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Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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zurückholen, auch wenn sie inzwischen einen
teilweisen Gedächtnisverlust erlitten hat.«
    »Zum Teufel, kannst du das nicht von hier aus in ihr
Robot-Programm laden?« knurrte Sarowitz. Donneil hob die
Schultern und lehnte sich gegen eine Rohrverbindung. Wie jedesmal
betrachtete Singer seinen muskulösen Körper mit Abscheu. Er
selbst schwebte regungslos in der Luft, wärmende Sonnenstrahlen
streichelten seinen Rücken.
    »Nun, was ist?« beharrte Sarowitz auf einer Antwort.
    »Ich kann es nicht senden, ohne genau zu wissen, wo sie
steckt. Außerdem sind da zu viele atmosphärische
Störungen, so daß sie das Programm nur teilweise empfangen
könnte. Singer dagegen kann es direkt in sie eingeben.«
    »Ruft Rackham an«, schlug Singer vor.
    »Das kommt überhaupt nicht in Frage«, fauchte
Sarowitz. »Mit dem Problem werden wir auch allein
fertig.«
    Singer verkniff sich ein Lächeln. Er hatte damit gerechnet,
daß Sarowitz keine höhere Instanz einschalten mochte. Das
hätte seinen Stolz verletzt. Er war ein Mann, der es sich nicht
gestattete, anderen gegenüber eine Schwäche zu zeigen. Man
bettelte nicht um Hilfe, nur um seinen Hintern zu retten. Man tat es
selbst – oder ging eben bei dem Versuch drauf.
    »Wir haben kaum eine andere Wahl, Bobby«, erklärte
Donnell. »Entweder warten wir, bis Dianne sich meldet, und dann
dürfte es zu spät sein, irgendwas zu unternehmen –
oder wir schicken Lucian nach unten.«
    »Ihr braucht mir nicht die Pistole auf die Brust zu
setzen«, brummte Sarowitz stirnrunzelnd, schob zwei Finger in
die Brusttasche seines Overalls und fischte den Hauptschlüssel
für Singers ›Fahrstuhl‹ heraus. Mit einer knappen
Drehung schnippte er ihn quer durch den Garten – ein zierlicher,
kostbarer Fisch, der in den Sonnenstrahlen silbern aufblitzte. Als
Singer ihn in der Luft auffing, fügte Sarowitz hinzu: »Und
bau mir ja keinen Mist!«
    »Keine Sorge«, antwortete Singer feixend. »Ich kenne ja schließlich die Venus.«
     
    Der ausgedehnte Moment der Schwärze – und dann
süß heranrauschende Erfüllung.
    Sofort begann Singer die zerklüftete Landschaft zu sondieren
und mußte schockiert feststellen, daß sein Robot nicht
mal in der Nähe des Platzes stand, wo er ihn zurückgelassen
hatte, ehe man ihn in seiner Station festsetzte – am Rand der
Kaldera. Er prüfte das Loran-Raster und stellte fest, daß
der Robot sich ungefähr fünf Kilometer südlich befand.
Wie war die Maschine dorthin gelangt? Sich selbst überlassen
verfügte sie lediglich über einige
Selbsterhaltungsfunktionen wie etwa das Aufschaufeln des Gesteins,
das überall reichlich herumlag, und seine Umwandlung in den
Schutzüberzug aus Fluor-Silikonen.
    Singer drehte sich einmal um seine Achse, konnte aber Diannes
Robot nicht entdecken. Kristalle zersplitterten unter den
Laufflächen. Auch an der Außenhülle der Maschine
klebten sie und hatten um die Antenne herum eine dicke Schicht
gebildet. Mit einem der Präzisionsarme des Robots bürstete
Singer sie herunter. Vielleicht war die Maschine von der Kaldera
weggerollt, in der die Kristalle massenweise keimten, um zu
verhindern, daß sie ihre Außenhaut überwucherten,
dachte Lucian und war erleichtert, daß er zumindest dieses
Mysterium noch rational begründen konnte. Er rief die
Station.
    Sofort antwortete Donnell und überspielte ihm das Programm.
»Wie sieht’s da unten aus? Haben Sie ein Lebenszeichen von
ihr?«
    »Noch nicht. Schalten Sie jetzt wieder ab. Sie könnte
verschwinden wollen, wenn sie merkt, daß wir miteinander
ständigen Kontakt halten.«
    »Okay«, meinte Donnell zögernd. Dann war Singer
wieder allein. Beinahe jedenfalls. Während er weiterrollte und
dabei die einzelnen Frequenzen absuchte, ohne Dianne auf einer von
ihnen aufzuspüren, fühlte er eine schwache, kalte
Berührung, die Anwesenheit von etwas Nichtmenschlichem in seinen
Schaltkreisen, in denen sein Gehirn nistete – einen Geist in der
Maschine.
    Lucian schüttelte das Gefühl ab und schwelgte bei der
weiteren Fahrt in der Kraft des Robots, seines zeitweiligen
Körpers, der über den Boden glitt und die Kristallsplitter
unter den Laufflächen zermahlte, während am Himmel Blitze
zuckten, und er mit den zwanzig Sinnen der Maschine trotz des
spärlichen Lichts alles um sich herum genau registrierte.
    Er hatte als Teenager ein paarmal Speed genommen. Jetzt die
Maschine zu sein, vermittelte ein ähnliches Hochgefühl:
alle Sinne messerscharf, trotz der leichten Überwucherung

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