Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
Vom Netzwerk:
und
lächelte. »Nun sag nur nicht, daß du immer noch Angst
vor mir hast.«
    Lange Zeit wanderten wir schweigend durch den Wald. Florey schwang
die Tasche über die Spitzen der jungen Farne. Sonnenstrahlen
fielen durch das dichte Laub der Bäume. Bei unserer
Annäherung flatterte ein Papagei auf und flog davon. Einen
Moment später hörten wir seinen krächzenden
Warnruf.
    Ich konnte nicht für immer schweigen, und so stellte ich
schließlich die Frage, die mir am meisten auf den Lippen
brannte – weil ich sie am meisten fürchtete. »Denken
Sie daran, uns wieder zu verlassen?«
    »Nun, ich kann doch nicht für immer hierbleiben.«
Er lachte mich an – und begann plötzlich zu laufen. Ich
rannte hinter ihm her, verfolgte ihn durch das Unterholz, bis wir uns
schließlich lachend und außer Atem unter einer riesigen
Pinie, einem der Urväter des Waldes, zu Boden sinken
ließen.
    Schweratmend lächelten wir uns zu. Schließlich hob
Florey den Arm und berührte den Baumstamm. »Schau
mal!«
    Aus einem Spalt in der rissigen Rinde quoll eine Träne aus
klebrigem Saft. Ein scharlachroter Käfer wand sich in der
Flüssigkeit. »Einst herrschten deine Vorfahren über
die Hälfte dieser Welt, und über ein halbes Dutzend andere
Welten. Deine Vorfahren, und meine. Und nun sieh dir deine Leute an.
Sie werden von Groß-Brasilien beherrscht und wissen es nicht
einmal. Sie sind in ihrem engen Leben, in ihrer kleinen Welt
gefangen. Wie Insekten im Bernstein. Aber du, du bist anders, nicht
wahr?«
    »Ich…«
    »Ganz bestimmt. Du möchtest weg von hier, möchtest
die Fesseln sprengen, die dich hier festhalten.« Und er beugte
sich vor und küßte mich auf die Lippen.
    Ich zuckte zurück, doch nur ein wenig. Seine silbernen Augen
schimmerten wenige Zentimeter von meinen entfernt. Seine Hände
streichelten mein Gesicht. Dann lehnte er sich lächelnd
zurück.
    Seine Hände…
    Ich nahm seine Linke, hielt sie fest. Die Knöchel waren
irgendwie geschwollen, und unter den Gelenken konnte ich etwas
Dünnes, Hartes ertasten.
    »Also schön«, sagte er und machte ein Faust. Und
aus seinen Gelenken sprangen Krallen, schwarz und bis zu einem
gewissen Grad gebogen wie Dornen. Die Klaue über dem Daumen war
etwas größer und hatte den Sporn einer Raubvogelkralle. An
der Spitze war er mit einer durchsichtigen Goldschicht
überzogen. »Ich habe sie mir vor wenigen Jahren einpflanzen
lassen, nachdem ich den Dienst bei der Navy quittiert hatte. Mein
Frachter strandete auf Serenity, und dort war das damals für
kurze Zeit Mode. Eine solche Bewaffnung ist aber bei
Auseinandersetzungen manchmal ganz nützlich.« Er
berührte meine Wange, und ich spürte fünf prickelnde
Punkte auf der Haut. Der nächste (die Spitze der Daumenkralle)
lag dicht unter meinem Auge. Ich fuhr zurück und stand auf.
»Ich dachte, Sie hätten ein eigenes Schiff. Sie
sagten…«
    Florey strich sich über die Stirn. »Ach ja, das.«
Er erhob sich ebenfalls und wischte sich die Piniennadeln von der
Hose. »Kannst du ein Geheimnis für dich behalten,
Clary?«
    »Ich denke schon.«
    »Das, was ich bei meiner Ankunft erzählt habe über
meinen Reichtum und so, habe ich nur gesagt, um deinen Vater zu
beeindrucken, damit er mich nicht gleich hinauswarf und mir Respekt
zollte. Nein, ich bin kein Herzog oder Ähnliches, sondern nur
ein freier Raumfahrer, ein Freespacer. Aber ich komme wirklich von
Elysium – und bin kein Schmarotzer. Die Brücke wird ihren
Zweck erfüllen. Verstehst du, was ich sagen will?«
    »Zum Teil.« Aber ich war mir nicht mehr sicher, was ich
für ihn empfand, wußte nicht, was er mit seinen Lügen
bezwecken wollte.
    »Komm, zeig mir die Ruinen.« Er hielt mir die Hand hin.
Nach kurzem Zaudern ergriff ich sie. Und führte ihn, dumm wie
ich war, zu den Ruinen.
     
    Die Ruinen begannen als lange Leerzeilen zwischen den Bäumen.
Nur dicke, saftige Moospolster wuchsen dort. Wenn man ihnen folgte,
stellte man plötzlich überrascht fest, daß die Steine
zu beiden Seiten die Überreste von Mauern waren, von Gras und
Farn überwuchert. Und dann stand man mitten in den Ruinen, und
hohe Bäume ragten dort auf, wo einmal Häuser gestanden
hatten. Rechteckige Türlöcher klafften in den Wänden
wie Höhleneingänge. Von einigen Häusern waren nur noch
die Keller übrig, inzwischen tiefe Teiche mit unbewegtem,
grünlichem Wasser, über denen ganze Wolken von Moskitos
tanzten. Florey schaute sich kurze Zeit um. Enttäuscht sagte er
dann: »Ich dachte, es wäre mehr davon

Weitere Kostenlose Bücher