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Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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seiner
maschinellen Gliedmaßen.
    Fröhlich fuhr Singer vorwärts und suchte eifrig die
Umgebung nach einer Spur von Dianne Lee McCullough ab.
    Zehn Minuten, ehe er sie sah, hatte er sie auf seinem Radar
eingefangen, einen glitzernden Punkt auf dem scheinbaren Hang vor
ihm. Dahinter glühte die Kaldera. Auf dem Boden ringsum war ein
Zickzack-Muster schon erodierender Spuren zu erkennen, jede einzelne
gesäumt von Linien und Ketten kleiner Kristalle. Der
Forschungsrobot stand im Zentrum dieses Gewirrs, ein schimmernder,
gepanzerter Käfer mit Borsten aus Bohrern und Sonden. Spitzen
und Spiralen aus Kristall saßen wie surrealistische Kronen auf
den Antennen und dem Sensor-Turm der Maschine.
    »Dianne?«
    Keine Antwort. Verblüfft drehte Singer seinen Robot um die
eigene Achse. Anhand des Wachstums der Kristalle schätzte er,
daß die jüngsten Spuren am Boden bestimmt schon fünf
Tage alt sein mußten, doch die Kristallgebilde auf ihrem Robot
waren mindestens doppelt so alt. Immer noch zupfte irgend etwas an
seinem Verstand – ein kitzelndes Überbleibsel des
Fremdartigen. Er suchte erneut sämtliche Frequenzen ab –
und verharrte aus einem Impuls heraus auf der einen, auf der Dianne
damals das Knistern übertragen hatte, das sie als die Stimme der
Kristalle bezeichnet hatte. Das Knistern war immer noch zu
hören. Und dann ertönte nach einer Weile ein schwacher
Ruf.
    Singer?
    »Dianne! Was ist los mit Ihnen, Dianne?«
    Abrupt erwachte ihr Robot zum Leben und rollte langsam
rückwärts, den Bohrarm hatte er aufgerichtet wie ein
Skorpion seinen Stachel. Singer folgte langsam, aber die andere
Maschine erhöhte die Geschwindigkeit und rumpelte einen Lavahang
empor. Die Kaldera hinter ihr war wie eine umgestülpte
Schüssel mit einem Teppich aus Kristallspitzen, -Spiralen und
abgeplatzten Bruchstücken – als betrachte man ein Bild von
Max Ernst durch ein dunkles verzerrendes Glas.
    »Singer. Sie sind also zurückgekommen.«
    Ihre Stimme schien nicht aus dem Funkgerät zu tönen,
sondern vibrierte wie ein Echo in den Schaltkreisen, die seinen
Verstand beherbergten.
    »Warum haben Sie den Kontakt abgebrochen? Haben Sie einen
Defekt?«
    »Ich brauche jetzt das Fleisch nicht mehr.«
    »Sie sagen das so sicher. Was wollen Sie sonst sein –
ein Teil der Landschaft?«
    Als sie nicht antwortete, fuhr er fort: »Ich denke dabei an
die Kristalle, die auf Ihnen wuchern.«
    Er fühlte sich selbst entspannt und sicher. Das
Parasiten-Programm in seinem Unterbewußtsein war ein Speer, mit
dem er sie jederzeit durchbohren, niederstrecken und zum Schiff
zurückschicken konnte.
    »Die Kristalle helfen mir, sehen Sie!«
    »Was soll ich sehen, Dianne?«
    »Ich werde es Ihnen zeigen. Aber es wäre alles leichter
gewesen, wenn Sie die Kristalle an Ihrer Antenne nicht entfernt
hätten.«
    »Ich wußte nicht…«
    »Warten Sie«, sagte sie, und plötzlich wurde die
schwache Präsenz des Fremdartigen Wirklichkeit, greifbar wie
eine Person, die dicht hinter Singer stand. Eine neue Art, jemand zu
überrumpeln, mußte er zugeben, als sich der Zugriff
verstärkte. Eine Nebelwand schien um ihn herum aufzuwallen und
verschleierte jeden seiner Sinne. Ohne Panik schwebte er darin –
denn das Gefühl der Panik basierte immer auf einer
Drüsenreaktion. Sein Gehirn aber war von seinen Drüsen
gelöst – und, wie es schien, befreit von allem.
    Dafür aber wuchs seine Furcht. Was stellte sie da mit ihm an?
Wo war sie überhaupt?
    »Hier drüben bin ich«, sagte Dianne Lee McCullough,
und ihre Stimme produzierte in seinem Gehirn die bleiche Vision einer
Frau, die auf einem Felsblock sitzt. Einen Moment lang glaubte
Singer, ein Paar filigraner Flügel an ihrem Rücken zu
sehen.
    »Nur ein kleiner Scherz von mir«, sagte die Frau und
verschwand wie eine platzende Seifenblase. »Tut mir leid, aber
es ist einfach zu schwierig, dieses Bild länger beizubehalten.
Sie hätten wirklich nicht die Kristalle an Ihrer Antenne
abstreifen sollen. Sie verstärken die
Kommunikationsleitung.«
    »Sie haben irgendein Programm in meinen Robot eingespielt,
stimmt’s? Haben Sie ihn von seinem alten Platz
weggefahren?«
    Jetzt sah er eine große, flache Ebene, die sich unter einem
dunkler werdenden Himmel dehnte, beherrscht von einem Patchwork-Ball,
den Singer als die Sonne identifizierte, mit Hilfe von
Röntgenstrahlen sichtbar gemacht. Funkelnde Schleifen und
Kurven, die magnetischen Linien, die die Erhebungen verdeutlichten,
woben ein feines Muster um sie herum. Der

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