Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
Vom Netzwerk:
mir nicht gesagt, daß die
Maschine heute auf der Oberfläche abgesetzt werden soll. Das ist
schließlich mein Gebiet hier. Ich habe es immer und immer
wieder untersucht. Für die Maschine gibt es hier nichts mehr zu
entdecken.«
    Rackham räkelte sich auf einer Liege in ihrem Garten, eine
Sonnenbrille verbarg ihr Gesicht zur Hälfte. Während der
Verzögerung, mit der Singers Beschwerden in Lichtgeschwindigkeit
zur Erde eilten und durch das JPL-Netz geschleust wurden, und
Rackhams Antworten denselben Weg zurücklegten, musterten sich
die beiden Gesprächspartner unverwandt, eine Höflichkeit,
die zwischen ihnen zur Gewohnheit geworden war. Rackhams
reflektierende Maskerade verunsicherte Singer. Die Frau wirkte durch
die Brille insektenhaft, ihre Miene gab nichts preis.
    Schließlich sagte sie: »Gerade weil Sie sie schon
erkundet haben, wählten wir diese Gegend von Ishtar Terra. Sie
sollten öfters ihre Funkinformationen durchsehen, Lucian. Sie
enthalten die neuesten Berichte und Meldungen. Aber Sie weigern sich
ja ständig, mit mir über dieses Thema zu
sprechen.«
    Das stimmte, aber er würde es nicht zugeben. Und die
täglichen Listen studierte er nicht mehr, weil die Zahl der
Informationen sich fast verdreifachte, seit die Rettungsmission den
Erdorbit verlassen hatte: Appelle von Anhängern des Ufo-Kultes,
endlich die ›offizielle Lüge‹, die Venus sei eine
superheiße Hölle, zu entlarven; Briefe im
unverständlichen Jargon von Raum-Freaks; politische Aufrufe;
eine Aufzählung von Projekten zur Schaffung einer neuen
Leitfigur für die Werbung – und, und, und…
    Einer wollte gar mit Lucians Hilfe eine Biographie verfassen. Er
konnte sich nicht erst durch diesen ganzen Wust durchlesen, um die
neuesten Berichte und Anweisungen darunter ausfindig zu machen.
    »Außerdem«, fuhr Rackham fort, »sind Sie
nicht der alleinige Besitzer der Venus. Niemand ist das.«
    »Befehlen Sie der Maschine, sie soll sich von mir
fernhalten.«
    Lucian wartete geduldig auf ihre Antwort und betrachtete dabei die
Frau und den ganz gewöhnlichen Tag unten in Kalifornien. Den
Springbrunnen, dessen grünliche Fontäne in den
unnatürlich blauen Himmel aufstieg. Den Avocado-Baum. Die
spiralenförmigen silbernen Wasserlinien der Sprinkler, die den
saftiggrünen Rasen wässerten. Das Flugzeug, das seinen
Kondensstreifen (violette Linie auf tiefhängenden roten Wolken:
vergewaltigt!) von links nach rechts zog – wie die Signatur
eines Künstlers.
    Schließlich kam Rackhams Antwort: »Sagen Sie das der
Maschine selbst. Ich bin nur der Controller Ihrer Mission, nicht Ihr
Psychiater. Reißen Sie sich zusammen, Mann. Morgen oder
übermorgen werden Sie von Küste zu Küste in allen
Nachrichtensendungen zu sehen sein.«
    »In genau 28 Stunden, 14 Minuten.«
    Sie verzog den Mund zu einem Lächeln. »Nun, wenigstens
dazu sind Sie noch in der Lage. Wie fühlen Sie sich,
Lucian?«
    »Ich bin höllisch nervös.«
    »Betrachten Sie es einfach als einen ersten Schritt zu Ihrer
Rückkehr.«
    »Ich kann nicht mehr auf die Erde zurück, das wissen
Sie. Mein Herz würde versagen.«
    Die folgende Pause war länger als die übliche
Verzögerung. In beiläufigem Ton sagte Rackham
schließlich: »Stimmt, Sie müssen sich einer…
Quarantäne auf der Armstrong-Station unterziehen. Dort erhalten
Sie die volle medizinische Versorgung.«
    Singer hatte selbst schon sein medizinisches Profil abgerufen und
wußte gut genug, daß der Kalziummangel seiner Knochen,
die Herzvergrößerung, die Arterienverdünnung oder die
verschiedenen Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf seine Muskulatur
nicht mehr völlig reparabel sein würden. Er hatte zu lange
in der Null-Schwerkraft gelebt, ohne die vorgeschriebenen
Übungen zu absolvieren. Er war sich völlig klar
darüber, was ihn nach seiner Rettung erwartete. Zum ersten
wäre er eine medizinische Kuriosität, zum zweiten aber ein
Krüppel.
    »Hören Sie, ich muß jetzt arbeiten«, brummte
er und schaltete den Sender ab. Danach machte er sich eine Mahlzeit
heiß und nahm sie mit zu einer Luke. Er öffnete deren
Jalousie und schaute beim Essen nach draußen auf die Venus
hinunter. Seine Station hing jetzt über der Nachtseite, und
außer gelegentlichen gegen das aschfarbene Licht aufzuckenden
Blitzen gab es nichts zu sehen. Trotzdem schaute er lange Zeit
hinaus, ehe er sich zu seiner Kammer begab, eine Schlaftablette
schluckte und sich in seinen Kokon einschloß.
    Zum Schlafen war er ständig auf Medikamente angewiesen,

Weitere Kostenlose Bücher