Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
Vom Netzwerk:
nicht den
Kopf an der mit Spinnweben übersäten Decke zu
stoßen.
    Unverständliche Worte vor sich hinmurmelnd durchwühlte
das Urwesen einen Berg von Utensilien und scheuchte dabei Heerscharen
von Insekten auf, die sich sofort in die dunklen Ecken
flüchteten.
    Schließlich förderte die Alte etwas Großes,
Rechteckiges zutage. Sie öffnete es und zeigte dem Jungen die
farbigen Bilder darin. »Schau nur hin, sieh es dir genau
an.« Dabei blätterte sie dicht vor Karls Nasenspitze die
Seiten des Buches auf.
    Die Bilder bewegten sich nicht, wie eines der anderen Urwesen es
Karl einmal erzählt hatte. Trotzdem war er bei ihrem Anblick wie
gebannt: Zeichnungen von Drachen und Greifen, von einem Einhorn, das
seine zierlichen Hufe in eine unglaublich dichte Laube setzte, das
Bild eines Dorfes…
    Karl riß das Buch an sich und starrte im flackernden
Kerzenschein auf das Bild: Eine Ansammlung weißer,
reetgedeckter Katen, geschützt von einem hohen Zaun aus
Dornenranken, auf einer Lichtung in einem dunklen Wald.
    »Was ist das?« fragte er und konnte nicht verstehen,
wieso ein Buch aus der Vorzeit Bilder vom Hier und Jetzt zeigte.
    Das Urwesen kicherte, die Runzeln in seinem Gesicht warfen tiefe
Schatten. »Ein Kinderbuch, verstehst du? Etwas, das extra
für Kinder angefertigt wurde, damit sie etwas zum Schauen haben,
mit Geschichten von wunderschön herausgeputzten Orten, um sie zu
erfreuen und zu unterhalten. Als sie die Welt zu verändern
begannen, waren die Superhellen gerade Kinder, höchstens so alt
wie ich damals. Ungefähr acht Jahre, denke ich. Kann mich aber
kaum noch daran erinnern. Die meisten waren jedenfalls jünger
als ich. Sie kannten nur das da, sonst nichts. Also wurde die Welt
nach solchen Vorlagen verändert. Sie nannten diese Vorlagen
Märchenbücher. Nur, daß diese Märchen zur
Wirklichkeit wurden, und daß dieses Utopia auf den Gebeinen all
derer errichtet wurde, die zu jener Zeit damals lebten. Schau mal,
ich will dir noch etwas zeigen.«
    Während die Alte in ihren Sachen wühlte, blätterte
Karl die feuchten, fleckigen Seiten um und betrachtete blinzelnd die
phantastischen Illustrationen des jetzt völlig Vertrauten und
Normalen. Die Alte richtete sich auf und wandte sich dem Jungen zu.
Karl sah die kleine Pistole in ihrer Hand. Etwas in seinem Innern
entkrampfte sich, und er wurde ganz ruhig. Er hatte auf einen solchen
Trick gewartet.
    »Mein Gewehr mag versagt haben«, meinte die Frau ruhig.
»Aber auch das hier dürfte mit dir und deinen Freunden
leicht fertig werden. Nichts für ungut!«
    Das Klicken des Hahns hallte schwach durch das feuchte Halbdunkel.
Wieder blieb es danach ruhig.
    »Das ist Anaxander«, klärte Karl die Alte auf.
»Er ist zwar ein Idiot, verfügt aber als Umwandler
über die Kraft, Waffen, die gegen ihn oder seine Freunde
gerichtet werden, wirkungslos zu machen. Er braucht nicht mal
darüber nachzudenken. Es kostet ihn nur ein Blinzeln.«
    Das Urwesen kreischte zornig auf und warf die Waffe nach dem
Jungen. Karl duckte sich, und die Pistole polterte gegen die
Backsteinwand. Die Alte stürzte zum Eingang und zwängte
sich durch das Loch nach draußen. Und dann Stille!
    Die Kerzenflammen verloren ihr Flackern und brannten wieder ruhig.
Ohne Eile sah Karl sich nach der Pistole um und steckte sie in den
Gürtel. Dann kroch er nach draußen.
    Shem stand mit gespreizten Beinen über dem erbärmlich
mageren Körper des Urwesens und säuberte die Klinge seines
Messers vom Blut.
     
    Sehr zu Shems Unmut beharrte Karl darauf, den Leichnam zu
beerdigen. Der ältere Mann hockte sich auf einen Felsen und sah
zu, wie Karl mit einem flachen Brett ein Loch aushob.
Schließlich meinte er verdrossen: »Das ist doch
völlig unnütz. Die Wölfe werden kommen und den Kadaver
wieder freischarren.«
    Karl gab keine Antwort und beeilte sich noch mehr. Trotzdem war es
schon dunkel, als er seine Arbeit schließlich beendete.
Schwitzend rollte er den Leichnam des Urwesens in die Grube,
schaufelte Erde darauf und trat sie fest. Shem sah ihm gelangweilt
zu, Anaxander blies fröhliche Melodienfragmente auf seiner
Flöte.
    Karl nahm einen Stein und ritzte ein Zauberwort darauf ein. Danach
warf er ihn in den Bau des Urwesens. Sofort züngelten drinnen
Flammen auf. Man hatte Karl im Kindesalter lediglich die
Beschwörungsformeln gelehrt, mit denen er die Elemente anrufen
konnte. Aber die genügten völlig.
    Mit Anaxander an der Spitze (er blickte häufiger zurück,
um die Formen der Rauchwolken am

Weitere Kostenlose Bücher