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Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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nächtlichen Himmel zu
betrachten) marschierten die Jäger durch den Wald. Als sie
schließlich die Hügelkuppe erreichten, schwebten langsam
rotierende Lichtbahnen über den Himmel. Anaxander deutete hinauf
und grinste erfreut. Während sie weitergingen, spielte der
Umwandler wie zur ernsten Untermalung der optischen Veränderung
eine getragene Melodie auf seiner Flöte.
    Mit leiser Stimme sagte Shem zu Karl: »Wirf sie weg,
Junge.«
    Automatisch fuhr Karls Hand zu der Pistole in seinem
Gürtel.
    »Sie bringt nichts Gutes. Wenn schon der da…« -
Shem zeigte auf den Idioten, der pfeifend vor ihnen herging –
»verhindern kann, daß die Dinge aus der Vorzeit
funktionieren, dann kann es jeder von denen. Und ich sollte das doch
wissen, oder?«
    »Das haben sie schon mit der Blockierung deines
Sprechvermögens bewiesen.«
    »Möglich. Wie soll ich das beurteilen? Ich möchte
nur verhindern, daß du Probleme bekommst, Junge, sonst
nichts.«
    »Was wird geschehen?« rief Karl aus. »Was wird aus
uns werden, wenn sie uns nicht mehr benötigen?«
    Shem hob die Schultern. Anaxander drehte sich mit leuchtenden
Augen zu ihnen um, ohne sein langsames Flötenspiel zu
unterbrechen. Karl umklammerte die altmodische Pistole, so wirklich
wie jedes Einhorn oder jeder Drache, schleuderte sie aber dann mit
einer plötzlichen Bewegung weit ins Gebüsch. Die Waffe war
nicht mehr wichtig. Karl wußte jetzt, daß die Vorzeit zum
Teil noch lebendig war und immer sein würde – in den
verwunschenen Fabeltieren, in den weißgetünchten
Häusern des kleinen Dorfes am Seeufer, in allen Dörfern
dieser umgewandelten Welt.
    »Komm weiter, Junge«, brummte Shem, und Karl
schloß eilig zu ihm auf.
    Gemeinsam folgten sie dem idiotischen Umwandler in die
Dunkelheit.

 

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TRANSZENDENZ

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    Der kleine Tod, dieser schwarze Moment, in dem sein Geist sich
weder in seinem Körper noch in den Bronovski-Stromkreisen des
Schürfrobots befand, schwand dahin. Wie eine Hand, die sich in
einen Handschuh schiebt, wie ein Mann, der ohne langes Vorspiel die
Umarmung mit seiner Geliebten vollzieht, klinkte Singer sich voll in
die Verbindung ein.
    Die Hölle strömte durch seine Sinne.
    Er überzeugte sich davon, daß die Sprühdüsen
arbeiteten und vollführte eine 360-Grad-Drehung, um sich zu
orientieren. Kristalline Silikone, den Verbindungen des
zerbröselnden Mutterbodens entsprungen, zerplatzten unter den
Laufflächen. Kaum beständiger als beispielsweise Viren
entstammten sie, so glaubte Singer jedenfalls, der Gegenreaktion auf
die Fluorsilikone, die der Schürfrobot ausspuckte. Ihre Linien
hinterließen Emissionsspuren auf dem Grund der langen
gewundenen Verwerfung, die das Tal bildete. Zu beiden Seiten
wölbten sich, mit Felsen jeder Größe
übersät, die Hänge, durch die gallertartige, wabernde
Atmosphäre völlig verzerrt. Externe Sensoren informierten
Singer, daß die Wolkenunterseite bei 48 Kilometern, die
Temperatur hier unten auf den Hochebenen von Ishtar Terra bei 710
Grad Celsius und die Windgeschwindigkeit bei 80 Kilometern pro Stunde
lag: ein relativ milder Frühlingszephir also. Durch die
stumpfrote Trübnis zuckten regelmäßig Blitze von
filigraner Schönheit, und die Sonne war nur ein schwacher
Lichtgürtel am Horizont, der sich an einer Stelle zu einem
matten Auge verdichtete. Lucian Singer fuhr die Greifarme des Robots
aus. Es wurde Zeit, mit der Arbeit zu beginnen, denn
schließlich war die Rettungsexpedition schon in den Orbit
eingeschwenkt und näherte sich seiner Station. Man erwartete von
ihm den Beweis, daß er ebenso gut war wie der neue Operator,
das Cyborg-im-Kasten-Gehirn. Daß er besser war! Dies hier war seine Welt.
    Seit zwei Wochen bearbeitete er eine niedrige Klippe, folgte den
fossilführenden, etwa einen Zentimeter dicken Schieferschichten,
wobei die Sichtsensoren ständig zwischen Normal- und
Großeinstellungen hin und her sprangen, um auch nicht die
geringste Kleinigkeit zu übersehen. Einmal freigelegt,
korrodierten die Fossilien rasch, und so arbeitete Singer im
ständigen Dunst derselben Kurzketten-Fluorsilikone, die die
Außenhaut des Robots bedeckten und schützten. Ähnlich
kurze Zeit nur – kaum eine Minute lang – hatten die
winzigen, zierlichen Spiralen und Kegel und gezackten Linien Bestand,
und er jagte jede durch den Holografie-Analysierer, der seine
Analyse-Bilder ausspie, kaum daß Lucian die nächste
zerbröckelnde Fossilienschicht abgetragen hatte.
    Der Schürf-Robot mit seinen

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