Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
Vom Netzwerk:
ein paar Jahren war alles vorbei. Vermutlich haben
sie die Bakterien dann wieder in ihren ursprünglichen Zustand
zurückverwandelt, damit sie selbst erwachsen werden konnten,
nicht wahr?«
    Karl nickte. So viel hatte er inzwischen auch aus den anderen
Urwesen herausholen können, die er mit seinen Gefährten zur
Strecke gebracht hatte.
    »Ich blieb hier oben«, fuhr die Alte fort, und ihr Blick
wurde unbestimmt. »Ich hielt mich abseits, und auf diese Weise
habe ich überlebt. Sicher, manchmal habe ich mit ein paar meiner
Art geredet, ihnen aber nie verraten, wo ich lebte. Einmal kam ein
kleines Mädchen hier heraus, in den frühen Tagen jener
Zeit. War krank, das arme Ding, starb binnen Monatsfrist an
Lungenentzündung. Hab nie ihren Namen erfahren. War vermutlich
ein Segen für das Kind, nicht wahr? Jetzt bin ich schon seit
mehreren Jahren niemandem mehr begegnet. Bald werden wir alle
verschwunden sein, und nur die Superhellen bleiben
übrig.«
    »Du meinst wohl die Umwandler«, drang Karl in sie.
    »Du weißt nichts darüber, Junge? Dann hör
genau zu. In alten Zeiten fand man einen Weg, die Intelligenz eines
Babys schon im Mutterleib noch vor der Geburt zu steigern. Alle
reichen Leute ließen das machen. Aber sie ahnten nicht, wie
sehr sie damit ihre Kinder verändert hatten – bis die Kids
ihrerseits begannen, die Welt zu verändern. Alle Erwachsenen
auszurotten war nur der erste Schritt.« Die Alte musterte Karl.
»Du wußtest nichts davon?«
    »Nicht alles.« Karls Mutter hatte ihn nie in Geschichte
unterrichtet. Aber seine Mutter war ja selbst erst ein Baby gewesen,
als all dies geschah. Ein ganz normales Baby.
    Shem, der Karl gegenüber am Rand der Lichtung stand,
räusperte sich und spuckte aus. Wie immer mißbilligte er
diese Gespräche, wollte statt dessen so schnell wie möglich
den Job zu Ende bringen. Anaxander zupfte Grashalme aus dem Boden und
starrte das Urwesen mit einer Mischung aus Furcht und Faszination
an.
    »Ich wundere mich selbst, daß ich all diese
Veränderungen so lange überlebt habe«, fuhr das Weib
fort. »Man wachte auf, und in den Bäumen hingen
plötzlich Riesenspinnen, oder kleine Drachen huschten unter die
Felsen und pfiffen dabei wie Teekessel. Die Wölfe kamen wieder,
und man konnte nicht sicher sein, ob sie wirklich oder nur Gespenster
waren. Ha, ha – es wird nicht mehr lange dauern, dann haben sie
diese Welt total aus dem gottverdammten Universum
herausverändert. Und du, mein Junge, wo wirst du dann sein? Hast
du dir schon mal Gedanken darüber gemacht, was sein wird, wenn
ihr Jäger die letzten von uns umgebracht habt?«
    Karl sah im Geist wieder die Kuh vor sich, die man für sie
schon geschlachtet hatte und zu ihrer Rückkehr bereithielt
– wie sie vertrauensvoll ihrem Schlächter gefolgt war, sah
wieder ihren plötzlichen Sturz bei der Berührung seiner
Hand.
    Das Urwesen kicherte. »Weißt du, warum sie die Welt so
sehr veränderten? Hast du jemals einen Blick in die Bücher
aus der Vorzeit geworfen? Mein Vater hat mir jede Menge davon
hinterlassen.«
    Karl konnte nicht lesen, aber zwei oder drei andere Urwesen hatten
schon früher von solchen Büchern gesprochen. Er konnte
seine Neugier kaum mehr zügeln. Noch nie war ihm ein Urwesen
begegnet, das so viel über die Vorzeit wußte – ehe
sich die Dinge verändert hatten.
    »Komm mit hinein, Junge, ich zeige es dir. Ich zeige dir,
woher das alles kommt.«
    »Also gut.«
    Shem sprang auf und legte die Hand auf die Messerscheide an seinem
Gürtel. »Hör mal, Junge, das ist bestimmt keine gute
Idee. Das ist verrückt.«
    »Sie kann mir nichts tun«, knurrte Karl ärgerlich.
Er wollte endlich alles wissen, alles sehen. Anaxander ließ
seine furchtsam geweiteten Augen zwischen Shem und ihm hin und her
wandern.
    »Alles okay, Ax«, beruhigte Karl den Idioten, doch der
schaute unbestimmt zur Seite.
    »Hab doch keinen einzigen Zahn mehr im Mund«,
krächzte das Urwesen. »Außerdem habt ihr mein Gewehr.
Ich will ihm doch nur zeigen, wie es damals war.«
    Shem preßte die Hände auf die Ohren und schüttelte
den Kopf.
    »Nun mach schon!« Karl schob die Alte zu dem Loch in der
Mauer.
    Drinnen stank es nach altem Urin, Schweiß und dem
heißen Talg der Kerzen, die in einigen Nischen der zerfallenden
Backsteinwände brannten. Ein Haufen schmutziger Lumpen bildete
eine Art Lagerstatt, andere Kleider lagen verstreut auf dem Boden
herum. Karl stolperte darüber und wäre beinahe
gestürzt. Der Junge mußte sich ducken, um sich

Weitere Kostenlose Bücher