem
Beispiel. Das Urwesen riß sein Gewehr hoch. Deutlich war das
metallische Klicken zu hören. Doch der Knall blieb aus.
»Zur Hölle«, fluchte das Urwesen mit hoher,
krächzender Stimme. In diesem Moment sprang Shem aus seinem
Versteck und schlug es von hinten zu Boden.
     
    Das Urwesen war natürlich weiblichen Geschlechts. Karl hatte
dies schon aus der Art geschlossen, wie es das Einhorn umgebracht
hatte. Es war eine alte, dürre Frau, bekleidet mit einer Art
Mantel aus schlecht gegerbtem Hirschfell, ausgeblichenen Jeans in der
Mode der Vorzeit und einem Arbeitshemd, alles eher Lumpen als
Kleider. Ihre Haare waren zu strähnigen Flechten gebunden. Aber
sie konnte sprechen, und als sie merkte, daß man sie nicht
sogleich töten würde, wurde sie geschwätzig und
erzählte Karl, daß das Einhorn ihr freiwillig gefolgt sei,
um ihr sein großes goldenes Horn in den Schoß zu legen.
Dies sei der Moment gewesen, in dem sie dem Tier die Kehle
durchgeschnitten habe. Ihr runzliges Gesicht verzog sich zu einem
Lächeln. »Ich dachte, es wolle mich
aufspießen.«
    »Das hätte es auch, wenn du nicht unbefleckt gewesen
wärest.« Karl verspürte ein kaltes, reines
Hochgefühl. Er konnte seine Ungeduld kaum bändigen, alles
Wissen, das in diesem Geschöpf schlummerte, aus ihm
herauszupressen.
    »Noch jungfräulich – ganz richtig, das bin ich.
Außer einigen unserer Mädchen ist nie jemand hier
herausgekommen, ha, ha.« Dann runzelte die Alte die Stirn und
sagte: »Ich hasse dieses Zeug, das sie da treiben. Ich
verabscheue sie.«
    Karl brauchte ihr tatsächlich nur einen kleinen Anstoß
zu geben, und sie erzählte ihm ihre ganze Lebensgeschichte. Ihr
Name sei Liza Jane Howard, behauptete sie, und sie habe die meiste
Zeit ihres Lebens hier draußen verbracht. »Als die Zeit
der Umwandlung kam, hat Papa mich hier versteckt. Er war Biologe und
wußte, daß er sterben mußte, denn jeder, der die
Pubertät hinter sich hatte, war dazu verdammt. Aber er
wußte nicht, daß es das Werk der Superhellen war. Ich
habe es auch lange Zeit nicht gewußt. Sie veränderten die
Bakterien im Darm, so daß sie jeden Erwachsenen töteten,
versteht ihr. Nach

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